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Die Legende von Richard und Kahlan 01 - Goodkind, T: Legende von Richard und Kahlan 01 - The Omen Machine

Die Legende von Richard und Kahlan 01 - Goodkind, T: Legende von Richard und Kahlan 01 - The Omen Machine

Titel: Die Legende von Richard und Kahlan 01 - Goodkind, T: Legende von Richard und Kahlan 01 - The Omen Machine
Autoren: Terry Goodkind
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    »Es herrscht Dunkelheit.«
    Unsicher, ob er die leise gesprochenen Worte richtig verstanden hatte, runzelte Richard die Stirn und sah über seine Schulter. Kahlans Miene verhieß Besorgnis; ihr schien die Bedeutung ebenso unklar zu sein wie ihm.
    Der kleine Junge lag auf einem zerschlissenen Teppich, den man unmittelbar vor einem mit bunten Perlenketten behängten Zelt auf dem nackten Erdboden ausgebreitet hatte. Der brechend volle Markt vor dem Palast war zu einer aus Tausenden von Zelten, Wagen und Verkaufsständen bestehenden kleinen Stadt angewachsen. Scharen von Menschen, die anlässlich der großen Hochzeit tags zuvor von nah und fern eingetroffen waren, strömten auf den Marktplatz, wo sie alles kauften, von Andenken und Schmuck bis hin zu frischem Brot und warmen Mahlzeiten, von exotischen Getränken und Arzneien bis zu bunten Perlen.
    Die Brust des Jungen hob sich leicht mit jedem flachen Atemzug, seine Augen jedoch blieben geschlossen. Richard beugte sich über das geschwächte Kind. »Dunkelheit?«
    Der Junge nickte matt. »Überall ringsum herrscht Dunkelheit.«
    Selbstredend war es alles andere als dunkel. Eine strahlende Morgensonne beschien die Menschenmengen, die durch die planlos angelegten Gassen zwischen den Zelten und Wagen strömten. Richard hatte nicht den Eindruck, dass der Junge etwas von dem festlichen Geschehen ringsum mitbekam.
    Seine Worte, so sanft sie bei oberflächlicher Betrachtung klingen mochten, hatten eine andere, düstere Bedeutung, bezogen sich auf einen ganz anderen Ort.
    Aus den Augenwinkeln sah Richard die Passanten ihre Schritte verlangsamen, als diese den Lord Rahl und die Mutter Konfessor stehen bleiben sahen, um mit einem kranken Jungen und dessen Mutter zu sprechen. Ringsumher war der Markt erfüllt von beschwingter Musik, von Gesprächen, Gelächter und lebhaftem Gefeilsche. Für die meisten Passanten war der Anblick Lord Rahls und der Mutter Konfessor ein einmaliges Erlebnis, eines von vielen während der letzten Tage, von dem sie in ihren Heimatländern noch sehr lange erzählen würden.
    Unweit davon standen Gardisten der Ersten Rotte, auch sie mit aufmerksamem Blick, auch wenn sie hauptsächlich die sich nahebei über den Markt schiebenden Menschenmengen im Blick behielten. Es gab zwar keinen Grund, mit irgendwelchen Schwierigkeiten zu rechnen, gleichwohl stellten sie sicher, dass den beiden niemand zu sehr auf den Leib rückte.
    Schließlich herrschte allseits eine gelöste Stimmung. Die Kriegsjahre waren vorbei; es herrschten Frieden und wachsender Wohlstand. Die Hochzeit tags zuvor schien einen Neuanfang zu markieren, die Feier einer Welt bis dato unvorstellbarer Möglichkeiten.
    Inmitten dieser sonnendurchfluteten Heiterkeit erschien die Bemerkung des Jungen Richard wie ein düsterer Makel, der einfach nicht dorthin gehörte.
    Kahlan hockte sich neben ihn. Ihr seidig weißes Kleid, Symbol ihrer Stellung als Mutter Konfessor, schien unter dem vorfrühlingshaften Himmel zu leuchten, so als sei sie ein guter Geist, der in sie gefahren war. Richard schob eine Hand unter die hageren Schultern des Jungen und half ihm ein wenig auf, derweil Kahlan ihm einen Wasserschlauch an die Lippen hielt.
    »Nur einen Schluck, schaffst du das?«
    Der Junge schien sie nicht zu hören, ignorierte ihr Angebot wie auch den Wasserschlauch. »Ich bin allein«, sagte er mit brechender Stimme. »Ganz allein.«
    In seinen Worten schwang so viel Verzweiflung mit, dass Kahlan in stummem Mitgefühl die Hand ausstreckte und die knochige Schulter des Jungen berührte.
    »Du bist nicht allein«, versicherte ihm Richard in einem Ton, der seiner Bemerkung alles Beklemmende nehmen sollte. »Es sind Leute hier, bei dir. Deine Mutter ist hier.«
    »Warum haben mich alle verlassen?«
    Sanft legte ihm Kahlan die Hand auf die sich mühsam hebende Brust. »Dich verlassen?«
    Der Junge, gefangen in einer inneren Vision, stöhnte und wimmerte, warf den Kopf hin und her. »Warum haben sie mich nur in dieser Kälte und Dunkelheit zurückgelassen?«
    »Wer hat dich zurückgelassen?« Richard musste sich konzentrieren, um sicher zu sein, dass er die leisen Worte des Jungen überhaupt verstand. »Wo hat man dich zurückgelassen?«
    »Ich habe Träume geträumt«, sagte der Junge, plötzlich ein wenig munterer.
    Der merkwürdige Themenwechsel ließ Richard die Stirn runzeln. »Was waren das für Träume?«
    Verwirrtheit und Orientierungslosigkeit gewannen erneut die Oberhand. »Warum habe ich Träume
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