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Eden und Orion - Lichtjahre zu dir

Eden und Orion - Lichtjahre zu dir

Titel: Eden und Orion - Lichtjahre zu dir
Autoren: Helen Douglas
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Prolog
    Perran, Juni 2012
    Sie tanzte mit einem anderen.
    Und sie sah irgendwie anders aus als sonst. Ihr kastanienbraunes Haar war hochgesteckt, sodass die Locken, die ihr normalerweise locker über die Schultern fielen, nur noch bis zum Kinn reichten. Die Perlen auf ihrem grünen Kleid wirbelten im Takt ihrer Bewegungen über die Tanzfläche. Als ihre Blicke sich trafen, lächelte sie.

    Er strich sich das Haar aus der Stirn und drängte sich durch die Menge zu ihr. Ohne lange nachzudenken. Ohne sich von seinen Bedenken aufhalten zu lassen.
    »Möchtest du tanzen?«, fragte er.
    Sie grinste. »Ich dachte, du fragst nie!«
    Sie legte einen Arm locker um seine Hüfte und den anderen zart auf seine Schulter. Ihre Körper berührten sich fast – es fehlte nur ein Hauch. Näher konnte man sich nicht sein, außer man klebte aneinander wie Amy und Matt, die sämtliche Körperteile ineinander verhakt hatten.
    Connor zog sie sanft zu sich heran, legte ihren Kopf an seine Schulter und sog den Apfelgeruch ihres Haares ein, die Wärme ihrer Haut und den leichten Duft von Seife – oder war es Parfüm? Um sie herum wummernde Bässe, Lichtwirbel, tanzende Körper – dicht an dicht –, Lachen, Rufe, Winken. Er nahm nichts davon wahr – spürte nur ihren warmen Atem in seinem Nacken, das Hämmern seines eigenen Herzens und seine Hand, die zärtlich ihre Hüfte entlangfuhr und sich schließlich in der Wölbung ihres Rückens niederließ.
    »Connor?«, fragte sie leise.
    Er wandte den Blick nach unten, fand mit seinen Lippen ihren Nacken und küsste sie; zart und leicht.
    »Was machst du da?«, fragte sie irritiert.
    »Das, was ich schon längst hätte tun sollen.«
    Er ließ seine Küsse ihren Nacken aufwärts und zu ihrem Mund wandern. Auf diesen Moment hatte er zwei Jahre lang hingefiebert, von diesem Kuss zwei Jahre geträumt. Sich vorgestellt, wie er all seinen Mut zusammennehmen und sie endlich küssen würde. Wie er ihr endlich sagte, wie sehr er sie liebte. Immer schon geliebt hatte, von Anfang an.
    »Hör auf!«, schrie sie erschrocken. Und so laut, dass sie die Musik mühelos übertönte.
    Er erstarrte. So hatten seine Träume nicht geendet. Aus dem Augenwinkel sah er, wie die Pärchen um sie herum unverhohlen in ihre Richtung starrten und neugierig warteten, was als Nächstes passieren würde.
    »Was hast du denn?«, fragte er.
    »Connor, du bist mein bester Freund. Mehr aber auch nicht. Da ist sonst nichts.«
    »Aber du bist mein Date!«, wandte er ein.
    »Ich dachte, du würdest das verstehen.«
    Sie hatte so laut gesprochen, dass er sie trotz der Musik klar und deutlich verstand – alle anderen, schien es ihm, allerdings auch. Tränen kitzelten in seinen Augen, aber er durfte sich auf keinen Fall die Blöße geben, vor allen anderen zu weinen.
    Er ließ sie los und stürzte aus dem Saal. Eigentlich wollte er raus an die frische Luft, aber Mr Chinn, sein Naturwissenschaftslehrer, blockierte den Weg. Besorgte Fragen von Lehrkräften, ob alles in Ordnung sei mit ihm, waren das Letzte, was Connor jetzt gebrauchen konnte.
    Und so rannte er in die andere Richtung.

Erstes Kapitel
    Perran, März 2012
    Megan war zu spät. Die Fünf-Minuten-Pause und die drei Toleranzminuten für Dauerzuspätkommer waren längst vorbei und die anderen schon alle in der Aula versammelt. Ich stand immer noch draußen und wartete auf sie.
    Es war ein kühler Märzmorgen und der Himmel klar. Über dem Schulgelände zogen zwei Bussarde ihre Kreise. Von hier unten sahen sie aus wie zwei Uhrzeiger, die sich rückwärts drehen. Ich kniff die Augen zusammen, um Megans lila Mantel in der Ferne auszumachen. Da sah ich ihn. Zum ersten Mal. Sah ihn aus dem gleißend weißen Licht des reflektierenden Schnees heraustreten: einen groß gewachsenen Jungen mit hellbraunem Haar, das in der blassen Wintersonne glänzte.
    Er strebte auf den Schuleingang zu und öffnete bereits im Gehen seine Lederjacke. Darunter trug er ein weißes Hemd und den Pulli der Schuluniform. Hastig und beinahe widerwillig schlang er sich die Krawatte um den Nacken und knotete sie nachlässig zu. Er schien den Moment, das unbequeme Ding umbinden zu müssen, so lange wie möglich hinauszögern zu wollen.
    Er schaute kurz in meine Richtung und verschwand dann im Hauptgebäude.
    Das wenige, was ich von ihm gesehen hatte, reichte mir, um mein Urteil zu fällen: Der Typ war umwerfend gut aussehend, selbstsicher und – natürlich – unerreichbar für jemanden wie mich.
    Bis zur
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