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Wie immer Chefsache

Wie immer Chefsache

Titel: Wie immer Chefsache
Autoren: Martin Ruetter
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Hund ist.« Sie bückte sich und sah fast etwas enttäuscht aus, weil der Schaden diesmal nur gering ausgefallen war. Trotzdem griff sie zu pädagogischen Maßnahmen. »Da wirst du leider gleich ein bisschen arbeiten müssen, um das wieder herzurichten«, sagte sie mit einem zufriedenen Unterton, der das »leider« im Satz völlig entkräftete. »Wenn du deinen Hund nicht im Griff hast, bekommst du Probleme. Vielleicht erziehst du ihn mal, damit er sich das ständige Buddeln abgewöhnt.«
    Mattes schob mit dem Fuß einige der losen Erdstücke in das Loch zurück und sagte: »Ein bisschen Belüftung tut dem Rasen ganz gut. Außerdem buddelt sie doch nicht ständig.«
    »Bei mir schon«, stellte Astrid fest und hatte damit durchaus recht. Sie sah ihn auffordernd an. Och, nee. Jetzt hier mit Harke und Spaten das kleine Loch zumachen? Er sah demonstrativ auf die Uhr: »Oh, ich hab gleich einen Termin.« Robin, der hinter seiner Mutter stand, zwinkerte ihm zu. »Echt wahr!«, bestätigte Mattes nachdrücklich. Nicht mal sein Neffe schien ihn ernst zu nehmen. Astrid jedenfalls glaubte ihm kein Wort. »Ja, deine Termine, die kenne ich«, spottete sie. »Jetzt bleibst du erst mal hier und beseitigst den Schaden. Danach kannst du Termine haben, so viel du möchtest.«
    »Ja, Mami«, sagte Mattes und wusste, dass er seine Schwester mit dieser Anrede auf die Palme brachte. Sie benahm sich gerne wie seine Mutter, aber sie wollte es auf keinen Fall sein. Es war sogar eine Unverschämtheit, so etwas zu sagen, denn die sechs Jahre Vorsprung im Alter sah man ihr nur bei genauerer Betrachtung an. »Dann aber umso deutlicher!«, betonte Mattes bei jeder sich bietenden Gelegenheit. Sie sähe sogar deutlich jünger aus als ihr Bruder, bestätigte ihr Mann, auf ihre drängenden Fragen hin, immer wieder. Godehard hätte auch ohne Zögern und aus Angst vor ihren Repressalien behauptet, dass man sie und Claudia Schiffer für eineiige Zwillinge halten könne. Eine ziemlich gewagte Theorie, wenn man sich bei realistischer Betrachtungsweise an den Zahlen 1,66 Meter Körpergröße und 67 Kilo Gewicht orientierte, fand Mattes.
    »Ich bin nicht deine Mutter!«, presste sie sauer hervor. »Wenn ich es gewesen wäre, wärst du heute anders.« Mattes sah sie an und begann zu lächeln. Er liebte seine Schwester. Sie war ihm in seiner Kindheit ein wichtiger Bezugspunkt gewesen und hatte immer hinter ihm gestanden. Eine starke, große Schwester, mit der er bei Auseinandersetzungen auf dem Spielplatz drohen konnte und eine Verschwörerin, die ihn mit bewussten Falschaussagen vor der Strafe der Eltern rettete, wenn er wieder zu wenig gelernt oder später zu lange weggeblieben war. Und jetzt hatte sie ihm eine Unterkunft gegeben, als er mit den Kisten auf der Straße stand. Er konnte sich immer auf sie verlassen, sie müsste nur mal ein bisschen lässiger werden und einsehen, dass er sehr gut alleine im Leben klarkam. »Ich fahre jetzt zu meinem Termin und danach bring ich dir den Garten sofort wieder in Ordnung«, versprach er. »Der wird schöner als vorher.« Ihm war völlig klar, dass Astrid den kleinen Erdhügel auf dem Rasen keine zehn Minuten ertragen konnte und sich selber an die Arbeit gemacht hatte, bevor er wieder zurück war. Von daher kam ihm der Termin sehr gelegen. Er bedeutete, dass er jede Art von Gartenarbeit versprechen konnte, ohne nachher sein Wort halten zu müssen. Astrid nickte gnädig und sah zu, wie er Mina notdürftig von der Erde befreite, die ihr nicht nur zwischen den Zehen der Vorderpfoten, sondern auch um die Schnauze und im Fell hing. Unverkennbar boshaft lächelte sie: »Der Köter trägt dir den ganzen Dreck in die Bude. Da kannst du drinnen mit der Schadensbeseitigung gleich weitermachen. Kennst du kein nettes Tierheim, wo du ihn abgeben kannst? Würde dir eine Menge Arbeit ersparen.«
    »Ach, ist doch gar nicht so wild«, sagte Mattes und schloss seine Haustüre auf. Mina verlor tatsächlich noch erstaunlich viel Dreck auf dem Weg durch den Flur ins Wohnzimmer. Egal. Darum konnte er sich später kümmern. Er zog die Haustüre wieder hinter sich zu und ging über die Einfahrt. Im Gartenhäuschen hörte er Astrid nach diversen Gartenbearbeitungswerkzeugen wühlen. Robin hatte sich geschickt verzogen, um nicht zu Hilfsarbeiten verdonnert zu werden. Kurz bevor Mattes um die Ecke bog, hörte er sie rufen: »Was für ein Termin soll das denn sein?« Sie tauchte mit Spaten und Harke auf. »Ich hab so was wie ein
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