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Wie Inseln im Strom

Wie Inseln im Strom

Titel: Wie Inseln im Strom
Autoren: Kathleen O`Brien
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sich jetzt auf ihre Zukunftspläne konzentrieren.
    Natürlich würde sie Tilly vermissen. Und seltsamerweise sogar Gwen. Aber Boston war nicht weit und durch die Fähre mit der Insel verbunden. Sie würden sich regelmäßig besuchen können.
    Sie würde das Haus und Malcolms Vermögen Gwen überlassen. Es war nicht schwer gewesen, einen neuen Job zu finden. Ihre Arbeit für das Krankenhaus war so erfolgreich gewesen, dass man ihr vor etwa einem Jahr angeboten hatte, die PR-Abteilung eines staatlichen Fernsehsenders in Boston zu leiten. Dummerweise hatte sie abgelehnt – wie jedes andere Angebot, das sie im Laufe der Zeit bekommen hatte.
    Damals hatte sie es sich nicht eingestanden, doch jetzt wusste sie, warum sie jedes Mal Nein gesagt hatte. Sie hatte hier auf der Insel bleiben wollen, falls Adam doch noch nach Hause kam. Sie hatte gelebt wie die Kapitänsfrauen von Pringle Island, die einst an den Turmfenstern ihrer Häuser gesessen und nach den Segelschiffen ihrer Männer Ausschau gehalten hatten.
    Aber damit war endgültig Schluss. Sie würde nicht noch ein Jahrzehnt hier aushalten und ihr gebrochenes Herz mit Erinnerungen füttern. An den Pferdestall, in dem Adam und sie zum ersten Mal miteinander geschlafen hatten. An den Fähranleger, an dem sie sich schluchzend an ihn geklammert und ihn angefleht hatte, nicht wegzugehen. Die Kapelle, in der sie Malcolm geheiratet hatte, das Herz voller Tränen. Das Krankenhaus, in dem sie das Baby verloren hatte.
    Und natürlich an den Tunnel der Liebe, wo sie ihren schönsten Traum ein allerletztes Mal geträumt hatte.
    Genau das war Pringle Island jetzt für sie – ein Mausoleum der Vergangenheit. Wenn sie nicht fortging, würde sie für immer mit den Geistern leben müssen. Also wollte sie fort von hier. Sie hatte ihre Freundin in Boston angerufen – der Job war noch frei. Sie hatte ihn auf der Stelle angenommen.
    Hatte sie Angst? Ja. Freute sie sich darauf? Noch nicht. Aber die Vorfreude würde kommen, wenn die Wunde, die Adam ihr zugefügt hatte, nicht mehr blutete. Wenn sie nicht mehr so wehtat.
    “Lacy, ich habe nachgedacht.” Gwen schwang die Füße vom Schreibtisch und bewunderte dabei ihre dunkelgrünen Sandaletten, die sie zu einem sexy hellgrünen Strandkleid trug. Sie ist fast wieder die Alte, dachte Lacy, obwohl Gwens Miene seit kurzem ein wenig reifer wirkte. Es stand ihr.
    “Wenn du nicht aufpasst, wirst du noch eins der Buddelschiffe umwerfen”, warnte Lacy.
    Gwen legte die Stirn in Falten. Gereift oder nicht, sie ertrug es noch immer nicht, ermahnt zu werden. Also hob Lacy beschwichtigend die Hände. “Okay, okay. Es sind deine Schiffe. Mach sie alle kaputt, wenn du möchtest. Worüber hast du nachgedacht?”
    Lacys Stieftochter zögerte. “Bist du sicher, dass ich nicht mit ihm reden soll? Ich meine, ich bin doch an dieser ganzen Sache schuld. Ich könnte ihm erklären, dass ich …”
    “Nein.” Lacy stellte das verpackte Bild an den Türrahmen. Ein Kurierdienst würde es nachher abholen. “Es ist mein Ernst, Gwen. Ich möchte nicht, dass du mit Adam darüber sprichst. Was zwischen uns geschehen ist, war nicht deine Schuld. Es hat mir bewiesen, dass die Beziehung zwischen Adam und mir nicht in Ordnung war. Nie. Und jetzt ist sie vorbei. Punkt. Ich bin bereit, ohne ihn weiterzuleben.”
    “So?” Mit einer knappen Kopfbewegung warf Gwen ihre Lockenpracht hinter die Schulter. “Du schläfst nicht. Ich höre doch, wie du dich die ganze Nacht im Bett herumwälzt.”
    Lacy seufzte. “Ich schaffe es schon”, sagte sie. “Es wird nur eine Weile dauern. Außerdem verzichte ich lieber auf ein wenig Schlaf, als einen Mann um Vergebung für etwas anzuflehen, das ich nie getan habe. Siehst du das etwa anders? Vermutlich ist er sowieso schon längst wieder in New York.”
    “Ist er nicht”, erwiderte Gwen mit einem hoffnungsvollen Lächeln. “Travis hat mir erzählt, dass er erst am Freitag abreist. Also …”
    “Nein.” Lacy warf Gwen den strengsten Blick zu, den sie fertigbrachte. “N.E.I.N.”
    Gwen erwiderte nichts, sondern schien nach einem guten Argument zu suchen. Doch dann läutete das Telefon. Hastig streckte sie den Arm nach dem Hörer aus und stieß eins der Buddelschiffe um, wie Lacy vorhergesagt hatte.
    Lacy machte einen Satz auf den Tisch zu, um die Flasche aufzufangen, aber sie war nicht schnell genug. Das Schiff krachte zu Boden, und Glassplitter flogen durch die Luft.
    “Oh mein Gott”, rief Gwen entsetzt und starrte auf das,
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