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Wie Sie reden, damit Ihr Kind zuhoert und wie Sie zuhoeren, damit Ihr Kind redet

Wie Sie reden, damit Ihr Kind zuhoert und wie Sie zuhoeren, damit Ihr Kind redet

Titel: Wie Sie reden, damit Ihr Kind zuhoert und wie Sie zuhoeren, damit Ihr Kind redet
Autoren: Jan-Uwe Rogge , Angelika Bartram
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»Muss ich denn immer
alles zehnmal
sagen?«
    Wenn Ihnen dieser Satz bekannt vorkommt, befinden Sie sich in guter Gesellschaft. Denn obwohl die meisten Eltern heute ihr Handeln und ihre Entscheidungsmotive so genau erläutern, schauen die Kinder sie meist nur irritiert an ob des umständlichen Wortschwalls, der da auf sie einprasselt. Die Heranwachsenden sind verwirrt von den umständlichen Formulierungen in immer gleichen Endlosschleifen. Sie wissen nicht, woran sie bei ihren Eltern sind, weil deren STANDPUNKT NICHT KLAR ist, er sich vielmehr in leeren Worthülsen verliert. Dabei wollen die Eltern doch nur erklären und überzeugen – und nicht befehlen, anordnen oder durchsetzen, wie es einst ihre eigenen Eltern taten. Doch schauen sie in die Gesichter ihrer Kinder, dann drücken diese Verständnislosigkeit aus, sie verlangen nach Klarheit und einer Stellungnahme von Vater und Mutter.
Christian und sein Erklärungsvater
    Hans Holler, Vater des zwölfjährigen Christian, nimmt seine Vaterrolle ernst. Er versteht sich selbst als »Erklärungsvater«. Er will, dass sein Sohn die Dinge einsieht und nicht etwas tut, nur weil Hans Holler es von ihm verlangt. Das geht mal mehr und mal weniger gut. Aber vor allem abends beim Zubettgehen geht es gar nicht gut.
    Wie so viele Abende zuvor versucht Hans Holler, seinem Sohn auch an diesem Abend das mit auf den Weg zu geben, was ihm wichtig ist:
    »Christian, es ist 21 Uhr, du solltest wirklich schlafen gehen. Morgen um 7 Uhr musst du wieder fit sein. Dein Körper braucht den Schlaf.«
    Aber Christian fühlt sich noch überhaupt nicht müde: »Papa, warum muss ich zehn Stunden schlafen?«
    »Weil du dich in einer Wachstumsphase befindest.« Ausführlich erklärt Hans Holler seinem Sohn den Zusammenhang von Schlaf, Erholungsphasen und körperlicher Entwicklung. Denn Hans Holler kennt sich aus. Er ist Biologielehrer.
»Das gilt aber nicht für mich!«
    Geduldig hört sein Sohn ihm zu und nickt ab und an. Bis er schließlich feststellt: »Das mag ja alles stimmen, aber nicht für mich. Ich brauche keine zehn Stunden Schlaf. Ich komme mit acht Stunden aus.«
    »Das mag dein subjektives Gefühl sein«, doziert sein Vater weiter. »Aber es entspricht nicht den Tatsachen. Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen …«
    »An mir wurden noch keine wissenschaftlichen Untersuchungen gemacht«, unterbricht ihn sein Sohn.
    »Christian, es geht um dich, um deine Entwicklung, um deine Zukunft. Dein Körper wird es dir danken.«
    »Mein Körper braucht aber keine zehn Stunden Schlaf. Dem reichen acht Stunden. Frag Mama!«
    »Mit deiner Mutter habe ich gerade ein Gespräch darüber geführt. Im Prinzip ist sie meiner Meinung. Jedenfalls hat sie mir nicht widersprochen.«
    »Ja klar. Sie hat sich dann die Ohrhörer aufgesetzt und hat Musik gehört. Und weil du bei ihr nicht mehr landen kannst, bin ich dran.«
    »Christian, als dein Vater fühle ich mich verpflichtet, dir zu vermitteln, was gut für dich ist und was nicht. Und zehn Stunden Schlaf sind erwiesenermaßen gut für dich.«
    »Das sagst du. Meine Erfahrung sagt mir da aber etwas anderes.«
    »Dann bitte ich dich jetzt, deine Erfahrung, die definitiv subjektiv ist, zu überprüfen.«
»Muss das jeden Abend sein?«
    Christians Geduld ist langsam am Ende: »Hey, Papa, komm, müssen wir jeden Abend darüber diskutieren?«
    Hans Holler hebt seinen Zeigefinger. »Reden, Christian, ich möchte mit dir darüber reden. Zehn Stunden Schlaf sind das Optimale für dich. Da müssen wir gar nicht drüber diskutieren. Ich will dich nur davon überzeugen, deinem Körper das zu geben, was er braucht.«
    »Aber mein Körper braucht nur acht Stunden Schlaf.«
    »Christian, gerade gestern habe ich noch einen Artikel gelesen …«
    Und nun berichtet Hans Holler ausführlich über Untersuchungen in einem Schlaflabor, macht dann einen Exkurs über Schlafexperimente bei Schimpansen und belegt mit der These, dass auch Fische schlafen, noch einmal die Wichtigkeit dieses Vorgangs. Wobei es ihm die schlafenden Fische besonders angetan haben.
    »Die Lippfische zum Beispiel«, und hier nimmt seine Stimme einen geradezu schwärmerischen Klang an, »die Lippfische, also nicht alle, aber von einigen Lippfischen, die im Salzwasser leben, weiß man das … Christian, stell dir vor, die tragen sogar eine Art von Pyjama! Wenn sie schlafen wollen, umgeben sie sich mit einer Sekret- und Schleimhülle. Das dient einmal der optischen Täuschung. Außerdem können sie so von
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