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Touched

Touched

Titel: Touched
Autoren: Corrine Jackson
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    Okay, es wird gleich höllisch wehtun.
    Ich holte tief Luft und betrat das von Alkohol geschwängerte Zimmer. Als mich Dean bemerkte, richtete er sich zu seiner vollen Größe von 1,90 Meter auf und wunderte sich, dass ich seinen Blick, ohne mit der Wimper zu zucken, erwiderte. Vielleicht hielt er mich für einen Freak, und das machte ihm Angst. Vielleicht fürchtete er sich auch vor sich selbst, davor, was er von mir wollte. Vermutlich schlug er meine Mutter deshalb meistens dann, wenn ich nicht da war.
    Ich öffnete meine zu Fäusten geballten Hände und hoffte, die Spannung im Raum würde nachlassen, bevor sie sich blitzartig entlud.
    »Du kommst aber früh zurück.« Er musterte mich mit schweren Lidern, konnte mir aber nicht in die Augen sehen.
    Ich war groß und unscheinbar, dünn und kurvenlos, aber das spielte keine Rolle. Als er mir mit seinen blassblauen Augen durch den Raum folgte, bekam ich eine Gänsehaut. Wenn wir beide allein in der Wohnung waren, ging ich ihm aus dem Weg, aber manchmal schaffte er es, mir in unserem düsteren Flur aufzulauern.Krank auf eine Art, die ich nicht heilen konnte, bedrängte er mich dann mit seinem riesenhaften Körper und lachte, wenn ich vor ihm zurückwich.
    Das Komische war, dass Dean genau wie die Erwachsenenversion eines charmanten, harmlosen Jungen aussah, in den sich alle Mädchen auf der Highschool verknallten. Er hatte leicht gelocktes, blondes Haar und ein freundliches, offenes Gesicht, das jeden, der ihn nicht kannte, sofort für ihn einnahm. Möglicherweise hatte sich Anna ja deshalb gleich zu ihm hingezogen gefühlt.
    »Vielleicht ruf ich beim nächsten Mal vorher an«, überlegte ich laut. »Dann kannst du schauen, dass du Mom bis fünf nach neun verprügelt hast, ich kann um zehn nach neun den Notarzt rufen und um Mitternacht können wir dann alle ins Bett gehen.«
    Ich sagte das ganz ohne Sarkasmus, nur mit bitterer Resignation. Dean ballte die Hände zu Fäusten, die sich wie Stahl anfühlen konnten. Ich hatte meine Mutter beschützen wollen und war zu lange geblieben, aber Anna liebte Dean über alles. Mehr als mich. Und Dean liebte die Schecks mit den Unterhaltszahlungen meines Vaters, die es ihm ermöglichten, sich eine Flasche Tequila nach der anderen reinzuziehen.
    Er kam auf mich zu. »Willst du mich aufhalten, Prinzessin?«
    Auf mein gleichgültiges Verhalten fiel er nie herein. Nachdem ich meine Mutter bewusstlos am Boden liegen sah, hätte ich ihn am liebsten umgebracht. Ich fürchtete mich vor dem bevorstehenden Gewaltausbruch und dem Moment, wenn ich Anna berühren würde. Ohne den Blick von ihm zu lösen, bewegte ich mich seitwärts, um das abgenutzte Sofa und den verschrammten Couchtisch zwischen uns zu bekommen. Anna stöhnte auf und Dean warf ihr einen verächtlichen Blick zu.
    »Hältst du dich für einen echten Kerl, weil du Frauen zusammenschlägst?«, spottete ich, um ihn abzulenken.
    Bei seinem Lächeln lief mir ein Schauer über den Rücken. Es war ein warnendes Lächeln – ein Lächeln, nach dem sich das Wetter vorhersagen ließ, denn auf seinen Empfänger ging garantiert die Hölle nieder. »Du hältst dich für was Besseres, meine Kleine, aber du wirst mich gefälligst respektieren!« Er riss den Gürtel aus den Schlaufen seiner schmutzigen Jeans. Als er sich das schwarze Leder um die Fäuste wickelte, glitzerte die Schnalle im Licht – eine blanke, glänzende Waffe.
    Hass ergriff mich und lähmende Angst. Ich mache ihn besser wütend, entschied ich. Dann war das Ganze vielleicht schneller vorüber. Während ich mich auf Anna zubewegte, grinste ich voller Hohn.
    »Dich respektieren? Du bist doch nichts weiter als ein mieser Feigling! Du willst mich schlagen, oder, Dean? Nur zu!«
    Ich hatte mich noch nie über ihn lustig gemacht, und nur noch einen knappen Meter von Anna entfernt, bekam ich kalte Füße. Blöd. Zu blöd. Er wird uns beide umbringen. Aber zumindest hätte das makabre Wartespiel dann ein Ende. Inzwischen war er mir so nahe, dass er mich berühren konnte. »Wag es ja nicht«, zischte ich.
    Er holte aus, und ich stellte mich vor meine Mutter. Er versetzte mir einen Schlag in die Magengrube und ich stolperte über sie. Mit einem dumpfen Geräusch krachte ich mit dem Kopf gegen die Wand. Dean packte mich am Hals und hielt mich so auf den Füßen. Ich atmete die schale Mischung aus Schweiß- und Tabakgeruch ein. Er schnitt mir die Luft ab, drückte lächelnd immer weiter zu, bis mir vor Schmerz die Knie
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