Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wie Sand in meinen Händen

Wie Sand in meinen Händen

Titel: Wie Sand in meinen Händen
Autoren: Luanne Rice
Vom Netzwerk:
einladen: Bernie, Tom, Chris …«
    »Und die Drakes. Als Ehrengäste.«
    Honor lachte, stellte sich die Enttäuschung der beiden vor, wenn sie von ihrem Freund, dem Anwalt in Dublin, vom Ausgang der heutigen Anhörung erfuhren. In ebendiesem Moment wurde per Lautsprecher bekanntgegeben, dass die Maschine aus Boston gelandet war und man mit dem Boarding beginnen würde, sobald die Maschine gesäubert und betankt sei.
    »Na also«, sagte John und blickte sich um. »Wo sind die Mädchen?«
    »Komm, wir suchen sie.« Honor stand auf.
    Sie mussten nicht weit gehen. Ihre Töchter waren in einem Geschäft direkt neben dem Boarding-Bereich, das Wollwaren und andere Handarbeiten aus Irland führte. Sie hatten einen Pullover für Brendan, eine Tweedmütze für Tom und ein weißes Leinenhalstuch für Bernie gefunden. Regis zahlte, und gemeinsam kehrten sie zum Flugsteig zurück.
    Auf dem Weg dorthin kamen sie an dem großen Glasfenster vorüber, das auf den Ankunftsbereich hinausging. Die Passagiere des Boston-Fluges kamen den breiten Gang entlang, trugen Handgepäck und schleppten Koffer hinter sich her. Honor blieb stehen, um hinunterzublicken. So viele Familien, so viele Menschen, die aus den unterschiedlichsten persönlichen Gründen nach Irland gekommen waren. Sie dachte daran zurück, was sie bei ihrer Ankunft vor sechs Jahren empfunden hatte. Auch ohne das schreckliche Ereignis in Ballincastle war sie nahe daran gewesen, John zu verlassen.
    Was wäre gewesen, wenn sie es getan hätte? Wenn sie alles aufgegeben hätte, was sie verband, ihre Ehe und alle Gefahren und Herausforderungen, die mit der Liebe einhergingen? Sie sah John an, der nun auf sie wartete. Sein Haar war sehr kurz und fast ergraut. Wenn er lächelte, wie jetzt, sah sie die feinen Linien um Augen und Mund, die sich strahlenförmig ausbreiteten, wie explodierende Sterne. Aber sie sah auch den Jungen, den sie geliebt hatte, seit sie denken konnte, seit der ersten Begegnung am Strand von Star of the Sea.
    »Honor.« Sie dachte, er würde sie zur Eile auffordern, weil sie zum Flugsteig mussten.
    Doch er blickte über ihre Schulter hinweg, durch das Glas auf den Gang hinab, wo die Passagiere aus der Boing strömten. John deutete nach unten. Sie versuchte zu erkennen, was er meinte, suchte nach einem vertrauten Gesicht. Ihr Blick fiel auf eine Nonne, deren Habit mit dem langen schwarzen Schleier an den der Schwestern von Notre-Dame-des-Victoires erinnerte.
    »Bernie!« Honor schnappte nach Luft.
    »Und Tom.« John deutete auf den Mann in ihrer Begleitung.
    »Oh Gott! Wir hätten sie anrufen und ihnen Bescheid sagen sollen! Sie sind mit Sicherheit hergekommen, um Regis beizustehen.« Sie blickte sich fieberhaft um. »Können wir irgendwie zu ihnen, um ihnen zu sagen, wie die Sache ausgegangen ist? Dann können sie gleich wieder mit uns zurückfliegen.«
    »Ich glaube nicht, dass sie das wollen.«
    Honor wurde auf Anhieb klar, dass er recht hatte. Sie winkte und betete insgeheim, dass Bernie nach oben sah und sie bemerkte. Doch die Menge trug sie mit sich fort, und Bernie hatte absolut keinen Grund, ihren Blick anderswohin als nach vorne zu richten.
    Aber Wunder, große wie kleine, geschahen immer. Unmittelbar bevor Bernie, von der Menge vorwärtsgeschoben, der Sicht entschwand, blieb sie plötzlich stehen. Sie ergriff Toms Arm und blickte zu dem Aussichtsfenster empor, direkt in Honors Augen.
    »Sie hat uns gesehen«, sagte John und winkte. Er hielt den Daumen hoch, um seine Schwester und Tom wissen zu lassen, dass alles gutgegangen war und sie sich auf dem Heimweg befanden.
    Honor erwiderte Bernies Blick. Sie legte ihre Hand aufs Herz – bedeutete ihrer Schwägerin, dass sie ihrer Liebe und Unterstützung sicher sein konnte. Nicht nur von Freundin zu Freundin, sondern von Mutter zu Mutter. Bernie tat das Gleiche.
    »Ich hoffe, ihr findet ihn«, formten Honors Lippen lautlos durch das Glas.
    Bernie nickte nur, und ein strahlendes Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus.
    »Sollen wir den Flug sausen lassen?«, fragte John. »Sollen wir bleiben, um ihnen bei der Suche zu helfen?«
    »Ich glaube, sie müssen sich alleine auf die Suche machen. Nur die beiden.«
    John nickte. Sie standen nebeneinander, lächelten und winkten ihren beiden Freunden zu. Honor ließ die Hand in die Tasche ihrer Jacke gleiten, wobei sich der Piratenring ein wenig im Stoff verhakte. Sie zog den blauen Umschlag heraus, den sie die ganze Zeit mit sich herumgetragen hatte. Sie hatte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher