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Daniel Taylor zwischen zwei Welten

Daniel Taylor zwischen zwei Welten

Titel: Daniel Taylor zwischen zwei Welten
Autoren: Monica Davis
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Gänsehaut überzog seinen Körper, als Daniel mit Marla durch den Korridor schritt, tiefer und tiefer in die Unterwelt hinein, die Heimat der Dämonen, zu denen er angeblich auch gehörte, zu deren Oberhaupt er bestimmt sein sollte. Fühlte er sich deshalb so seltsam vertraut in dieser Umgebung? Die Felswände des Ganges, die Dunkelheit, in der nur die flackernden Flammen der Fackeln etwas Licht spendeten … Er schien diesen Ort zu kennen, und dabei konnte er ja nach allem, was Marla ihm erzählt hatte, noch nie hier gewesen sein. Angst hatte er trotzdem. Was ist, wenn sie mich nicht mehr gehen lassen, wie komme ich dann von hier weg? Wieso hatte er dem Ganzen überhaupt so leichtsinnig zugestimmt? Damit er Blondie Mike eins auswischen konnte? Den anderen beweisen konnte, dass er tatsächlich mit dem toten Joe Adams gesprochen hatte? Damit Vanessa ihm glaubte oder weil er einfach neugierig war?
    Nein: Tief in ihm drin gab es eine dunkle Seite, die danach lechzte, mehr über die Unterwelt und seine Bewohner zu erfahren. Der Wächter in ihm rang mit dem Dämon. Noch besaß der Wächter die Oberhand. Hoffte er, denn Daniel wusste ja nicht einmal, was Wächter genau waren und welche Fähigkeiten sie besaßen. Also fragte er Marla.
    »Wächter sind unsere Erzfeinde«, sagte sie, »daher wundert es mich nicht, dass dich eigentlich keiner hier haben will.«
    Also waren Wächter so ähnlich wie Engel, vermutete Daniel.
    Marla hatte seine Gedanken gehört. »Genau. Sie sind die Guten, wir die Bösen. In deiner Welt.«
    Was war seine Welt?
    Vor großen Flügeltüren blieben sie stehen. Es sah beinahe so aus, als bestünde das Tor aus einer lebenden Substanz. Beim genauen Hinsehen erkannte Daniel Tausende schwarzer Schlangen, die in wellenförmigen Bewegungen darüberglitten. Er wich zurück, wobei sein Herz heftig klopfte. Fasziniert beobachtete er, wie sich die Reptilien neu formierten und er plötzlich sein Gesicht als lebendiges Relief vor sich hatte.
    »Hier musst du allein weiter«, sagte Marla.
    »Allein?« Daniel fühlte sich immer weniger mutig. »Ich hab gedacht, du kommst mit?«
    »Ich darf diese Hallen nicht betreten«, erwiderte sie, ohne ihn anzublicken.
    Bevor Daniel sie nach dem Grund fragen konnte, öffneten sich die Flügel und gaben die Sicht frei auf eine große, von Fackeln erleuchtete Halle, die ganz aus schwarzem Marmor zu bestehen schien. Zögernd blieb Daniel stehen, aber Marla schubste ihn an und zwang ihn zum Weitergehen. Schwerfällig setzten sich seine Beine in Bewegung, wobei das Grummeln in seinem Magen heftiger wurde. Sogar sein Herz schien mit dem Pumpen nicht mehr hinterherzukommen, je tiefer er in die Halle schritt. Er war nun ganz allein in einer ihm völlig fremden Welt. Daniel hatte das Gefühl, dass er nie wieder das Tageslicht sehen würde. Ihn fröstelte.
    Nachdem sich der Eingang hinter ihm beinahe geräuschlos geschlossen hatte, hörte er plötzlich Stimmen in seinem Kopf, die ihm Macht und Ansehen versprachen – andere Dämonen versuchten, sich seine Gunst durch angebotene Gefälligkeiten zu erschleimen. Und dann gab es noch einen, der ihm die ewige Verdammnis an den Hals wünschte.

    »Da bist du ja endlich!«, hallte Metistakles’ Stimme durch die Gewölbe.
    Marla zuckte zusammen. Sie war so sehr in Gedanken versunken gewesen, dass sie den Oberen nicht gesehen hatte, der in ihrem Gemach auf dem Bett lag. Wie die anderen Mitglieder des Hohen Rates hatte er seinen Schädel kahl rasiert und trug ein langes graues Gewand, das ihn beinahe wie einen wandelnden Leichnam aussehen ließ, wäre sein Gesicht nicht von teuflischer Schönheit gewesen.
    Marla erschauderte und wunderte sich zugleich, warum er nicht bei den anderen war, die gerade ihren Bruder prüften. Sie hatte gehofft, ein wenig Zeit und Ruhe für sich zu haben, um einmal grundlegend über einige Dinge in ihrem Leben nachdenken zu können.
    Metistakles winkte sie heran und Marla ging auf ihn zu, wie von einer unsichtbaren Schnur gezogen. Mittlerweile wusste sie, dass sie sich ihm nicht ohne Konsequenzen widersetzen konnte.
    »Wie geht es mit Silvan voran?«, fragte er. Der Blick aus seinen eisblauen Augen brachte Marla zum Frösteln, obwohl es in ihrem Gemach angenehm warm war.
    »Gut«, antwortete sie mechanisch, weil sie wusste, was jetzt kam. Sie sah es in seinen Iriden, die immer dunkler wurden, wenn er wütend war, und sich wie eine Spirale drehten.
    »Gut? Das war eine glatte Lüge!«, knurrte er und versetzte ihr
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