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Eden und Orion - Lichtjahre zu dir

Eden und Orion - Lichtjahre zu dir

Titel: Eden und Orion - Lichtjahre zu dir
Autoren: Helen Douglas
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hegte, dass eine Party aus dem Ruder laufen könnte, durfte ich nicht hin.
    »Megans Vater hat mich gefahren«, antwortete ich wie aus der Pistole geschossen. Die Lüge ging mir ganz leicht über die Lippen. Wenn ich auch nur angedeutet hätte, dass ich mit einem Mitschüler gefahren sei, hätte ich vermutlich bis Weihnachten Hausarrest bekommen.
    »Magst du den Rest machen?« Miranda schob mir die Zeitung mit dem angefangenen Kreuzworträtsel hin.
    Jetzt klinkte sich auch Travis in die Unterhaltung ein. »Hast du schon etwas gegessen?«, fragte er. »Ich habe Teriyaki-Ente mit Quinoa und Rucolasalat gemacht. Salat ist leider keiner mehr da, aber wir haben noch einen Rest Ente.«
    Ich funkelte Travis wütend an, schließlich wusste er ganz genau, dass ich Vegetarierin bin. »Danke, ich habe keinen Hunger«, sagte ich, »aber nett, dass du an mich gedacht hast.«
    »Schmeckt wirklich lecker«, hakte Travis nach. »Ein bisschen fett zwar, aber das schadet dir ja nichts. Du solltest ohnehin mal was auf die Rippen bekommen.«
    »Danke, aber bevor ich einen verwesenden Kadaver esse, bleibe ich lieber so, wie ich bin.«
    Er lächelte dünn. »Ich bin ja mal gespannt, wann diese Phase vorbei ist und du gutes Essen mit einem ordentlichen Stück Fleisch wieder zu schätzen weißt.«
    »Und ich bin mal gespannt, wann du endlich aufhörst, mich so von oben herab zu behandeln«, erwiderte ich süffisant.
    »Travis ist ein exzellenter Koch«, mischte sich nun auch noch Miranda ein. »Du verpasst wirklich was, wenn du nicht probierst.«
    Travis war gelernter Küchenchef. Vor einigen Monaten war er aus Kalifornien hierhergekommen, um ein Fischrestaurant an der Strandpromenade zu eröffnen. Miranda hatte er kennengelernt, als er den Kaufvertrag für das Restaurant anwaltlich prüfen lassen wollte.
    »Für morgen habe ich Zucchini, rote Paprikaschoten und Champignons gekauft. Vielleicht magst du Veggie-Kebabs zum Abendessen machen?«, fragte sie versöhnlich.
    Ich lächelte dankbar. »Danke, Miranda.«
    Sie warf einen schnellen Blick auf die leeren Weingläser. »Für dich habe ich Saft und Limo gekauft«, sagte sie. Bevor sie Travis kannte, hatte sie nie Alkohol mit nach Hause gebracht.
    »Eden«, sagte Miranda unvermittelt. »Versprichst du mir, dass du morgen auf dieser Strandparty vernünftig bist?«
    Ich nickte. »Ich trink schon nichts, keine Sorge. Falls du das meinst.«
    Sie nickte langsam. »Und wie kommst du dorthin?«
    »Ein Freund nimmt mich mit.«
    Sofort runzelte Miranda missbilligend die Stirn, und die berüchtigte steile Falte zwischen ihren Augenbrauen tauchte wieder auf. »Welcher Freund?«
    »Ryan Westland. Er ist neu an der Perran. Seine Schwester fährt uns.«
    Travis horchte auf und setzte sich gerade. »Westland?«, fragte er neugierig. »Ich habe von denen gehört. Der Vater soll Schriftsteller sein.«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Davon weiß ich nichts.«
    »Die wohnen hier ganz in der Nähe, stimmt’s?«
    »Ja«, antwortete ich knapp. »In dem Bauernhaus am Ende der Trenoweth Lane.«
    »Und wie alt ist seine Schwester?«, erkundigte sich Miranda.
    »Achtzehn«, sagte ich vorsichtshalber.
    »Na gut. Das geht in Ordnung, würde ich sagen.« Miranda lächelte, kuschelte sich an Travis und stellte den Ton wieder an. »Und wenn du magst, mach das Kreuzworträtsel ruhig fertig. Ich komme eh nicht weiter.«

Drittes Kapitel
    Ich schleppte mich durch die leeren Straßen von Penpol Cove. Die kalte Luft kratzte im Hals und stach mir in die Lungen, bis meine Brust sich ganz wund anfühlte. Die ersten beiden Kilometer waren immer die schlimmsten. Meine Glieder fühlten sich kraftlos und gummiartig an, und ich keuchte unkontrolliert vor mich hin. Sobald ich die ersten beiden magischen Kilometer aber geschafft hatte, war ich wieder in meinem alten Rhythmus, das wusste ich aus Erfahrung.
    Meine gewohnte Joggingstrecke führte durchs Dorf und dann weiter in Richtung Penpol Cove. Dabei kam ich genau an jenem Bauernhaus vorbei, in dem Ryan Westland jetzt wohnte. Allein die Vorstellung, dass er mich so sehen könnte, war mir unvorstellbar peinlich. So peinlich, dass ich spontan eine andere Strecke wählte.
    Bilder von ihm tauchten in meinem Kopf auf. Die Lederjacke über seiner Schuluniform. Sein verwuscheltes braunes Haar. Die Zeichnung, die er im Kunstunterricht von mir gemacht hatte. Der Klang seiner Stimme, sein ungewöhnlicher Akzent.
    Mittlerweile hatte ich die Spitze der Klippe erreicht. Ich stellte
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