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Wie Samt auf meiner Haut

Wie Samt auf meiner Haut

Titel: Wie Samt auf meiner Haut
Autoren: Kat Martin
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und Gottes Segen ist Euch
sicher.« Es war ein ausgemergelter alter Mann, der da auf dem Boden kauerte,
von Kopf bis Fuß in Lumpen gehüllt, einen alten Blechnapf in einer Hand. Trotz
der Dunkelheit konnte Jason die Schwären auf seiner fahlen Haut sehen. Er warf
eine Münze in den Napf und eilte weiter, zur Hinterfront des Gasthofes, um
sodann, zwei Stufen auf einmal nehmend, die Treppe hinter sich zu bringen. Ein
einziges kurzes Pochen, und Celia ließ ihn ein.
    »Mylord«,
flüsterte sie und schmiegte sich lächelnd in seine Arme. Von üppiger
Schlankheit, erschien sie im Schein des kleinen Feuers, das im Kamin glomm, als
der Inbegriff aller Schönheit. »Jason, Liebster, ich bin ja so froh, daß du gekommen
bist.«
    Sie drückte
ihre Lippen auf seinen Mund und küßte ihn so wild und hemmungslos, daß er sich
kaum beherrschen konnte. Jason erwiderte den Kuß mit demselben heißen Begehren,
das er in ihr spürte, und zog die Nadeln aus ihrem seidigen, taillenlangen
Haar, das im Lampenlicht blau schimmerte, als es ihr lose über den Rücken hing
wie ein mitternachtsdunkler Vorhang. Im Gegensatz dazu war sein nicht ganz
schulterlanges, im Nacken zusammengefaßtes Haar von dunkelstem, leicht
rötlichem Braun.
    »Celia ...
mein Gott, mir kommt es vor, es wäre ein ganzes Jahr und nicht nur eine Woche
vergangen.« Er drückte einen Kuß auf eine Stelle knapp unter ihrem Ohr, ließ
Küsse auf ihre nackten Schultern regnen, während er sich hastig an den Knöpfen
ihres Kleides zu schaffen machte, dessen schwere saphirblaue Seide im Ton fast
dem Blau ihrer Augen entsprach.
    Momentan
zauderte Celia. »Ich ... ich hatte schon Angst ... ich weiß, wie dein Vater
denkt ... ich befürchtete, du würdest nicht kommen.«
    »Die
Meinung meines Vaters spielt keine Rolle. Nicht in dieser Sache.« Wie um seinen
Worten Nachdruck zu verleihen, küßte
er sie wieder auf den Mund, um sodann eine ganze Reihe von Küssen folgen zu
lassen, von der Wölbung ihrer Kehle bis zu ihrem Busen, als ein energisches
Pochen an der Tür ihn innehalten ließ.
    So weit
kann er nicht gehen, schoß
es Jason durch den Kopf, der unwillkürlich das zornrote, fleckige Gesicht
seines Vaters vor
sich sah. Und als er öffnete, stand wie befürchtet der Herzog vor ihm.
    »Ich bin
gekommen, um ein Wörtchen mit dir zu reden. Mit euch beiden.« Blaue Augen
stießen auf ebenso blaue, und der Blick
seines Vaters verdunkelte sich mit einer Andeutung stählerner Härte. Der alte
Herzog registrierte ungerührt den Zustand der Countess, das offene Haar, das
zerdrückte Kleid. »Ich gehe nicht eher, bis alles gesagt wurde.«
    Jason biß
die Zähne zusammen. In ihm kämpfte Wut mit dem Gefühl der Demütigung, nicht nur
seiner eigenen, sondern auch
der von Celia. »Sag, was du sagen möchtest, und laß uns
dann allein.« Er wich zurück, als der alte Herr eintrat und die Tür schloß.
Während Jason schützend einen Arm um Celias
Taille legte, verwünschte er insgeheim seinen Vater und dankte Gott, daß sie beide wenigstens noch voll bekleidet waren.
    Der Duke of
Carlyle fixierte sie mit einem eisigen Blick und öffnete den Mund, um etwas zu
sagen. Eine Bewegung an der Tür
auf der anderen Seite des Raumes ließ ihn innehalten. Ein Schuß ertönte mit
ohrenbetäubendem Knall und machte allem, was er sagen wollte, ein Ende. Er war
mitten in die Brust getroffen worden.
    Die
Countess unterdrückte einen Aufschrei, und Jason sah starr vor Entsetzen den
Blutschwall, der die silberfarbene Weste
seines Vaters rot färbte. Der alte Mann faßte stöhnend nach dem rasch größer
werdenden Fleck, als könne er sein Blut mit den Händen eindämmen, ehe er
ohnmächtig umsank, während seine Knie unter ihm nachgaben.
    »Vater!«
rief Jason bestürzt und drehte sich blitzschnell zu dem Angreifer um – nur um
fassungslos das vertraute Gesicht seines Halbbruders Avery vor sich zu sehen,
der über die Außentreppe heraufgeschlichen war und durch ein offenes Fenster
gefeuert hatte. Im nächsten Moment glaubte Jason, sein Kopf würde zerspringen.
Etwas Hartes war darauf zerborsten. Der Raum begann sich um ihn zu drehen,
seine Beine versagten ihm den Dienst. Helle und dunkle Flecken nahmen ihm die
Sicht und tanzten vor seinen Augen.
    »Vater
...«, hauchte er, gegen die schwarzen wirbelnden Kreise ankämpfend, die sich
vor ihm drehten. Aufseufzend sank er um und rutschte wie eine Stoffpuppe neben
den leblosen Körper des Herzogs.
    Die
Countess tat vorsichtig einen Schritt über die Scherben
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