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Eden und Orion - Lichtjahre zu dir

Eden und Orion - Lichtjahre zu dir

Titel: Eden und Orion - Lichtjahre zu dir
Autoren: Helen Douglas
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Oberkörper. Ryan hatte sich leicht von mir weggedreht und betrachtete konzentriert die einsame Palme vor dem Kunstraum. Er hatte seinen Pullover ausgezogen und seine Hemdsärmel hochgekrempelt. Die Härchen auf seinen Unterarmen glänzten golden; die Hände lagen geballt auf seinen Oberschenkeln. Sein Bizeps zeichnete sich unter dem Hemd stramm und deutlich ab, genau wie die Form seines Brustkorbs, der so durchtrainiert aussah wie bei einem Athleten.
    »Machst du viel Sport?«, fragte ich.
    »Nö«, antwortete Ryan leicht irritiert. Ihm war nicht entgangen, dass ich seinen Brustkorb angestarrt hatte.
    »Na ja, ich meine nur, weil du so muskulös bist.« Die Worte rutschten mir schneller heraus, als mir lieb war – und vor allem, bevor ich mich bremsen konnte.
    Ryan hob eine Augenbraue. »Und? Ist das was Gutes?«
    Ich wurde rot. »Äh, also, das spielt eigentlich keine Rolle. Ich kann deine Muskeln nur nicht zeichnen. Ich bin nämlich ziemlich schlecht in Kunst, weißt du?«
    »Darf ich mal sehen, was du bis jetzt schon hast?«
    »Definitiv nicht!«
    Die Zeit verging viel zu schnell. Ehe ich richtig fertig war, forderte Mrs Link uns auf, unsere Ergebnisse zu präsentieren. Wir sollten gemeinsam mit unserem Zeichenpartner auswerten, was besonders gelungen sei und woran der andere noch arbeiten müsse.
    »Also dann«, sagte Ryan und schob mir seine Zeichnung hin.
    Sie war wirklich gelungen. Das Mädchen auf seinem Block kaute an der Unterlippe und schaute nachdenklich in die Ferne. Ihre langen Locken fielen wild in alle Richtungen, und ihr Blick hatte etwas Ernstes. Auch die Farbe ihrer Wangen hatte Ryan gut abgebildet: Sie waren leicht gerötet und verrieten meine Verlegenheit. Er hatte mich genau getroffen. Nur dass ich auf dem Papier attraktiver war als in echt.
    »Und? Was ist mir gut gelungen?«, fragte Ryan und lächelte schief.
    »Wie mein Haar fällt«, sagte ich spontan, »das ist wirklich gut getroffen.«
    Er lächelte schüchtern. »Und was muss ich verbessern?«
    »Keine Ahnung. Na ja, außer, dass ich irgendwie zu perfekt aussehe bei dir. Irgendwie gar nicht richtig echt.«
    »Ich habe gezeichnet, was ich gesehen habe«, antwortete Ryan schlicht.
    Ich biss auf meine Lippe und wusste nicht, was ich antworten sollte. »Ich sähe gerne so gut aus«, sagte ich schließlich, zuckte mit den Schultern und versuchte selbstironisch zu lächeln.
    »Okay, dann zeig mal dein Bild her.«
    Ich schob meinen Skizzenblock zu ihm. »Mir reichen übrigens zwei Kritikpunkte«, sagte ich. »Dass so ziemlich alles schiefgegangen ist, weiß ich selbst.«
    Ryan grinste, als unsere Blicke sich trafen.
    »Sieht auf jeden Fall schon mal menschlich aus. Ich muss nur dringend was mit meinen Haaren machen.«
    Ich kicherte.
    »Nächste Woche machen wir eine Exkursion«, unterbrach Mrs Link. »Wir fahren zum Eden-Projekt und zeichnen Pflanzen. Ihr seid ganztägig vom Unterricht befreit. Pünktlich zum Schulschluss um halb vier sind wir dann wieder zurück.«
    »Was ist das Eden-Projekt? «, fragte Ryan.
    »Diese Kuppelbauten in den stillgelegten Lehmgruben von St Austell, die aussehen wie Riesengewächshäuser«, erklärte ich. »In jedem Gebäude werden Pflanzen aus anderen Biosphären gezüchtet. Ziemlich cool, das Ganze.«
    »Und das Projekt heißt Eden? «
    Ich nickte. »Wie der Garten Eden.«
    »Hab ich schon verstanden.«
    Es läutete, und ich packte meinen Skizzenblock ein. Ryan glitt von seinem Stuhl und schritt gut gelaunt aus dem Raum. An der Tür drehte er sich kurz zu mir um.
    »Danke, Partner«, sagte er und grinste breit.

Zweites Kapitel
    Megan brachte mich zur Bushaltestelle. Nach der Schule waren wir im Kino gewesen und hatten dann noch ein paar Pommes gegessen. Mittlerweile war es dunkel und ziemlich kalt draußen.
    »Ich warte mit dir, bis der Bus kommt.«
    »Brauchst du nicht. Geh ruhig heim. Wir treffen uns morgen am Strand.«
    Megan nickte erleichtert und umarmte mich. »Schreib mir eine SMS, wenn du gut angekommen bist, ja?«, rief sie, als sie schon halb die Straße runter war.
    Ich winkte zurück und nickte. Plötzlich fühlte ich mich ziemlich einsam.
    Im Sommer wimmelte es in Perran von Touristen, aber im Winter war die Stadt wie ausgestorben. Teilweise hatte man die Strandpromenade dann ganz für sich alleine, weil die Läden alle geschlossen hatten und auch keine Autos in dieser Gegend unterwegs waren.
    Winters unternahm ich nach dem Unterricht eigentlich selten etwas, weil so wenig Busse fuhren und das
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