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Wie Inseln im Strom

Wie Inseln im Strom

Titel: Wie Inseln im Strom
Autoren: Kathleen O`Brien
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reglos da, und dann fühlte er, wie sie aufhörte, sich zu wehren. Sie beugte sich vor und berührte sein Gesicht.
    “Danach war mir alles egal. Ich habe Malcolm angeboten, mich von ihm scheiden zu lassen. Er hatte mich geheiratet, um unser Kind zu beschützen – und dann gab es plötzlich kein Kind mehr.” Ihre Hände zitterten noch stärker.
    “Aber er wollte keine Scheidung, nicht wahr?” Adam kannte die Antwort bereits. Malcolm Morgan hatte Lacy von Anfang an gewollt. Der Mann hatte nur auf seine Chance gewartet und sie ergriffen, als sie sich ihm bot. Und Adam Kendall, dieser Idiot, hatte sie ihm verschafft, indem er Lacy allein auf Pringle Island zurückließ.
    “Nein, er wollte keine Scheidung. Er meinte, ich müsse ihm dankbar sein – schließlich war er bereit gewesen, dem Kind eines anderen Mannes einen Namen, ein Zuhause und finanzielle Sicherheit zu geben. Und damit hatte er recht. Also blieb ich bei ihm. Ich empfing seine Freunde, führte ihm das Haus und ließ mich wie ein abgerichtetes Schoßhündchen vorführen. Ich habe sogar noch studiert, um genau das zu werden, was er aus mir machen wollte.” Sie schluckte mühsam. “Nur eine Mutter bin ich nicht geworden. Das habe ich ihm verweigert.”
    Adam wollte nicht daran denken, was für traurige fünf Jahre sie als Vorzeigefrau von Malcolm Morgan verbracht hatte.
    Aber wenn sie die Realität ertragen hatte, sollte er wenigstens die Vorstellung ertragen können. Er malte sich aus, wie sie an jedem Morgen erwacht war und gewusst hatte, dass sie gefangen war. Er dachte an das schöne Haus, die teure Garderobe, die ganze Stadt voller Leute, die Malcolm Morgan um seine perfekte Ehefrau beneideten.
    Lacy hatte ihre Rolle ohne jeden Fehler gespielt. Malcolm Morgan hatte ihr eingeredet, dass er sie ‘gerettet’ hatte. Und weil ihr Ehrgefühl grenzenlos war, hatte Lacy ihm ihre Schulden tausendfach zurückgezahlt.
    “Es tut mir leid”, sagte er mit einer Stimme, die so belegt war, dass er sie kaum wiedererkannte. “Es tut mir leid, dass ich dich hier zurückgelassen habe, sodass du bei einem Mann Hilfe suchen musstest, der dir einen schrecklichen Preis dafür abverlangt hat.”
    Sie schwieg. Es war, als hätte es sie all ihre Kraft gekostet, die tragische Geschichte zu erzählen. Es war, als müsste sie sich an Adam festhalten, an ihm und seiner Kraft, bis sie die eigene wiederfand.
    “Du hast jedes Recht, mich zu hassen. Ich kann dich nicht um Verzeihung bitten, Lacy, weil ich sie nicht verdiene. Aber du sollst wissen, dass ich dich liebe. In den letzten zehn Jahren habe ich in jeder Minute an dich gedacht, selbst nachdem ich erfahren hatte, dass du einem anderen Mann gehörst.”
    Sie legte ihr Gesicht an seinen Hals, und ihr Griff um seine Schultern festigte sich, aber sie sagte noch immer nichts.
    Er strich ihr über das weiche Haar. “Es ist nicht genug, das weiß ich. Meine Liebe kann dir nicht die zehn Jahre zurückgeben, die du verloren hast. Ich kann dir unser Kind nicht zurückgeben. Aber ich will, dass du eines weißt. Ich werde dich immer lieben. Selbst wenn du mir sagst, dass ich weggehen soll. Selbst wenn ich dich niemals wiedersehe, werde ich …”
    Endlich hob sie den Kopf, und was er in ihren Augen wahrnahm, machte ihm Angst. Es war Panik.
    Was hatte sie zu bedeuten? Er legte die Hände um ihr Gesicht. “Ich werde tun, was du von mir verlangst, Lacy. Ich werde gehen, wenn du es mir sagst. Für immer. Ist es das, was du willst?”
    Sie schwieg, und atemlos wiederholte er die Frage. “Willst du das?”
    Sie betrachtete sein Gesicht, als würde sie darin die Antwort finden. Und genau dort steht sie geschrieben, dachte er. Die Antwort war seine Liebe. Sie musste nur hinsehen und sie ihm ablesen.
    “Ich habe dich schon einmal verloren und es überlebt”, sagte sie leise. “Und jetzt bin ich stärker. Vielleicht könnte ich es ein zweites Mal überleben.”
    Er hielt den Atem an und machte sich auf das Allerschlimmste gefasst. Er hatte ihr versprochen, dass er gehen würde, wenn sie darauf bestand. Aber jetzt, da es aussah, als wolle sie ihn genau darum bitten, fragte er sich, ob er dieses selbstlose Versprechen wirklich halten konnte.
    “Du bist die stärkste Frau, die ich jemals gekannt habe”, sagte er. “Ich glaube nicht, dass du mich brauchst, Lacy. In Wahrheit bin ich es, der dich braucht.”
    “Ja, ich bin stark. Aber ich …” Sie zögerte, und er glaubte, den Hauch eines Lächelns an ihren Lippen sehen zu können.
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