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Wie Samt auf meiner Haut

Wie Samt auf meiner Haut

Titel: Wie Samt auf meiner Haut
Autoren: Kat Martin
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Träume. Ich würde alles tun, um dich glücklich zu
machen. Ich würde dich niemals verlassen, Velvet. Niemals.« Sein Kuß erstickte
das Zittern ihrer Lippen. »Aber das wird nicht der Fall sein. Und deshalb
möchte ich dein Wort, dein feierliches Ehrenwort, daß du nicht mehr kommen
wirst.«
    Sie klammerte
sich an ihn, von Weinkrämpfen geschüttelt. »Ich liebe dich«, stieß sie unter
Tränen hervor.
    »Dann
erfülle mir diesen letzten Wunsch. Tu es für mich, Herzogin. Tu es für mich.«
    Sie wollte
es nicht versprechen. Sie wollte bei ihm sein, jede Stunde, jede Minute, die
ihnen noch vergönnt war. Doch er wollte es nicht, und so gab sie schließlich
nach. »Ich werde tun, was du willst.«
    »Und du
wirst nicht zum Tyburn kommen. Ich könnte es nicht ertragen, dich dort zu
wissen.«
    »Nein, ich
werde nicht kommen.«
    »Versprichst
du es?«
    »Ja.«
    Kraftvolle
Arme umschlangen sie. Er hielt sie fest, und sie weinte, und
keiner sagte ein Wort, keiner löste die Umarmung. Schließlich gab er sie frei
und sah ihr ein letztes Mal in die Augen, ehe er über ihren Kopf hinweg zur
Öffnung in der Zellentür blickte. Lucien war zurückgekehrt. Der Augenblick des
Abschieds war gekommen.
    Er hob
sanft ihr Kinn und wischte ihr zärtlich die Tränen von den Wangen. »Velvet, du
warst immer schon stark. Stärker als alle Frauen, die ich kannte. Sei jetzt
für mich stark.«
    Velvet
blinzelte, um klar sehen zu können. Sie ertrug es kaum, ihn anzusehen, in seine
blauen Augen zu blicken, die sie vielleicht nie wieder sehen würde. Sich auf
die Zehenspitzen stellend, küßte sie ihn mit bebenden Lippen. Ihr Kuß war ein
süßes Lebewohl, von ihrer Sehnsucht und Liebe erfüllt. Mehr hatte sie nicht zu
geben, und mehr würde er sich nicht geben lassen.
    Jason
erwiderte den Kuß mit einer gelassenen, schmerzenden Zärtlichkeit, die ihr
schier das Herz zerriß.
    »Ich werde
dich nicht sterben lassen«, flüsterte sie. »Ich werde nicht zulassen, daß du
mir genommen wirst.«
    Jason
drückte einen Kuß auf ihre Stirn. »Gott schütze dich, Liebste.«
    Velvet
drehte sich um, ging wie eine Schlafwandlerin zur offenen Tür und verließ die
Zelle.
    Sich
umzublicken wagte sie nicht.
    Als Lucien
sie den Gang entlangführte, sah sie die dicken Mauern durch einen
Tränenschleier.
    »Er bat
mich, nicht wiederzukommen«, flüsterte sie. »Ich mußte es ihm versprechen.«
    Lucien
seufzte. »Ich dachte mir, daß er es tun würde.«
    »Wir müssen ihn retten. Wir
müssen einen Weg finden.« Aber Lucien antwortete nicht. Es gab nichts mehr zu
sagen.
    »Endlich!
Nach allem Unglück, das mein geliebter Bruder über mich brachte, ist endlich
sein Ende nahe.« Avery warf den Morning Chronicle auf seinen
Schreibtisch und blickte grinsend zu Baccy Willard auf, der auf der anderen
Seite stand. Nur mit Mühe verkniff er sich ein boshaftes Lachen. »Der Schurke
wird morgen hängen.«
    Baccy gab
keine Antwort. Hinrichtungen waren ihm ein Greuel. Die armen Teufel, die am
Galgen baumeln mußten, bedauerte er aus tiefstem Herzen, und es störte ihn
gewaltig, daß sein Herr sich immer am Unglück anderer weidete. Sogar am Tod
seines eigenen Bruders.
    »Was ist
mit dem Mädchen?« fragte Baccy, dem sein Unbehagen ins Gesicht geschrieben
stand. »Wollen Sie noch immer, daß ich sie umbringe?«
    Avery hatte
dieser Frage schon einige Überlegungen gewidmet. »Im Moment kannst du sie in
Ruhe lassen. Wenn mein Bruder tot ist, hat sie keinen Grund mehr, Schmutz aufzuwühlen,
und selbst wenn sie es täte, würde ihr niemand glauben. Das Gericht wird kaum
bereit sein, einzugestehen, daß es einen Unschuldigen hängen ließ.«
    »Und was
ist mit Ihrer Frau?«
    Avery erstarrte.
Das war ein heikler Punkt. Mary, dieses mausige kleine Luder, hatte doch glatt
die Frechheit besessen, davonzulaufen. »Wir wissen, wo sie ist. Und alle
anderen glauben, ich hätte das arme schwache Geschöpf zurück aufs Land
geschickt. Da es mir nicht eilt, werde ich mir Balfour vornehmen, wenn ich es
für richtig halte. Und wenn das erledigt ist, kümmere ich mich um meine Frau
und hole sie mir zurück.« Und prügle ihr den Verstand aus dem mageren Körper,
sobald sie das Haus betritt. Er würde sie lehren, was für Folgen es hatte, wenn
man versuchte, ihn zu übertölpeln. Ein zweites Mal würde sie so etwas nicht
wagen.
    »Bis dahin
wollen wir uns in aller Gemütsruhe die Hinrichtung ansehen«, setzte er mit
gehässiger Genugtuung hinzu.
    Baccys
Gesicht war finster, während Avery aus
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