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Mittelalter, 100 Bilder - 100 Fakten

Mittelalter, 100 Bilder - 100 Fakten

Titel: Mittelalter, 100 Bilder - 100 Fakten
Autoren: Reinhard Barth
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Vorwort
    Spuren des Mittelalters sind auch heute noch überall zu finden. Kaiserpfalzen, Ritterburgen und Wehranlagen haben die Zeiten überdauert, in den Städten ragen romanische und gotische Kirchen auf und es gibt jahrhundertealte bürgerliche Wohnhäuser und Verwaltungsgebäude. In den Stadtgrundrissen ist vielfach die mittelalterliche Anlage noch zu erkennen. Vieles, was heute unser Leben prägt, ist im Mittelalter entstanden – die kommunale Selbstverwaltung, Parlamente, der Nationalstaat. Selbst die europäische Einigung ist schon vorgebildet im Reich Karls des Großen. Und auch politische Probleme der Gegenwart haben ihre Wurzeln nicht selten im Mittelalter, denken wir an die Kreuzzüge, die, obwohl 900 Jahre her, nach wie vor die Verständigung zwischen dem Islam und der westlichen Welt erschweren.
    Natürlich kann es trotz gutgemeinter Versuche, wie sie etwa auf Mittelalter-Festivals unternommen werden, nicht gelingen, das Lebensgefühl von damals wieder herzustellen. Dafür ist uns diese Epoche denn doch zu weit entrückt, mit ihrem Eingebundensein der Menschen in feste Gemeinschaften von der Familie bis zu den Standesverbänden, dem weitgehenden Fehlen aller zivilisatorischen Annehmlichkeiten, der Härte des Lebens, da Krankheit und Tod allgegenwärtig waren, dem unmittelbaren Nebeneinander von glühender Leidenschaftlichkeit und kindlicher Fantasie, und dem christlichen Glauben, der alles überwölbte.
    Die ersten Definitionen vom Mittelalter gaben die Humanisten im 15. Jahrhundert. Für sie galt der gesamte Zeitraum zwischen dem Untergang des Weströmischen Reiches und ihrer eigenen glorreichen Epoche, da die Antike wiedergeboren wurde, als ein finsteres und trauriges Kapitel der Menschheitsgeschichte, das man am besten ganz vergaß. Völlig anders sahen es die Romantiker um die Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert. Sie träumten sich hinein in die Zeit der Burgfräulein und Minnesänger und feierten das Mittelalter als Höhe und Mitte des Geschichtsverlaufs, nach der es eigentlich nur noch bergab gegangen sei.
    Immerhin setzte in der Romantik auch die wissenschaftliche Erforschung des Mittelalters ein, historische Gesellschaften wurden gegründet, die aus den Archiven die alten Urkunden und Chroniken ans Licht brachten und neu zugänglich machten. Und allmählich gewannen die Umrisse des Mittelalters Gestalt; man verständigte sich im 19. und 20. Jahrhundert auf folgende allgemeine Kennzeichen: Synthese von Römischem, Christlichem und Germanischem; hierarchisch gegliederte, ständische Gesellschaftsordnung; Konzeption universaler Gewalten (Kaiser, Papst); Europa als Rahmen. Bei der Festlegung des Zeitraumes bürgerte es sich ein, ungefähr dem Vorbild der Humanisten zu folgen, d.h. das Mittelalter mit dem Ende des Weströmischen Reiches 476 beginnen zu lassen, das 15. Jahrhundert aber noch fast vollständig dazuzuschlagen. Zäsur ist hier die Entdeckung Amerikas 1492 durch Kolumbus und Vasco da Gamas Fahrt nach Indien 1497/98, womit Europas Ausgreifen in die Welt begann.
    Von der „Farbigkeit und Intensität“ des Lebens im Mittelalter spricht der große niederländische Historiker Johan Huizinga (1872–1945). Die Themenpalette unseres aus Text und Bild gleichwertig zusammengesetzten Buches versucht möglichst viel davon wiederzugeben.

Goten, Wandalen, Langobarden
Germanische Staatsgründungen auf römischem Boden (4.-8. Jh.)
    Den Römern waren die Germanen immer unheimlich. Sie fürchteten den Kampfesmut der Völker aus dem Norden jenseits der Alpen. Aber sie bewunderten sie auch wegen ihres Familiensinnes und der Reinheit ihrer Sitten.
    Die Grenze zwischen dem Römischen Reich und Germanien war zwar militärisch gesichert, aber auch durchlässig, für Kaufleute zum Beispiel, die ihre Waren im Norden an den Mann (und an die Frau) brachten. Erzeugnisse aus der verfeinerten Kultur des Mittelmeerraumes fanden so ihren Weg ins wenig entwickelte Land. Germanen verdingten sich als Söldner im römischen Heer. Denn Kriegführen, das wusste schon der römische Schriftsteller Tacitus, war eine Beschäftigung, die bei den Germanen hoch im Kurs stand, „gilt es doch bei ihnen als schlapp und unwürdig, sich im Schweiße seines Angesichts das mühsam zu erarbeiten, was man im blutigen Kampfe erringen kann.“
Reichsteilung
    Rom hatte schon verschiedentlich einzelnen germanischen Stämmen erlaubt, sich in seinem Herrschaftsgebiet anzusiedeln. Daraus wurde, angestoßen durch das Vordringen der Hunnen in
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