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Wie Sie reden, damit Ihr Kind zuhoert und wie Sie zuhoeren, damit Ihr Kind redet

Wie Sie reden, damit Ihr Kind zuhoert und wie Sie zuhoeren, damit Ihr Kind redet

Titel: Wie Sie reden, damit Ihr Kind zuhoert und wie Sie zuhoeren, damit Ihr Kind redet
Autoren: Jan-Uwe Rogge , Angelika Bartram
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Schluss, in der Hand ihrer Kinder zu sein. Dies geht mit Rachegefühlen einher – nach dem Motto: »Wir wollen doch mal sehen, wer hier das Sagen hat!«
    Zudem verdeutlicht die Geschichte einige Gesichtspunkte, die sich aus elterlicher Inkonsequenz ergeben. Drohungen wie »Wenn du zu spät nach Hause kommst, wirst du schon erleben, was du davon hast!« setzen das Kind unter Druck, bringen es aber kaum dazu, konstruktiv bei der Beseitigung des Problems mitzuhelfen. Es kommt vielmehr darauf an, dem Kind den Zusammenhang von FREIHEIT UND VERANTWORTUNG zu verdeutlichen. Ein Satz wie »Ich denke, wenn du bummelst, dann kommst du zu spät hier an. Und über die Konsequenzen habe ich mit dir schon gesprochen. Die kennst du!« lässt dem Kind eine Alternative: Wenn es sich die Freiheit nimmt, unpünktlich zu sein, muss es die Verantwortung für sein Handeln übernehmen. Es ist mithin die Aufgabe des Kindes, pünktlich zu sein. Und dabei können die Eltern den Heranwachsenden sehr wohl unterstützen, indem sie ihn etwa zur rechten Zeit daran erinnern. Das folgende Beispiel veranschaulicht, wie ein konsequentes Handeln aussehen könnte.
    INFO
    Inkonsequentes Handeln meiden
    Elterliche Inkonsequenz verbunden mit Strafen …
führt schnell dazu, dass Eltern ihre unangemessenen Handlungen begründen und im Kind den Schuldigen finden: »Wenn du pünktlich wärest, müssten wir nicht so sein!«
erzeugt einen Machtkampf, der Ohnmacht, Verunsicherung und Rachegefühle hinterlässt.
baut Versagensgefühle beim Kind auf (»Ich bin der Böse!«) und produziert entsprechende Emotionen bei den Eltern (»Wir können nicht erziehen!«).

Der
Standpunkt
gibt
Halt
und bietet
Orientierung
    Konsequenzen sind wichtig, weil sie dem Kind nicht allein Freiheiten lassen, sondern ihm auch Verantwortung für sein Tun aufzeigen. Natürlich sind Kinder nicht begeistert, wenn ihre Grenzübertretungen Folgen haben. Aber sie werden diese akzeptieren und einsehen, wenn sie in einem INNEREN ZUSAMMENHANG mit ihrem Verhalten stehen und eine logische Folge aus ihrem Tun darstellen. Sie wissen dann, woran sie sind und was sie erwartet, wenn sie sich nicht an Absprachen halten – selbst wenn die Einsicht nicht sofort zu beobachten und zu erreichen ist. Schließlich brauchen Kinder Zeit, um sich auf Veränderungen einzulassen.
Marion unterschätzt ihre Mutter
    Seit einiger Zeit kommt auch die zehnjährige Marion ständig zu spät nach Hause. Zwar verspricht sie jedes Mal, pünktlich zu sein. Aber »pünktlich« ist für sie ein dehnbarer Begriff. Zehn oder zwanzig Minuten über die Zeit hinaus, was ist das schon? Marion bemüht sich ja, zum verabredeten Zeitpunkt da zu sein. Aber irgendwie kommt jedes Mal was dazwischen. Manchmal geht es auch einige Tage gut, doch dann reißt der Schlendrian wieder ein.
    Marions Mutter beobachtet das zunächst langmütig und gibt ihrer Tochter einen Vertrauensvorschuss. Der Vater hingegen schlägt das vor, was einem in so einer Situation als Erstes in den Sinn kommt: »Hausarrest, was sonst?«
    Aber Marions Mutter ist dagegen. Sie hält das für unangemessen.
    Sie bittet ihre Tochter um ein Gespräch.
    »Marion, ich finde das Zuspätkommen nicht okay!«, erklärt sie mit fester Stimme.
    »Warum?«, fragt die Tochter patzig.
    »Erstens gibt es eine klare Absprache. Und du sagst, du hältst dich daran.«
    »Das tu ich ja auch … meistens jedenfalls«, versucht Marion sich zu verteidigen.
    Aber ihre Mutter lässt sich nicht beirren: »In den letzten vier Tagen bist du ständig zu spät gekommen: einmal zehn Minuten, dann fünfzehn, zweimal zwanzig Minuten.«
    »Bist du etwa meine Buchhalterin?«, giftet Marion zurück.
    Ihre Mutter bleibt beim Thema und stellt ruhig fest: »Ich finde das nicht zum Lachen. Außerdem ist es jetzt draußen dunkel und ich mache mir Sorgen!«
    »Mir passiert schon nichts«, entgegnet die Tochter betont gelangweilt. Ihr Mutter durchschaut sie: »Nun spiel hier nicht die Coole, Marion. Ich bin schließlich für dich verantwortlich und ich möchte, dass du mich dabei unterstützt.«
»Versprochen!«
    Marion seufzt. »Ich versteh dich ja, Mama!«, lenkt sie ein. »Ich mach’s auch nie mehr. Versprochen!«
    Erwartungsvoll schaut sie ihre Mutter an. Die erwidert Marions Blick und stellt fest: »Das ist mir zu wenig. Hast du eine Idee, was ich tun kann, wenn du die Absprache nicht einhältst?«
    »He?« Marion starrt sie verständnislos an. Im ersten Moment weiß sie nicht, was sie darauf antworten soll. Als
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