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Wie Samt auf meiner Haut

Wie Samt auf meiner Haut

Titel: Wie Samt auf meiner Haut
Autoren: Kat Martin
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eine Frau mehr wünschen?«
    Der Earl
lächelte versonnen. »Nur Liebe, mein Mädchen, nur Liebe. Vielleicht wirst du
sie mit der Zeit beim Herzog finden.«
    Sie zwang
sich zu einem Lächeln. »Ja, Großvater. Das werde ich gewiß.« Aber wenn sie an
den arroganten Avery Sinclair dachte, an sein aufgeblasenes und steifleinenes
Gehaben, dann erfaßten sie große Zweifel. »Hier drinnen zieht es«, sagte sie
und nahm den Arm des alten Mannes. »Setzen wir uns doch an den Kamin.«
    Er nickte,
und sie führte ihn in den rückwärtigen Teil des Hauses, vorüber am offiziellen
Salon mit dem üppigen roten Muster an den Wänden, der mit seinen
Deckenmalereien und den massiven, geschnitzten Möbeln sehr förmlich wirkte. Es
folgte ein kleinerer Salon, mit Draperien aus Seidenmoiré und mit einem Kamin
aus grünem Marmor nicht weniger prächtig ausgestattet.
    Kaum aber
waren sie um die Ecke des Korridors gebogen, war es mit der Pracht und
Herrlichkeit aus. Hier gab es keine vergoldeten Wandleuchten und Gemälde in
Goldrahmen, da diese längst veräußert worden waren. Für den Erlös aus dem
Verkauf der schönen Orientteppiche, die einst den Boden wärmten, hatten sie
sich mit Kohle für den Winter eindecken können. Als Schutz gegen die bittere
Kälte lagen nun fleckige, abgetretene Teppiche anstelle der kostbaren Stücke.
    Einem gelegentlichen
Besucher mochte der zweistöckige Bau mit der warmen Backsteinfassade so
großartig erscheinen wie eh und je, zumal Windmere inmitten eines herrlichen
parkähnlichen Geländes über dem Fluß aufragte. Zu Lebzeiten ihres
Vaters hatte der Landsitz der Havershams mit seinen auffälligen viereckigen
Türmen, dem Giebeldach mit den aufragenden Kaminen und nicht zuletzt wegen
seiner ausgedehnten Wiesenflächen als Sehenswürdigkeit gegolten.
    Die letzten
drei Jahre hatten alles verändert. Die von ihrem Vater vor seinem Tod
angehäuften Schulden hatten Velvet und den Earl wie ein Schock getroffen. Trotz
seines schwankenden Geisteszustands hatte ihr Großvater klar erkannt, daß es
ein großer Fehler gewesen war, die Verwaltung seines Besitzes seinem Sohn zu
übertragen. Da es seinerzeit jedoch um die Gesundheit des alten Earl schon
schlecht bestellt war und er niemanden hatte, dem er vertrauen konnte, hatte es
sich nicht vermeiden lassen.
    Jetzt war
George Moran tot wie seine Frau, die schon vor mehr als zehn Jahren gestorben
war. Er war bei einem Wagenunfall auf dem Kontinent ums Leben gekommen, auf
Reisen mit seiner Geliebten, einer Schauspielerin namens Sophie Lane.
    Velvet war
es, die zu ihrem Entsetzen entdeckt hatte, wie schlecht es um ihre Finanzen stand
– und wieviel Schulden ihr Vater hinterlassen hatte. Nur ihre Mitgift war ihr
geblieben, der einzige Beweis von Uneigennützigkeit ihres Vaters aus der Zeit,
als er die Güter verwaltete. Da das Vermögen des Earls sehr groß gewesen war,
würde auch die Mitgift sehr ansehnlich ausfallen. Tatsächlich galt sie als
eine der höchsten in England, mit Sicherheit ausreichend, um ihr über viele
Jahre hinweg ein sorgloses Leben zu sichern.
    Der einzige
Haken daran war, daß Velvet heiraten mußte, um an das treuhänderisch verwaltete
Geld heranzukommen. Ihrem Ehemann würde ein kleines Vermögen zufallen.
    Er würde
aber auch die Riesenschulden der Havershams übernehmen müssen.
    Ihr
Großvater hielt auf dem Korridor inne. »Wohin gehen wir?«
    »Ins
Eichenzimmer. Snead wird sicher schon Feuer gemacht haben.« Snead gehörte zu
dem halben Dutzend Getreuer, die man sich auf Windmere als Personal noch
leisten konnte. »Drinnen wird es warm und behaglich sein.«
    »Aber der
Herzog ... ich dachte, er wollte uns einen Besuch machen?«
    Velvets
Herz sank. Der helle Tag war vorüber. »Er war schon da, Großvater.«
    »Und was
ist mit der Hochzeit?«
    »Wir fahren
Ende der Woche nach Carlyle Hall. Seine Durchlaucht besteht darauf, daß wir
einige Tage früher kommen, damit
mir vor der Hochzeit noch Zeit für Vorbereitungen bleibt.« Das alles hatte sie
schon gesagt, doch er hatte es vergessen. Aber was machte es schon aus, wenn
sie es noch einmal erzählte?
    »Du wirst
eine schöne Braut sein«, sagte er mit sentimentalem Lächeln.
    Und Avery
wird ein sehr verblüffter, wenn nicht sogar tobender Ehemann sein, dachte
Velvet. Aber darüber wollte sie sich erst
den Kopf zerbrechen, wenn der Augenblick gekommen war. Bis dahin galt es, den
für eine gute Partie notwendigen äußeren Schein zu wahren. Sie würde der Kälte
trotzen, die im ganzen
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