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Wie Samt auf meiner Haut

Wie Samt auf meiner Haut

Titel: Wie Samt auf meiner Haut
Autoren: Kat Martin
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des Kruges, mit dem sie
Jason niedergestreckt hatte, öffnete die Tür neben dem Fenster und ließ den
modisch gekleideten jüngeren Sohn des Herzogs ein.
    »Sehr gut,
meine Liebe.« Avery Sinclair glättete eine dicke Seitenlocke seiner eleganten
silbrigen Perücke. »Du warst immer schon rasch von Begriff.« Ohne auf das
aufgeregte Pochen an der Innentür zu achten, kniete er nieder und drückte die
noch rauchende Pistole in Jasons schlaffe Hand.
    Die
Countess lächelte dünn. cMan sollte stets auf eine günstige Gelegenheit
vorbereitet sein.«
    Avery
nickte beifällig. »Ich hatte gehofft, du wärest klug genug, um zu wissen, daß unser
Vater es nie zugelassen hätte, daß du Jason heiratest.«
    »Im
Gegensatz zu Jason wußte ich es.«
    »Nun, jetzt
ist dein Problem gelöst.« Er betrachtete die leblosen Körper auf dem Boden mit
hämischer Genugtuung. »Ich hatte keine Ahnung, daß der Alte es mir so leicht machen
würde.«
    »Los,
öffnen Sie!« Die heisere Stimme des Wirtes drang vom Korridor herein. Schwere
Fäuste trommelten gegen die dicke Eichenholztür.
    »Das
übernehme ich«, sagte Avery.
    Celia zog
eine schmale, schwarze Braue hoch. »Nein, ich.«
    »Und vergiß nicht, daß ein
Skandal ein geringer Preis für deinen Anteil an einem stattlichen Vermögen
ist.«
    Ihr
hübscher Mund verzog sich. »Keine Angst, ich werde es nicht vergessen ...
Durchlaucht.«

2
    England, 1760
    Eine Herzogin! Sie würde Herzogin
werden! Ihr aus purer Verzweiflung ersonnener Plan war nun doch von Erfolg gekrönt.
    Velvet
Moran stand an den hohen Sprossenfenstern der Eingangshalle und blickte der
prunkvollen Karosse des Duke of Carlyle nach, die sich eben in Bewegung gesetzt
hatte. Sie wartete, bis das Gefährt auf der von Pappeln gesäumten Auffahrt
verschwunden war. In Gedanken noch bei der Begegnung mit dem eleganten blonden
Mann, ihrem künftigen Gatten, hätte sie beinahe die Schritte ihres Großvaters
auf dem schwarz-weißen Marmorboden überhört. Der alte Mann trat zu ihr ans
Fenster.
    »Na, mein
Mädchen, du hast es wohl geschafft?« Heute hatte der Earl of Haversham einen
guten Tag. Keine Gedächtnislücken, kein Vergessen, wo er war oder was er
gesagt hatte. Da diese Tage zunehmend seltener wurden, wußte Velvet sie um so
mehr zu schätzen. »Du hast Windmere gerettet und uns beide vor dem Ruin bewahrt
– dein Plan hat funktioniert.«
    Velvet
lächelte trotz eines unguten Gefühls, das ihr zu schaffen machte. »Noch zwei
Wochen, und ich werde verheiratet sein.
Dabei habe ich allerdings nach wie vor ein schlechtes Gewissen, weil ich ihn
hintergehe. Ich wünschte, es würde einen anderen Weg geben, aber wir können auf
keinen Fall riskieren, ihm die Wahrheit zu sagen.«
    Der Alte
lachte beruhigend. Seine spärlichen Haare waren schneeweiß, er war hager und
dürr, und seine Haut so dünn, daß auf den
Händen und im Gesicht blaue Adern durchschimmerten.
»Er wird sehr ungehalten sein, wenn er entdeckt, wie groß die Schulden sind,
die er als dein Gatte übernehmen muß,
aber deine Mitgift kann sich sehen lassen. Das wird ihn wieder besänftigen. Und
dazu bekommt er dich. Kein Mann könnte sich eine bessere Frau wünschen.«
    »Großvater,
ich werde ihn glücklich machen. Er wird es nicht bereuen, mich geheiratet zu
haben – das schwöre ich bei meiner Ehre.«
    Der alte
Mann umfaßte ihr Gesicht mit seinen runzligen Händen und starrte in ihr
hübsches Antlitz. Mit ihrem zierlichen
Näschen und den ein wenig schräggeschnittenen gold-braunen
Augen war Velvet das Ebenbild ihrer längst verstorbenen Mutter. Zierlich und
wohlgeformt, hatte sie einen vollen
Busen und eine schmale Taille. Ihr Haar war lang und natürlich gelockt, von
schimmerndem, mit rötlichen Glanzlichtern versehenem Mahagonirot, wenn es
ungepudert war.
    Ihr
Großvater seufzte. »Ich weiß, daß es nicht anders geht, aber ich hatte mir für
dich eine Verbindung aus Liebe erhofft und keine Vernunftehe. Ich wünschte mir
das, was deine Großmutter und ich hatten, auch für dich. Aber das Leben ist
nicht so einfach, und man muß tun, was man tun muß.«
    Momentan
empfand sie Wehmut. Auch sie hatte ersehnt, mit einem Mann vor den Traualtar zu
treten, den sie liebte, obwohl sie
insgeheim nie wirklich geglaubt hatte, das Glück würde ihr so hold sein. »Der
Herzog und ich werden gut miteinander
auskommen. Er verfügt über ein großes Vermögen und nimmt eine hohe Stellung
ein. Ich werde Herzogin sein und ein Leben in Pracht und Luxus führen. Was kann
sich
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