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Eden und Orion - Lichtjahre zu dir

Eden und Orion - Lichtjahre zu dir

Titel: Eden und Orion - Lichtjahre zu dir
Autoren: Helen Douglas
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Warten an den Haltestellen in der Kälte und bei Dunkelheit nicht sonderlich angenehm war. An diesem Freitag war mir aber so gar nicht danach, heimzugehen und Miranda und Travis beim Knutschen und bei ihren sterneverdächtigen Abendessensköcheleien zuzusehen.
    Die Strandpromenade war, wie erwartet, leer. Nur die erleuchteten Fenster des Fisherman’s Arms zeugten davon, dass es hier menschliches Leben gab. Ich stampfte mit den Füßen und rieb meine Hände aneinander, um meine Blutzirkulation anzuregen. Der nächste Bus fuhr laut Fahrplan erst in fünfundzwanzig Minuten.
    Ich überlegte kurz, ob ich Miranda anrufen und sie bitten sollte, mich abzuholen, aber mir war klar, dass sie nicht sonderlich erbaut darüber sein würde, mitten in der Nacht in die Stadt zu fahren und sich ihren Freitagabend ruinieren zu lassen. Für ein Taxi hatte ich nicht genug Geld, aber einfach nur herumzustehen war auch keine Lösung – so kalt und zugig, wie es war. Deshalb beschloss ich, ein wenig zu gehen, um mich aufzuwärmen, und an einer der nächsten Haltestellen einzusteigen.
    Ich war vielleicht fünf Minuten unterwegs, als ein Auto neben mir abbremste. Instinktiv zog ich den Kopf ein und lief schneller. Mist, das war ein Fehler , schoss es mir durch den Kopf. Ich hätte an der Bushaltestelle bleiben sollen . Hier draußen würde mich niemand schreien hören .
    Jetzt hielt das Auto am Bordsteinrand an, direkt hinter mir. Ich hörte, wie eine Tür geöffnet und wieder zugeschlagen wurde. Panisch suchte ich mein Handy.
    »Eden!«
    Ich fuhr herum.
    Es war Ryan.
    »Soll ich dich heimfahren?«, fragte er lächelnd.
    Ich versuchte mir meine Erleichterung nicht anmerken zu lassen. »Du weißt wohl nicht, wo ich wohne«, sagte ich freundlich. »Das ist eine halbe Weltreise.«
    »Wieso? Du gehst in meine Schule. So weit kann es also gar nicht sein.«
    »Doch. Über acht Kilometer. Ich wohne in Penpol Cove.«
    Er grinste. »Da wohne ich auch.«
    Plötzlich wusste ich, was mich die ganze Zeit irritiert hatte: »Hier muss man siebzehn sein, um Auto fahren zu dürfen«, sagte ich vorwurfsvoll.
    »Ich weiß«, antwortete Ryan.
    »Aber du bist doch erst sechzehn.«
    Er grinste. »Das ist mir bekannt.«
    Erst zögerte ich einen Moment. Aber es war kalt und der nächste Bus immer noch zwanzig grausam kalte Minuten entfernt.
    Ryan öffnete die Beifahrertür. »Steig ein.«
    Während ich mich anschnallte, zwang ich mich, nicht weiter darüber nachzudenken, ob ich diese Entscheidung vielleicht irgendwann bereuen würde.
    Er ließ den Motor an. Der Motor heulte, und das Auto machte einen Satz. Dann fuhr es stotternd an. Ryan drehte die Heizung höher und das Gebläse an. Warme Luft umströmte mich. Was für ein Gefühl! , dachte ich wohlig. Gerade eben war mir noch kalt und ein bisschen ängstlich zumute, und jetzt, mit Ryan, war mir zwar schön warm, aber dafür war ich richtig ängstlich.
    »Dann stimmen die Gerüchte also.«
    »Welche Gerüchte sollen das denn sein?«
    »Na ja, man hat dich mit dem Auto rumfahren sehen.«
    Ryans Stirn legte sich in Falten. »Man hat mich gesehen? Das klingt nicht gut.«
    Natürlich war er gesehen worden. Alle Mädchen der Schule hatten ihn auf dem Radar. Und Perran war klein.
    »Hast du damit ein Problem?«, fragte ich.
    »Na ja, wie du ganz richtig bemerkt hast, bin ich noch zu jung für einen Führerschein. Deshalb möchte ich nicht zu viel Aufsehen erregen.«
    »Und wieso fährst du dann herum, wenn du das eigentlich noch gar nicht darfst?«
    Ryan wandte den Blick von der Straße und sah mir in die Augen. »Ich laufe nicht gern durch die kalte Nacht«, erwiderte er ehrlich. Dann sah er wieder auf die Straße. »Und du? Warum rennst du eigentlich einsam und allein durch die Dunkelheit?«
    »Ich bin nach der Schule noch mit ein paar Freunden in der Stadt gewesen«, sagte ich. »Und weil um diese Uhrzeit nur noch alle Lichtjahre ein Bus fährt, habe ich beschlossen, zu Fuß zu gehen.«
    Er lächelte, hielt die Augen aber zum Glück auf die Straße gerichtet.
    »Und du? Warst du in der Astronomie-AG?«, wechselte ich das Thema.
    »Ja. Hat richtig Spaß gemacht.«
    »War Connor auch da?«
    Ryan nickte. »Ich wusste gar nicht, dass Astronomie so beliebt ist an der Perran. Der Kurs war brechend voll.«
    »Wirklich? Nach dem, was Connor mir so erzählt hat, dachte ich immer, dass sie dort so ungefähr zu dritt sind, Freaks unter sich eben, plus Mr Chinn.«
    Er lachte. »Hältst du mich für einen Freak?«
    Wir kamen an
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