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Wie Sie reden, damit Ihr Kind zuhoert und wie Sie zuhoeren, damit Ihr Kind redet

Wie Sie reden, damit Ihr Kind zuhoert und wie Sie zuhoeren, damit Ihr Kind redet

Titel: Wie Sie reden, damit Ihr Kind zuhoert und wie Sie zuhoeren, damit Ihr Kind redet
Autoren: Jan-Uwe Rogge , Angelika Bartram
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ihren Feinden auch nicht mehr gerochen werden. Da siehst du mal, was sich die Tierwelt so alles einfallen lässt, um auf genügend Schlaf zu kommen.«
    Erwartungsvoll und voller Faszination über die Bandbreite seiner Argumentationstaktik sieht Hans Holler seinen Sohn an.
    Christian schenkt seinem Vater ein mitleidiges Lächeln: »Okay, du hast mich überzeugt. Ich geh jetzt ins Bett.«
    Hans Holler klopft seinem Sohn erleichtert auf die Schulter: »Du wirst sehen, zehn Stunden Schlaf – und du fühlst dich wie neu geboren.«
    Aber nun grinst Christian. »Wieso zehn Stunden? Papa, du hast zwei Stunden gelabert, jetzt ist es elf Uhr. Um sieben muss ich wieder aufstehen. Das sind exakt acht Stunden.« Und jetzt klopft er seinem Vater auf die Schulter. »Aber das geht in Ordnung. Acht Stunden Schlaf reichen mir.«
Klare Aussage statt Langatmigkeit
    Hans Holler hatte zwar einen langen Atem – doch auch mit all seinen guten Argumenten hat er sein Ziel nicht erreicht: seinen Sohn Christian davon zu überzeugen, dass dieser zehn Stunden Schlaf braucht. Stattdessen hat er viel erzählt und wenig gesagt, was sein Sohn bemerkenswert geduldig ertragen hat. Am Ende bleibt der Eindruck: Drei Sätze hätten es auch getan, um den VÄTERLICHEN STANDPUNKT zu verdeutlichen. Was natürlich nicht heißt, dass Christian diesen widerspruchslos akzeptiert hätte.
    So hätte der Vater zum Beispiel sagen können:
»Ich weiß, es passt dir nicht, wenn ich möchte, dass du länger schläfst. Aber ich mache mir Gedanken um deine Ruhe. Doch letztendlich ist es deine Entscheidung.«
»Christian, ich habe mir vorgenommen, nicht so viel zu erklären und zu reden. Schließlich kennst du meine Position. Und du hast deine, die ich verstehen kann. Schließlich war ich auch einmal so alt wie du. Damals hat dein Opa, also mein Vater, mit mir geschimpft: ›Es wird gemacht, was ich will. Ich dulde keinen Widerspruch!‹ So etwas möchte ich nicht. Aber ich habe auch eine Verantwortung für dich. Doch ich muss es wohl akzeptieren, wenn du etwas tust, das ich nicht möchte.«
    Kinder können sehr wohl unterscheiden, ob man sie mit viel Gerede gefügig machen will oder ihnen Zeit lässt, sich mit anderen Meinungen auseinanderzusetzen. Manchmal sind Kinder sogar für klare Hinweise dankbar – Jesper Juul hat dies einmal mit einem »NEIN AUS LIEBE« umschrieben. Die vielen Möglichkeiten, die den Heranwachsenden geboten werden, verwirren sie nicht selten, sodass der Standpunkt der Erwachsenen gefragt und gefordert ist. Nur dürfen sie kein sofortiges Einverständnis der Kinder erwarten! Diese werden nicht aufspringen, den Eltern jubelnd um den Hals fallen und sich bei Vater und Mutter für deren Haltung bedanken. Zur kindlichen Autonomie gehört auch, dass sie abwarten, nachdenken und abwägen – und erst dann Schlussfolgerungen ziehen. Mit Befehlen, die den Willen der Kinder brechen, können Eltern zwar erreichen, dass sich ihre Kinder angepasst verhalten. Zu EINSICHT UND CHARAKTERBILDUNG tragen Anordnungen aber nicht bei. So ist es wohl kaum anzunehmen, dass Christian früher geschlafen hätte, wenn sein Vater ihm befohlen hätte, das Licht auszumachen.
    »Der Unterschied zwischen dem richtigen Wort und dem beinahe richtigen ist derselbe wie zwischen dem Blitz und dem Glühwürmchen .«
    [ Mark Twain | amerikanischer Schriftsteller (1835–1910) ]

Die
Konsequenzen
deutlich
ansprechen
    Die Freiheit, sich unter verschiedenen Möglichkeiten für eine Sache zu entscheiden, können Kinder nur genießen, wenn sie um die Meinung ihrer erwachsenen Bezugspersonen wissen, wenn sie spüren, woran sie bei ihnen sind. Allerdings führt ein freiheitliches Tun, für das man nicht in die Verantwortung genommen wird, zu CHAOS UND GLEICHGÜLTIGKEIT . Kinder nehmen sich die Freiheit, Grenzen zu überschreiten – und das ist gut so! Aber sie müssen auch erleben, dass dies Folgen hat. Derartige Konsequenzen haben nichts mit Strafe zu tun, sie dienen dazu, ein Gefühl von Verantwortung aufzubauen – für sich und für andere.
Peters Trick
    Peter, zehn Jahre, kommt ständig zu spät nach Hause. Aber ihm fällt immer eine Ausrede ein. Mal hat er einen platten Reifen, mal musste er seinem Freund David noch helfen, mal trug er einer alten Frau in der Nachbarschaft die Tasche nach Hause. Die Vielfalt seiner Entschuldigungen ist wirklich unerschöpflich. Und alle bringt er so überzeugend vor, dass man ihm sogar glauben würde, wenn rosa Elefanten die Straßen verstopft
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