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Wie Sie reden, damit Ihr Kind zuhoert und wie Sie zuhoeren, damit Ihr Kind redet

Wie Sie reden, damit Ihr Kind zuhoert und wie Sie zuhoeren, damit Ihr Kind redet

Titel: Wie Sie reden, damit Ihr Kind zuhoert und wie Sie zuhoeren, damit Ihr Kind redet
Autoren: Jan-Uwe Rogge , Angelika Bartram
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hätten.
    Seine Eltern fühlen sich mehr und mehr hilflos. Sie sind sauer, und dem Vater rutscht schließlich der Satz raus: »Wenn du nicht endlich pünktlich nach Hause kommst, wirst du sehen, was du davon hast!« Eigentlich hatte er sich geschworen, solche Sätze nie zu sagen, Sätze wie: »Wenn du das und das nicht sofort machst, dann passiert was!« Seine Mutter hatte ihm immer damit gedroht. Aber jetzt ist er so verärgert über Peter, dass er sich nicht mehr anders zu helfen weiß. »Also, wirklich, Peter, das stinkt uns jetzt!«
    »Ja, ist ja schon gut«, mault Peter.
    »Nichts ist gut!«, beschwert sich der Vater. »Den Rest der Woche bleibst du jetzt zu Hause!«
    Peters Mutter nickt zustimmend, wenn es ihr auch schwerfällt. Die Eltern fühlen sich bei der Androhung dieser Strafe nicht wirklich wohl. Aber was sollen sie tun? Offensichtlich geht es nicht anders. Anscheinend reicht ihr pädagogisches Geschick nicht aus, die Situation anders zu lösen.
    Peter sagte kein Wort und schaut seine Eltern nur traurig an.
    Die Mutter ist schon fast so weit, noch einmal mit ihrem Mann zu sprechen. Der Vater spürt das und erklärt Peter: »Da brauchst du gar nicht so zu schauen.«
    Und fast entschuldigend fügt die Mutter hinzu: »Gern tun wir das auch nicht. Aber du willst es eben so haben!«
»Ich bin doch immer pünktlich!«
    Doch Peter ist ein ausgekochtes Schlitzohr. Am nächsten Tag geht er zu seiner Mutter. Er macht ein lammfrommes Gesicht, setzt sein liebstes Lächeln auf und schmiegt sich an sie: »Mami, es tut mir leid. Ich bin böse zu euch und ihr seid so lieb!«
    Dann schaut er die Mutter an und fleht: »Ich kann die Mathe-Hausaufgaben nicht. Darf ich zu Andreas, der kann mir helfen. Du willst doch, dass ich in der Schule eine gute Note bekomme.«
    Die Mutter fühlt sich überrumpelt: »Na gut, aber sei bitte pünktlich«, sagt sie sanft und streicht Peter über die Haare.
    Peter grinst spitzbübisch: »Ich bin doch immer pünktlich.« Dann schwingt er sich auf sein Fahrrad und düst davon.
    Vom Küchenfenster aus schaut die Mutter ihm lächelnd nach und seufzt: »Jetzt hat er mich mal wieder um den Finger gewickelt.« Dass Peter die Matheschulhefte gar nicht mitgenommen hat, entdeckt sie erst später. Und sie ahnt, dass ihr Mann darüber nicht erfreut sein würde.
»Du solltest konsequenter sein!«
    Als der Vater nach Hause kommt und Peter noch nicht da ist, dauert es keine zwei Minuten, da erreicht seine Stimmung den Siedepunkt.
    »So geht es einfach nicht! Da müsste man mal richtig durchgreifen!«, schimpft er. »Vier Wochen Stubenarrest! Aber das wird dann beinhart durchgezogen!«
    »Ach ja? Von wem denn? Du bist doch wochentags nicht da!«, ereifert sich nun seine Frau.
    »Ich sage dir immer, du solltest konsequenter sein«, beschwert sich der Mann. »Aber nein! Immer wieder lässt du dich von ihm um den Finger wickeln!«
    »Hör auf!«, unterbricht ihn seine Frau scharf. »Als er vorletztes Wochenende nicht weg durfte, weil er zu spät kam … Was war denn da? Da musste er von Freitag bis Samstag zu Hause bleiben und hat genervt. Du hast es nicht ausgehalten, bist mit deinem Fahrrad weggefahren. Und wer hat aufgepasst, dass er nicht weggeht?« Die Stimme der Mutter wird lauter: »Ich! Ich, mein Lieber! So ist es doch immer!«
    »Jetzt bist du ungerecht.«
    »Bin ich nicht!«
    »Bist du doch!«
    Und während sich zwischen den Eltern ein handfester Streit entwickelt, spielt Peter ein paar Häuser weiter ganz entspannt mit seinem Freund David an der Playstation.
    »Hast du nicht eigentlich Hausarrest?«, erkundigt sich David.
    »Schon«, antwortet Peter, ohne seinen Blick vom Bildschirm zu nehmen. »Meine Eltern waren halt stinkig. Wär’ ich auch. Aber wenn sie mir drohen, mach ich mir nichts draus. Die halten sich ja eh nicht dran.«
    »Wer eine Menge großer Worte gebraucht, will nicht informieren, sondern imponieren .«
    [ Oskar von Miller | deutscher Bauingenieur (1855–1934)  ]
Dem Kind die Verantwortung für sein Handeln geben
    Die Situation von Peter und seinen Eltern zeigt die typische Gemengelage von Zuckerbrot und Peitsche, die nicht selten in Strafaktionen mündet, an deren Ende OHNMACHTSGEFÜHLE UND HILFLOSIGKEIT stehen – aufseiten der Eltern wie der Kinder. Mehr noch: Kinder meinen dann schnell, ihre Eltern wären handlungsunfähig, seien nicht in der Lage, klare Entscheidungen zu treffen, man könne mit ihnen machen, was man wolle.
    Die Eltern ihrerseits kommen schnell zu dem
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