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Wie immer Chefsache

Wie immer Chefsache

Titel: Wie immer Chefsache
Autoren: Martin Ruetter
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eigener Überzeugung, natürlich noch ein richtiger Jäger. Sah man ihm vielleicht auch nicht immer sofort an, würde sich aber selbstverständlich zeigen, falls es mal nötig sein würde. Bis dahin konnte er seine Kräfte ja noch schonen.
    Mattes blickte auf die Uhr und rief Mina. Sie blieb stehen, schaute ihn an und begriff, dass es zurückgehen sollte. Demonstrativ blickte sie noch einmal in die Richtung, die der weitere Weg nahm, und verharrte einige Sekunden lang. Als von Mattes keine Reaktion kam, drehte sie sich seufzend um und trabte auf ihn zu. Half nichts. Der wollte tatsächlich schon wieder nach Hause und ließ sich nicht überzeugen. »Ich hab auch nicht nur Spaß«, sagte Mattes tröstend. »Ich muss noch zu dieser Althoff fahren. Es geht um unsere Zukunft.«
    Als er in die Hauseinfahrt einbog, traf er auf seinen Neffen Robin, der alleine vor dem an der Garagenwand montierten Basketballkorb stand und einen grellorangen Basketball warf. Er prallte am Netzring ab und sprang auf die Erde. »Dreizehn hatte ich schon drin«, sagte Robin, griff nach dem Ball und warf ihn Mattes zu. »Hier, mach du mal!« Mattes fing den Ball, dribbelte kurz, sprang hoch und warf ihn, als er auf dem höchsten Punkt des Sprunges angekommen war, in einem hohen Bogen in den Korb. Ein leises Rauschen des Netzes, dann kam er sauber unten heraus. Robin guckte bewundernd: »Wow. Mach noch mal!« Mattes fing den Ball auf, erklärte Robin ausführlich die ideale Stellung der Finger und aus welcher Bewegung heraus der Schwung kommen musste. Er dribbelte, sprang ab, drehte sich in der Luft und warf den Ball nach hinten über die Schulter in den Korb. Robin ging fast in die Knie vor Bewunderung. Für den bin ich der Held, dachte Mattes und empfand ganz deutlich, dass ihm diese unkritische Bewunderung in seinem Alltag viel zu wenig entgegengebracht wurde. Eigentlich fehlte sie, außer bei seinem Neffen Robin, immer. Er dribbelte eine Runde vor der Garage entlang, bei der er den Ball bei jedem Schritt unter seinen Beinen die Seite wechseln ließ. Das sah schwieriger aus, als es war, aber es reichte, um für Robin zum Basketball-Superhelden zu werden. Mattes bemerkte mit Verwunderung, dass ihm sein kleiner Neffe mit seinen zwölf Jahren schon bis an die Schulter reichte. Würde vermutlich gar nicht mehr so lange dauern, bis er sportlich auf seinem Level angekommen war und damit der Zauber des Onkels verflogen sein würde.
    »Und jetzt der große Wurf, den nur Weltklassespieler, allen voran dein Onkel Mattes, beherrschen. Der Wurf über zwei Autos, einen Zaun und einen Neffen genau in den Korb.« Mattes lief dribbelnd über den Bürgersteig bis auf die Straße und stellte sich auf. Er sah Robins gespannten Blick, sein freudiges Lachen und die strahlenden Augen. Konzentriert zielte er, warf mit aller Kraft, und der Ball flog in hohem, ruhigem Bogen genau auf den Korb zu, prallte aber auf den Metallring und sprang von dort in den Nachbargarten. Robin guckte entsetzt: »Au weia!«
    »Lass nur, den hol ich«, rief Mattes, der wusste, wie sich Frau Stenger, die nervige Nachbarin, über jedes geknickte Blättchen an einer ihre Pflanzen aufregen konnte. Große Lust da jetzt rüberzugehen, hatte er auch nicht, aber er konnte ja nicht seinen kleinen Neffen in Gefahr bringen. Wenn schon Held, dann in allen Lebenslagen, auch bei der Stenger. Mattes näherte sich vorsichtig dem Zaun, da ließ ihn der schrille Ruf seiner Schwester aufschrecken. »Mattes! Dein Köter buddelt in meinem Garten! Hol den sofort da weg!« Im Laufschritt eilte er auf Mina zu. Wieso grub dieser sonst so phlegmatische Hund immer nur im Vorgarten seiner Schwester mit großer Begeisterung Löcher? Am liebsten mitten auf dem gepflegten, fast englisch zu nennenden Rasen oder alternativ in frisch angelegten Blumenbeeten mit kleinen blühenden Pflänzchen. Niemals hinter den dicken Koniferen, wo es nicht auffallen würde, und auch niemals, wenn sie unterwegs waren, auf weiten Naturwiesen oder im Wald. »Nun reg dich mal nicht so auf!«, versuchte Mattes seine Schwester zu beruhigen und zog Mina am Halsband zurück, die sich entgegenstemmte und so tat, als wäre ein Loch jetzt und an dieser Stelle das Einzige, was ihrem Leben Sinn gab. »Komm schon«, flüsterte er genervt, »du weißt, dass Astrid dich sonst zu Hackbällchen verarbeitet.«
    Astrid erschien mit schnellen Schritten und besah sich die umgewühlte Erde. »Du musst schon aufpassen, Mattes! Du weißt doch, wie bescheuert dein
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