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Wie Tau im Wuestensand

Wie Tau im Wuestensand

Titel: Wie Tau im Wuestensand
Autoren: Ann Maxwell
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mir«,
erwiderte sie. Dann lachte sie spröde. »Vom Regen in die Traufe, eine tolle
Veränderung, nicht wahr?«
    »Alles hat
sich verändert, nina. Ich liebe dich.«
    Holly schlug sich mit der Hand vor
den Mund und biß sich in die Knöchel, um nicht laut aufzubegehren.
    Zu spät, dachte sie
verzweifelt.
    Ich kann ihm einfach nicht mehr
vertrauen.
    Und darf es auch nicht mehr. Denn
wenn ich mich irre, wenn ich wieder hoffe und liebe und lebe ...
    Und dann wieder verliere ...
    »Nein«, sagte sie kalt.
    »Sieh mich an«, forderte Linc sie
auf.
    Seine Stimme war so zärtlich wie
seine Fingerspitzen und sein Kuß.
    Sie schloß die Augen und kämpfte
gegen ihre Hoffnung an.
    Er küßte sie auf die Augen. Sehr
vorsichtig nahm er ihre Hand von ihrem Mund, küßte die Bißspuren, die ihre
Zähne auf ihrer Haut hinterlassen hatten.
    »Ich wußte, daß ich das Mädchen
Holly lieben würde, als ich sie zum ersten Mal zu mir aufblicken sah. Ihr
ganzes Herz lag in ihren Augen«, erinnerte er sich. »Aber ich war siebzehn, und
sie erst neun Jahre alt.«
    Wie ein Hauch erklang seine Stimme,
als ob er mit sich selber spräche.
    »Ich habe Holly zugesehen, wie sie
älter wurde. Eines Nachts rannte sie aus dem Haus meiner Eltern und warf sich
mir in die Arme. Ich hätte meine Alten am liebsten umgebracht, weil sie sie so
geängstigt hatten.«
    Nicht hinhören, ermahnte sie sich.
    Es war unmöglich.
    Seine Fingerspitzen berührten ihr
Gesicht, als ob sie der schöne, zerbrechliche Traum wäre, den er nicht
aufwecken wollte.
    »Dann brachte ich sie nach Hause«,
ging es weiter. »Ich habe sie geküßt und immer wieder geküßt, bis ich zitterte
vor ...«
    Sie versuchte etwas zu sagen, damit
er endlich aufhörte, ihr ihren eigenen Traum in seinen Worten zu erzählen.
    Er aber fuhr unbeirrt fort. Seine
Stimme war heiser vor Verlangen und Reue und einem Gefühl, das sie aus Angst
nicht benennen wollte und dem zu trauen erst recht nicht in Frage kam.
    »Als ich das nächste Mal meine süße
Holly wieder an mich drückte, war es aus einem anderen Grund. Ihre Eltern lagen
im Sterben, und sie weinte an meiner Brust. Da habe ich erfahren, daß geteiltes
Leid genauso bindend ist wie geteilte Leidenschaft. Sie hat mich sie halten,
mit ihr weinen und sie beschützen lassen. Und dann war sie fort.«
    Der Schmerz machte ihn stumm. Um
seine Augen lagen tiefe Schatten.
    »Ich habe niemals eine Frau so sehr
begehrt wie diese eine«, bekannte er. »Erst sechs Jahre später wieder, in
Hidden Springs, als ein katzenäugiges, dunkelhaariges Fotomodell ihre Arme nach
mir ausstreckte und mir ... die ganze Welt versprach.«
    Holly bewegte sich unruhig.
    »Nicht«, sagte sie. »Ich will das
nicht alles noch einmal durchleben. Nicht jetzt, wo ich weiß, wie es endet.«
    Zärtlich und unnachgiebig blieb Linc
am Ball.
    »Plötzlich hatte ich begriffen, wie
es in meinem Vater aussah«, legte er ihr dar. »Ich habe ihn nicht mehr gehaßt.
Aber ich wußte, daß ich mich selbst hassen würde, wenn ich meinen Gefühlen
nachgäbe.«
    Unruhig zerknüllte sie das Laken.
    »Ich habe unter Shannons Glanz Holly
nicht mehr wahrgenommen«, sagte Linc. »Es blieb mir verborgen, daß ich Shannon
begehrte, weil sie Holly war. Ich habe nur eine Frau gesehen, die so
schön war, daß sie die Seele eines Mannes zerstören konnte.«
    »Linc ... nicht!«
    Seine Lippen fuhren über ihren Mund.
Seine Zärtlichkeit, die wie ein Messer durch ihre Seele fuhr, erstickte ihre
Worte.
    »Ich habe gegen diese Tatsachen
rebelliert«, sagte er. »Nur so gedachte ich sicher zu sein vor jener Begierde,
die ich blind und vergeblich ablehnte. Denn sie hat mich wieder gepackt. Und
wie heftig sie mir zu schaffen macht!«
    Linc hielt inne, strich sanft über
Hollys Wangen und brachte ihr Schritt für Schritt nahe, was auch er selbst in
den letzten vier Monaten begriffen hatte.
    »Einmal konnte ich nicht schlafen«,
sagte er. »Ich habe Sand Dancer gesattelt und mir die schwierigsten Strecken
ausgesucht, die es in diesem Umkreis gibt. Obendrein tobte in jener Nacht ein
Sturm, und meine Unternehmung war sehr töricht.«
    Sein trauriges Lächeln zerriß ihr
das Herz. »Aber Menschen, die lieben, machen manchmal dumme Dinge. Sie nehmen
es beispielsweise mit Klapperschlangen auf, um das Leben eines anderen zu
schützen.«
    Linc legte seine Finger unter Hollys
Kinn und hob ihr Gesicht zu sich.
    »Danke für Beth«, sagte er leise.
»Mir war inzwischen klargeworden, daß du nicht die selbstsüchtige Frau
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