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Wie Tau im Wuestensand

Wie Tau im Wuestensand

Titel: Wie Tau im Wuestensand
Autoren: Ann Maxwell
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Rücken die Sonne.
    Unter seinen dichten Wimpern suchten
seine Augen die von Holly, suchten nach etwas, das sie beide verloren hatten.
Sein Gesicht war härter, schmaler und von der inneren Anspannung gezeichnet,
die er auch ausstrahlte. Wie ein eingesperrter Löwe wartete er auf ... etwas.
    Der Sattel knirschte, und Sand
Dancer verlagerte sein Gewicht.
    Plötzlich wurde sich Holly klar, daß
sie schon viel zu lange zu Linc hinaufstarrte. Sie wollte sich umdrehen und
irgend etwas Belangloses zu Beth oder zu Jack oder auch nur zu dem Hund sagen.
    Aber niemand war mehr bei ihr.
    Beth, Jack und Freedom hatten sich zurückgezogen
und Holly allein zurückgelassen, damit sie ihren eingebildeten Traum betrachten
konnte. Und zwar ohne Hilfe, ohne Schutz und ohne Rückzugsmöglichkeit. Die
Heftigkeit ihres Schmerzes angesichts von Lincs Gegenwart besiegte sie
augenblicklich. Und sie hatte geglaubt, Linc könne ihr nichts mehr anhaben!
    Jetzt aber erkannte Holly zu ihrem
Schrecken, daß seine Fehleinschätzung immer noch furchtbar weh tat, sie ihn
liebte wie eh und je. Es gab einfach kein Ende ihrer Verwundbarkeit.
    Wenn er sie berühren würde, wäre es
um sie geschehen. Sie besäße nicht die Kraft, ihn nochmals zu verlassen.
    Er hatte sie nina genannt.
    In der
Ferne hörte sie die Geräusche der anderen Fahrzeuge, die den letzten Hügelzug vor Hidden
Springs überquerten. Holly hatte sich unwillkürlich umgewandt und war blitzartig in der
gleißenden Sonne auf die Karawane zu geflohen. Die Luft war hitzeschwer und
trocken.
    Der erste Jeep kroch viel
vorsichtiger den Berg herauf, als Holly hier gefahren war. Da Roger sie nach
Luft ringend alleine am Straßenrand stehen sah, gab er dem Fahrer ein Zeichen
anzuhalten.
    »Was machst du denn hier?« fragte
er. »Liegt dein Wagen im Straßengraben?«
    »Nein.«
    »Steig ein«, bedeutete er ihr und
klatschte auf seinen Schoß. Statt seiner Aufforderung zu folgen, kletterte
Holly auf den vollgestellten Rücksitz. »Was ist los?« erkundigte Roger sich.
    »Ich wollte nur mal sehen, warum ihr
so lange braucht«, log Holly.
    Er schaute ihr in die Augen, dann
sah er das Pferd, das dem Auto entgegenritt. Und den Reiter.
    Lincoln
McKenzie.
    »Hat dieser
Cowboy etwa ...«, begann Roger finster. »Unsinn«, unterbrach sie mit ebenso
schneidender Stimme. Roger schwieg. Er hatte gelernt, ein Thema fallenzulassen,
wenn Holly diesen Ton anschlug.
    Linc brachte seinen Hengst dicht
neben dem Jeep zum Stehen.
    »Hallo, Roger«, grinste er. »Wie
laufen die Geschäfte?«
    Holly bekam eine Gänsehaut. Allein
seine Stimme zu hören, entnervte sie. Sie blickte nicht höher als zu den
Sporen, die an ihrem Fenster kratzten.
    Aber sie konnte nicht umhin, die
elementare Kraft zu bemerken, mit der er den nervösen Hengst zügelte. Zudem gelang
es ihr nicht, sich der Erinnerung daran zu erwehren, als sie Lincs muskulöses
Bein geknetet, seine Kraft mit Zähnen und Zunge gekostet und die erstaunlichen
Unterschiede von seiner Männlichkeit zu ihrer Weiblichkeit entdeckt hatte.
    Sie stöhnte
leise und schloß die Augen.
    »Hallo, McKenzie«, grüßte Roger
zurück. »Das ist aber ein Paradehengst!«
    »Allerdings«,
bemerkte Linc lässig.
    »Ich hätte Shannons Vorschlag
annehmen und ein paar Ihrer Pferde mit in die Fotoserie einplanen sollen.«
    »Hat Holly
das vorgeschlagen?« hakte Linc nach.
    Seine Stimme drückte mehr aus, als
er beabsichtigt hatte. Roger war das nicht entgangen, und er lächelte.
    Wohlwollen
fehlte allerdings dabei.
    »Ja«, erwiderte er, »und zwar im
letzten Jahr, als wir zum ersten Mal Hidden Springs für Aufnahmen in Erwägung
zogen.«
    »Kürzlich hat sie aber den Vorschlag
nicht mehr wiederholt?« quetschte Linc hervor.
    »Nein. Im Gegenteil, Shannon hätte
fast ihren Vertrag gebrochen,
nur um hier nicht mit dabeisein zu müssen.« Dafür wünschte Holly Roger
unverzüglich zum Teufel.
    »Dann
konnte ich sie aber doch überreden«, berichtete ihr Boß stolz.
»Sie ist eben durch und durch ein Profi.«
    »Ja«, erwiderte Linc mit tonloser
Stimme. »Ich weiß, daß ihr die Arbeit mehr als ... mehr als alles auf der Welt
bedeutet.«
    Holly ertappte sich dabei, wie sie
verzweifelt den Kopf schüttelte. Sie erstarrte, aber die anderen hatten es
bereits gemerkt.
    »So stimmt
das nicht«, korrigierte Roger scharf.
    »Shannon hat klipp und klar gesagt,
wenn ich mich nicht anständig benehmen würde, könne ich meinen Vertrag nehmen
und ihn sonstwohin stecken.«
    Lincs
Lächeln blitzte
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