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Wie Sie reden, damit Ihr Kind zuhoert und wie Sie zuhoeren, damit Ihr Kind redet

Wie Sie reden, damit Ihr Kind zuhoert und wie Sie zuhoeren, damit Ihr Kind redet

Titel: Wie Sie reden, damit Ihr Kind zuhoert und wie Sie zuhoeren, damit Ihr Kind redet
Autoren: Jan-Uwe Rogge , Angelika Bartram
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sie sich wieder gefangen hat, wirft sie ihrer Mutter vor: »Ach so, du willst mich erpressen! Wenn ich nicht pünktlich hier bin, krieg ich vier Wochen Hausarrest! Oder was?« Verächtlich schüttelt Marion den Kopf: »Voll peinlich! Du bist genau wie Oma, wie die früher zu dir war!«
    Doch Marions Mutter lässt sich von diesem Argument nicht einwickeln. Sie versucht gar nicht erst, sich zu verteidigen, sondern bleibt konsequent: »Ich denke, ich bin anders. Also, hast du eine Idee?«
»Vertrag ist Vertrag!«
    Nach längerem Hin und Her finden beide zu einer Einigung: Kommt Marion zu spät, bleibt sie am nächsten Tag zu Hause. Sie darf zwar ihre Freundinnen einladen, aber nicht zu ihnen gehen. Diese Vereinbarung wird schriftlich formuliert und als Vertrag in der Küche aufgehängt. Immer wenn Marion weggeht, erinnert die Mutter sie an die Absprache.
    »Ist ja schon gut!«, antwortet die Tochter lässig.
    Vier Tage klappt alles wunderbar. Marion kommt pünktlich nach Hause. Am fünften Tag verspätet sie sich erheblich. Mit einem Wortschwall an Erklärungen versucht sie, sich zu entschuldigen.
    Verständnisvoll hört sich die Mutter alles an, nickt zwischendurch sogar. Dann sagte sie ganz klar: »Morgen bleibst du zu Hause! Vertrag ist Vertrag!«
    Marion poltert los, stößt Verwünschungen aus, redet sich in Rage – es hilft nichts. Ihre Mutter bleibt dabei. Marion schmollt. Sie verweigert das Abendessen. Und nur widerwillig lässt sie sich auf das Gutenachtritual ein.
    Am nächsten Nachmittag hat Marion ihre beste Freundin Ingrid eingeladen.
    »Du weißt, warum Marion heute nicht zu dir kommt?«, fragt die Mutter.
    »Nein!«, antwortet Ingrid.
    Die Mutter lacht, klärt Ingrid auf, die staunend zuhört.
    Als Marion hinzukommt, meint ihre Freundin: »So ’ne Mutter möchte ich auch haben!«
    »Wieso?« Marion versteht die Welt nicht mehr.
    »Na ja«, erwidert Ingrid. »Die labert nicht nur. Auf die kann man sich verlassen.«
Kinder wollen wissen, woran sie sind
    Die Geschichte von Marion und ihrer Mutter verdeutlicht, wie die Konsequenzen aussehen können, wenn ein Kind wiederholt zu spät kommt: Marion darf nicht weggehen, dann kann sie auch nicht zu spät kommen. Würde sie stattdessen hören, sie dürfe nun eine Woche nicht mehr fernsehen oder computern, führt das vielleicht dazu, dass sie sich bequemt, pünklich zu sein – aber nicht aus einer INNEREN EINSICHT heraus. Barbara, mittlerweile neun Jahre alt, hat das einmal treffend auf den Punkt gebracht. Sie hatte noch nie Lust zum Aufräumen, was immer wieder zu Konflikten führte. Als sie fünf Jahre war, habe sie in ihrem Zimmer aufgeräumt, »weil ich sonst die ›Sendung mit der Maus‹ nicht hätte sehen dürfen«. Sie grinst breit: »Und nun räume ich nur auf, wenn ich mindestens drei Sendungen zusätzlich sehen darf.«
    Es ist wirklich nicht leicht, Konsequenzen durchzusetzen! Ein Kind wird weiter NACH SCHLUPFLÖCHERN SUCHEN , es ist kreativ und anarchisch. Und es wird Strategien finden, um seine Grenzen auszutesten und Konsequenzen aufzuweichen. »Womit ich meine Eltern am schnellsten rumkriege«, lacht der achtjährige Arne, »ist der Satz: ›Alle anderen dürfen!‹ Bei meiner Mutter sag ich das ganz laut. Die hat dann sofort ein schlechtes Gewissen. Bei Papa wirkt das nicht immer. Aber wenn der abends abgeschlafft nach Hause kommt und seine Ruhe haben will, dann muss ich das nur sagen, und schon gibt er nach!«
    Da bleibt auch Eltern nichts anderes übrig, als kreativ zu sein. Das folgende Beispiel zeigt eine Möglichkeit, wie Eltern mit dem Konsequenzenkiller Nummer eins fertig werden können.
    TIPP
    Gemeinsam über die Folgen reden
Beschreiben Sie das Problem. Schuldzuweisungen (»Das hast du nun davon!«) sollten Sie ebenso vermeiden wie Pauschalurteile (»Du machst das nie …!«).
Das Kind stellt die Situation aus seiner Sicht dar und arbeitet an den Konsequenzen mit.
Formulieren Sie die Folgen in einem ruhigen, verbindlichen Ton.
Die vereinbarten Konsequenzen stellen eine Handlungsgrundlage dar. Je älter die Kinder sind, umso eher ist es möglich, sie auch schriftlich zu fixieren.
Es ist wichtig, dass dem Kind die Konsequenzen klar sind. Beteuerungen wie »Ich mache das nie mehr!« oder Vorwürfe wie »Das ist Erpressung!« sind Versuche, Konsequenzen zu unterlaufen oder sie auszuhebeln.
Schließlich: Die Konsequenzen müssen eingehalten werden, ansonsten machen Sie sich unglaubwürdig. Ihre Verlässlichkeit bleibt dann auf der Strecke und
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