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Wie Feuer im Regen

Wie Feuer im Regen

Titel: Wie Feuer im Regen
Autoren: Sophie Oliver
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schliesslich nicht an der Tagesordnung, dass man einen Kunden fand, der ohne mit der Wimper zu zucken, Unsummen für Fälschungen ausgab.
    Normalerweise liessen die Leute für jeden vermeintlichen Leonardo Gutachten um Gutachten erstellen, um letztendlich doch nicht zu kaufen. Aber dieser Harper war offenbar so naiv, dass er Threakstons Angaben nicht in Frage stellte.
    Threakston schämte sich nicht für seinen Betrug. Im Gegenteil. Was glaubten die Leute eigentlich, wie viele Bilder Leonardo da Vinci gemalt hatte? Wenn auch nur ein Bruchteil der im Umlauf befindlichen Leonardos echt wäre, hätte der Mann zwölf Hände und acht Leben haben müssen, um all das zu bewerkstelligen.
    Nein, Harper war selber schuld, wenn er sich nicht besser über die Authentizität seiner Einkäufe informierte. Ausserdem waren es brillante Fälschungen, hervorragend gemalt und wahre Kunst, und sie verdienten es mindestens ebenso, in den schicken Stadthäusern der reichen Klientel zu hängen, wie die Originale.
    Bevor Marc Harper unbewusst begonnen hatte, Simon Threakstons Süchte zu subventionieren, hatte dieser erhebliche Schulden bei diversen Dealern und Kredithaien angehäuft. In einem Ausmass, dass ein Arm- oder Beinbruch unausweichlich gewesen wäre.
    Die Studie eines Flugapparates hatte ihn schliesslich gerettet. Aber er wusste, dass er über kurz oder lang wieder in Schwierigkeiten kommen würde, zu stark war das Verlangen, zu schwach sein Widerstehen.
    Nun bereute er zutiefst, dass er Harper in seiner Gutmütigkeit tatsächlich ein Original verkauft hatte. Irgendwie hatte er ihm etwas Gutes tun und doch auch einmal einen richtigen Leonardo zukommen lassen wollen. Welche Verschwendung! Den Portraitkopf des Mädchens hätte er ohne weiteres für die doppelte Summe irgendeinem reichen Russen andrehen können.
    Die störte es nie, gestohlene Ware zu kaufen, im Gegenteil, die waren sogar noch irgendwie stolz darauf.
    Aber nein, aus einem unerfindlichen Grund musste er das was von seinem Gewissen noch übrig war, auf diese Art beruhigen. Wie ärgerlich.
    Um sich selbst zu trösten, breitete er auch noch das zweite Gramm Kokain auf einem kleinen antiken Spiegel aus und teilte es in vier gleiche Teile.
    Wenn er gewusst hätte, dass es genau dieses Portrait eines jungen Mädchens war, das Marc Harper am Tag seiner Abreise zu Anne Marsden bringen liess, als bittersüßes Abschiedsgeschenk - er hätte sich wahrscheinlich auch noch ein drittes Gramm Koks bestellt.

    Marc und James verliessen London am selben Tag. Während Marc Harper erleichtert und gleichzeitig traurig war, London und das verregnete England hinter sich zu lassen, welches ihn von nun an für immer an Anne erinnern würde, stieg Jamie mit gemischten Gefühlen in sein Flugzeug nach Nizza.
    Eigentlich hatte er Anne gebeten, ihn auf dieser Geschäftsreise zu begleiten, aber sie wollte lieber ein paar Tage für sich alleine sein.
    Natürlich verstand er, dass sie nicht nahtlos von einem Mann zum nächsten flattern konnte, als wäre nichts gewesen, trotzdem nagte es an seiner Eitelkeit und schürte Verlustängste in ihm.
    Am Flughafen wartete eine komfortable Limousine auf ihn, deren Fahrer ihn nach St. Tropez bringen würde. Dort fand eine Besprechung mit dem Hersteller eben jenes exklusiven Wagens statt. Die Marke brannte darauf, ein großes Open-Air Event des Inner Circle in St. Tropez zu sponsern. Anscheinend hoffte man so auf einen besseren Zugang zum englischen Edel-Automarkt. Jamie konnte es recht sein. Cheryl hatte gut recherchiert und ihm diesen Geschäftskontakt ans Herz gelegt. Also würde er, ausgerüstet mit einem Ordner voller Hintergrundinformationen bezüglich Location, Sponsor und Ablauf der Veranstaltung entscheiden, ob er grünes Licht für das Ganze geben wollte.
    Zwar wäre es ihm lieber gewesen, er könnte sich völlig auf den Termin konzentrieren, aber so wie es aussah, gehörten ein Großteil seiner Gedanken nach wie vor Anne.
    Der Vertreter des Autoherstellers würde hinterher seinem Chef berichten, die Verhandlungen wären gut gelaufen. Man hätte sich zusammen auf ein sensationelles Konzept geeinigt, aber es wäre doch wieder einmal sehr offensichtlich gewesen, das der britische Charme eher herb sei.
    James wiederum war es völlig egal, was man über ihn dachte. Immerhin befand er sich in einer Position, in der er sich seine Geschäftspartner aussuchen konnte und wenn ihn das Ganze zu sehr anöden sollte, gab es bereits eine ganze Armada an gierigen
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