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Wie Samt auf meiner Haut

Wie Samt auf meiner Haut

Titel: Wie Samt auf meiner Haut
Autoren: Kat Martin
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Wahlspruch
der Havershams.
    »Vielleicht.
Vielleicht aber auch nicht. Geben Sie mir die Börse des alten Herrn und Ihre
eigene!«
    Hastig kam
sie seiner Aufforderung nach und übergab ihm mit zitternden Händen die
Geldbeutel. Sie hatte die Wahrheit gesagt, ihr Inhalt war so bescheiden, daß
sie ihm ein unwilliges Stirnrunzeln entlockten, ehe er sie in seinen Hosenbund
stopfte.
    »Und jetzt
Ihren Schmuck.«
    Ihr
Großvater mußte sich von seiner schweren goldenen Uhr und einem großen
Rubinring mit dem Familienwappen trennen, demselben, das auch den Wagenschlag
schmückte. Es erbitterte Velvet, diese Wertsachen ausliefern zu müssen. Als sie
jedoch die Brosche von ihrem Kleid löste, tat sie es mit heimlichem Lächeln.
Ihre Diamantnadel war nicht echt. Das Original hatte sie verkaufen müssen, um
Schulden zu bezahlen.
    »Mehr haben
wir nicht.« Widerstrebend übergab sie ihm die Nadel. »Ich sagte schon, daß es
nicht viel ist.«
    Der Mann
verzog einen Mundwinkel in einem unechten Lächeln. Ihr fiel auf, daß seine
Lippen wohlgeformt waren, die untere ein wenig voller als die Oberlippe, doch
ließen sie eine gewisse Härte erkennen. Seine Nase war gerade, seine dunklen
Augenbrauen fein gewölbt. Eine dünne Narbe zog sich über die untere Begrenzung
seines Kinns, das streng und unnachgiebig wirkte.
    »Ja, Sie
sagten, daß es nicht viel ist.« Wieder starrte er das Wappen an, und sie fragte
sich, ob er wußte, wem es gehörte. »Da dem so ist, werde ich wohl aus einer
schlechten Situation das Beste machen müssen.« Er wurde ernst. »Steigen Sie
aus, Lady Velvet.«
    O Gott, er
kannte ihren Namen! »W ... warum? Was wollen Sie?«
    »Ich will,
daß Sie tun, was ich sage.«
    »Nicht ...
nicht ehe ich Ihre Absicht kenne.«
    Er sah sie
kurz und abschätzend an, erstaunt über ihre Beherztheit. »Mylady, ich
beabsichtigte, von Ihrem Bräutigam Lösegeld zu fordern«, sagte er mit
steinerner Miene. »Sie müssen ein Vermögen wert sein. Steigen Sie aus, ehe es
Verwundete gibt.«
    Seine
letzten Worte erfüllten sie mit Angst und Schrecken. Ehe es Verwundete gibt. Sie konnte nicht zulassen, daß ihrem hochbetagten Großvater ein Leid
geschah.
    »Was ist
los, mein Kind?« fragte der Earl, als sie sich bückte und unsicher zur Tür
tastete. »Wohin willst du?«
    »Schon gut,
Großvater.« Sie sagte es mit erzwungener Gelassenheit. »Dieser Gentleman
möchte mit mir sprechen. Hab keine Angst. Sicher hat er nichts Böses im Sinn.«
    Zu dem Mann
mit dem Rappen aufblickend, sah sie, daß seine Miene ruhig und ernst war. »Es wird
Ihnen nichts geschehen, Mylady. Darauf gebe ich Ihnen mein Wort.«
    »Ihr Wort?
Erwarten Sie, daß ich mich auf das Wort eines Wegelagerers verlasse? Wollen Sie
damit sagen, daß ein Straßenräuber so etwas wie Ehre kennt?«
    »Ich
schon.«
    Warum
Velvet ihm glaubte, hätte sie nicht zu sagen vermocht, doch ihre Angst legte
sich. Er wollte nur Geld, und sie wußte aus eigener Erfahrung, was ein Mensch
alles auf sich nahm, um Geld zu bekommen. Sie stieg aus, schob ihren Reifrock
zurecht, den tiefen Ausschnitt ihres Kleides verwünschend. Der Räuber
registrierte ihre modische Aufmachung mit der Andeutung eines unwilligen
Stirnrunzelns.
    Dann
wanderte sein Blick zum Kutscher. »Es wird Zeit, daß du losfährst. Der Dame
wird nichts geschehen, solange du tust, was ich sage.« Er richtete die Pistole
direkt auf den Mann. »Wenn du nur ein einziges Mal bis Carlyle Hall anhältst,
kann ich für ihr Schicksal nicht garantieren.«
    »Ach, mein
armes Kind!« jammerte Tabby. »Von einem wie Jack Kincaid dem Einäugigen entehrt
zu werden.« Sie führte schluchzend ihr Taschentuch an die Augen, wiewohl aus
ihren Worten ein gewisses Bedauern für sich selbst herauszuhören war.
    »Ich sagte
schon, daß ihr nichts geschehen wird«, herrschte der Räuber Tabby an. »Und
jetzt fort!« Die eine Pistole knallte, und wie durch Zauberei erschien eine
zweite in seiner Hand. Tabby kreischte auf, der Kutscher ließ die Zügel
schnalzen, und ihr Großvater wurde in die Polster zurückgeworfen, als die
Kutsche mit einem Ruck anfuhr und davonrumpelte.
    Als Velvet
sie hinter einer Biegung verschwinden sah, wurde ihr Herz schwer. Langsam hob
sie den Blick zum Gesicht des Räubers.
    »Nehmen Sie
den verdammten Käfig ab, den Sie da tragen.«
    »Wie
bitte?«
    »Ihre
Untersachen ... dieses teuflische Gestänge unter Ihren Röcken. Weg damit,
rasch!«
    Velvet
wurde von Übelkeit übermannt. Er wollte sie entehren. Wie hatte sie nur
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