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Wie Samt auf meiner Haut

Wie Samt auf meiner Haut

Titel: Wie Samt auf meiner Haut
Autoren: Kat Martin
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Bruders, dessen Augen nach oben starrten, als folgten sie der
wirkungslosen Bahn seiner Kugel.
    »Ist er
tot?« fragte Lucien, als er sie schweratmend erreichte.
    »Ja.«
    Litchfield
umfaßte seine Schulter. »Dann ist alles ausgestanden.«
    Jason, der
das Gefühl hatte, als sei er so frei wie ein Vogel am blauen Himmel, nickte
erschüttert. Ja, es war ausgestanden. Die Gerechtigkeit hatte gesiegt, er
hatte gesiegt.
    Er ging
langsam wieder hügelan und sah, daß Balfour ihm vom äußeren Rand der
Menschenmenge aus zuwinkte. Der Tag hatte auch für ihn und Mary Stanton eine
wundervolle Wendung gebracht. Niemand verdiente es mehr als diese beiden.
    Am Fuß des
Gerüstes wartete Velvet an der Seite Thomas Randalls. Ihre Augen schwammen in
Tränen, doch schimmerte so viel Liebe und Hoffnung durch, daß ihn ein wirbelndes
Glücksgefühl erfaßte.
    »Ihr Gemahl
kann sich glücklich schätzen«, erklärte der Richter. »Heute ist er zweimal dem
Tod entronnen. Es freut mich, daß der Gerechtigkeit Genüge getan wurde.« Dann
wandte er sich an Jason. »Durchlaucht, es wird Zeit, daß Sie Ihre reizende
Gemahlin nach Hause bringen.«
    Velvet biß
sich auf die Lippen, zum erstenmal von Unsicherheit erfaßt. »Wollen wir denn
nach Hause, Durchlaucht ?«
    Jason zog
sie an sich. »Ja. Herzogin, nach Hause – nach Carlyle Hall.« Er nahm ihr
Gesicht zwischen beide Hände. »Was ich sagte, war mein Ernst. Ich liebe dich
und werde dich nie mehr verlassen. Du wirst mich ein Leben lang haben,
Herzogin.« Er lächelte. »Dank dir und einiger sehr guter Freunde sieht es so
aus, als würde diesem Leben noch eine gewisse Dauer beschieden sein.«
    Die
Menschenmenge auf Tyburn Hill brach in Jubel aus und ließ Jason hochleben, den
rechtmäßigen Duke of Carlyle, der dem Tod ins Angesicht gesehen hatte und dem
das Leben zurückgegeben worden war, und es bejubelte seine schöne Herzogin mit
dem leuchtenden kastanienroten Haar, die ihn innig küßte.
    Es war ein
so glückliches Ende, daß es sogar den Mob auf Tyburn Hill zu einem begeisterten
Stimmungsumschwung bewog.

Epilog
    England, 1765
    Letzte Sonnenstrahlen tauchten den
Horizont in zarte Goldtöne. Der Herbst lag schon in der Luft und kündigte sich
mit fallenden Blättern und kühlen Abenden an.
    Velvet, die
noch ein Bad nehmen und sich umkleiden wollte, ehe ihre Gäste – Lord und Lady
Balfour und deren zwei kleine Kinder Michael und Sarah – zu einem Wochenendbesuch
eintreffen würden, beobachtete ihren Mann durchs Schlafzimmerfenster.
    Auf der
Grasfläche unterhalb der Terrasse ließ er an der Longe ein geschecktes Pony
laufen, in dessen Sattel sein vierjähriger Sohn Alexander Jason III. saß,
während die zweijährige Mary auf wackeligen Beinchen ihrem Vater folgte, immer
wieder die Arme um seine Beine schlang, ganz fest, und ihn nicht wieder
loslassen wollte. Beim dritten Mal bückte Jason sich mit amüsiertem Lachen und
hob sie auf seine Schultern, worauf Mary mit entzücktem Kreischen reagierte.
Der Earl of Haversham, nunmehr stolzer Urgroßvater, beobachtete die Szene mit
unverkennbarem Vergnügen.
    Velvets
Herz tat einen kleinen Hüpfer. Jason war ein wundervoller Vater, noch viel
besser, als sie es sich erträumt hatte. Die dunklen Geheimnisse seiner
Vergangenheit lagen endgültig hinter ihm. Als rechtmäßiger Duke of Carlyle war
er zu dem Mann geworden, der er von Beginn an hätte sein sollen. Seine
Leidensjahre hatten ihm zu Charakterstärke und Men schenkenntnis verholfen,
wie sie nur wenigen seines Standes zu eigen waren. Er war gütig und fürsorglich,
fähig und gerecht. Der schweren Zeit war es auch zu verdanken, daß er für die
Sorgen und Nöte seiner Leute mehr Verständnis aufbrachte als die meisten
anderen Grundherren.
    Als an die
Tür geklopft wurde, drehte Velvet sich um und wollte öffnen, doch Tabby kam ihr
zuvor.
    »Schnell,
Burschen, beeilt euch.« Die füllige Frau deutete auf die Kupferwanne in der
Ecke, und die Jungen liefen gehorsam in diese Richtung. »Rasch, und
verschüttet nicht wieder alles.«
    Velvet sah
zu, wie die Wanne gefüllt wurde. Als die zwei Jungen gegangen waren, ließ
Velvet sich von Tabby aus ihrem rosa Seidenmorgenmantel helfen und stieg nackt
in die Wanne.
    »Brauchen
Sie mich noch?«
    »Nein,
Tabby, ich komme allein zurecht.«
    »Dann
genießen Sie Ihr Bad, Durchlaucht.« Tabby verließ leise den Raum und schloß die
Tür hinter sich.
    Velvet
lehnte sich mit behaglichem Aufseufzen in der Wanne zurück. Das Wasser hüllte
sie warm
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