Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wie Samt auf meiner Haut

Wie Samt auf meiner Haut

Titel: Wie Samt auf meiner Haut
Autoren: Kat Martin
Vom Netzwerk:
so
einfältig sein können zu glauben, daß er ihr nichts tun wollte?
    »Hier?« Sie
sah die gewundene Straße entlang, die im Wald verschwand, die hohen Eiben, die
sie auf beiden Seiten begleiteten. Eine Eule ließ ihren Ruf von einem fernen
Ast ertönen, ein unheimliches Geräusch in der Dunkelheit, das ihr Schauer über
den Rücken jagte.
    »Tun Sie es
einfach.«
    Ihre
Unterlippe bebte, doch sie reckte ihr Kinn. »Drehen Sie sich um.«
    »Was?«
    »Ich sagte,
Sie sollen sich umdrehen. Glauben Sie, ich würde mich vor Ihnen entkleiden?«
    »Zum
Donnerwetter, von Entkleiden war nicht die Rede. Sie sollen nur diese gräßliche
Vorrichtung ablegen, damit Sie vor mir im Sattel sitzen können.« Doch als
Velvet sich nicht rührte, wendete er sein Pferd und richtete seinen Blick in
den Wald hinein.
    Vielleicht
sagte er die Wahrheit, vielleicht auch nicht. Velvet hatte nicht die Absicht,
es auszuprobieren. Mit einem letzten Blick auf den Räuber hob sie ihre Röcke
und fing zu laufen an. Sie dachte gar nicht daran, sich angesichts einer Fluchtmöglichkeit
in ihr Schicksal zu ergeben. Inzwischen war es stockfinster. Die Mondsichel war
hinter einer Wolke verschwunden, und Velvet konnte kaum den Boden unter ihren
Füßen sehen. Sie hatte erst ein paar Schritte getan, als sie hinter sich einen
Fluch hörte, gefolgt von einem dumpfen Geräusch, als seine schweren Stiefel auf
dem Boden auftrafen. Lieber Gott, er durfte sie nicht einholen!
    Verzweifelt
hastete sie weiter. Steine bohrten sich in die Sohlen ihrer weichen
Ziegenlederschuhe, Ranken zerrten am Spitzenvolant ihrer Ärmel, aber Velvet
lief unbeirrt weiter. Einem Baum zur Linken ausweichend, stürzte sie sich
tapfer ins schwarze Nichts zur Rechten, erreichte eine Lichtung und lief noch
schneller. Sie hatte Seitenstechen, ihr Herz drohte die Rippen zu sprengen.
    So schnell
sie auch rannte, seine Schritte kamen unaufhaltsam näher. In Sekundenschnelle
hatte er sie erreicht und stieß sie zu Boden, so daß beide im Staub landeten.
Velvet schrie wie unter Schmerzen auf, ihr Atem kam keuchend, aber irgendwie
hatte er es geschafft, den Aufprall zu dämpfen, so daß sie zu ihrer
Verwunderung unverletzt blieb.
    Sie lag
flach auf dem Bauch, von seinem Gewicht niedergehalten, aber unversehrt.
    »Runter von
mir!«
    »Verdammt,
stillhalten!« Seine großen Hände umfaßten ihre Mitte, glitten unter das
Gurtband ihres Rockes und das enge Mieder. Er riß an der Rockhalterung, dann an
den Stangen der
Krinoline. Er kennt sich mit weiblicher Bekleidung aus, zuckte es ihr durch den
Kopf, während sie sich energisch zur Wehr setzte.
    »Loslassen!«
    Ehe sie wußte,
wie ihr geschah, war er aufgestanden, packte die Stangen unten am Rocksaum und
riß sie heraus.
    Sie war
noch voll bekleidet, wie ihr trotz ihrer Benommenheit klar wurde, als er ihr
auf die Beine half. Nur der unförmige Reifrock fehlte.
    Er
begutachtete ihren desolaten Zustand, das dunkelrötliche Haar, das ihre
Schultern umspielte, die Risse im Oberteil ihres Kleides, die Schmutzstreifen
in ihrem Gesicht.
    »Es wird
Zeit, daß wir hier fortkommen«, sagte er. »Ihrer Freunde wegen wie auch
Ihretwegen – es ist besser, wenn sie uns hier nicht antreffen, falls sie
zurückkehren.«
    Als sie in
das einzelne blaue Auge starrte, schauderte Velvet. Auch wenn Jack Kincaid ein
Mann war, der sein Wort hielt, so minderte das den Eindruck der Gefährlichkeit
keineswegs. Seine Drohungen mochten subtil sein, doch zweifelte sie keinen
Augenblick daran, daß er nicht zögern würde, sie in die Tat umzusetzen.
    Mit
verschmutzten Kleidern, das Haar lose, da ihre Haarnadeln herausgefallen
waren, ging sie vor ihm zurück zu seinem Pferd. Er hob sie auf den Rücken des
Tieres und schwang sich behende hinter ihr in den Sattel. Sie spürte seine
Brustmuskeln in ihrem Rücken, stählerne Arme umschlangen sie und griffen nach
den Zügeln.
    Angst
durchzuckte sie wie ein Messerstich. Der Mann war ja noch größer, als es
zunächst den Anschein gehabt hatte, und sie war hier allein mit ihm. Velvet
wagte nicht daran zu denken, was er mit ihr vorhaben mochte. Haltsuchend faßte
sie mit einer Hand in die spröde schwarze Mähne des Pferdes und klammerte sich
mit der anderen verzweifelt an den Satel.
    In
Sekundenschnelle waren sie im Waldesdickicht vertschwunden und bewegten sich
so schnell vorwärts, wie sie es in dieser Finsternis nie für möglich gehalten
hätte. Doch der Räuber schien blind seinen Weg zu finden. Sie merkte sofort,
daß er ein
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher