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Wie Feuer im Regen

Wie Feuer im Regen

Titel: Wie Feuer im Regen
Autoren: Sophie Oliver
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nicht so. Sie hinterging ihn nicht.
    Aber würde sie mit ihm gehen?
    Oder würde sie erleichtert sein, weil er das Feld räumte und sie nun ohne eine hässliche Trennung frei für Harkdale sein konnte?
    Da war es besser, sie gar nicht erst zu fragen. Dann konnte sie ihn mit einer Zurückweisung auch nicht verletzen.
    Allerdings würde er sie auf diese Art sicher verlieren - hatte sie vielleicht schon verloren?
    Er trank den restlichen Rotwein mit langen Zügen, dann ging er nach oben. Hinter ihm glimmten die letzten Reste des Feuers, bevor sie schließlich erstarben.
    Morgen. Er musste unbedingt noch einmal mit ihr sprechen, dann aber mit einer besseren Strategie, als heute. Morgen.

***

    "Marc wird nach Australien zurück gehen!" Cheryls Stimme überschlug sich beinahe vor Aufregung.
    "Schließ bitte die Bürotür hinter dir und beruhige dich. Dann erzählst du mir alles in Ruhe." Obwohl James sich redlich um einen beiläufigen Tonfall bemühte, verriet ihn ein kleines Zittern seiner Hand. Schnell ließ er den Stift fallen, mit dem er eben noch geschrieben hatte, erhob sich von seinem Schreibtisch und trat ans Fenster, die Hände in den Hosentaschen.
    Er musste Cheryl für ein paar Sekunden den Rücken zuwenden, um seine Beherrschung wiederzuerlangen.
    Draußen regnete es in Strömen. Sturzbachartig lief das Wasser die riesigen Scheiben hinunter und verschleierte die Sicht auf die umliegenden Geschäftstürme und das Meer. Egal. Es war ohnehin alles Grau in Grau. Unvorstellbar, dass sie noch vor Kurzem dort unten in der Sonne gesessen waren. Der Sommer war eindeutig nur noch eine vage Erinnerung.
    Mit einem tiefen Atemzug drehte er sich um und sah Cheryl fragend an. Sie saß mit übereinander geschlagenen Beinen auf der Vorderkante eines Besuchersessels und wippte nervös mit dem Fuß, der in einem grauen Schlangenlederstiletto steckte. Alles in allem wirkte sie so, als ob sie jederzeit auseinander schnellen könnte, wie eine Sprungfeder.
    Anstelle einer Frage hob er nur die Augenbrauen.
    "Es stimmt wirklich!" sprudelte sie los. "Marc Harper verlässt London. Für immer. Sein Vater übergibt ihm die komplette Konzernleitung und er muss zurück nach Sydney!"
    "Woher weißt du das?"
    "Von Freddie."
    "Weshalb spricht mein Cousin mit dir darüber und nicht mit mir?"
    Etwas beschämt zupfte sie einen unsichtbaren Faden von ihrem anthrazitfarbenen Kostüm. "Oh, das wollte er wohl. Deswegen rief er an. Aber dann rutschte es ihm heraus und ich war so aufgeregt, dass ich es dir unbedingt sofort sagen musste."
    "Wann?"
    "Herrje, das weiß ich gar nicht! Ich habe vergessen, danach zu fragen, so was Dummes."
    "Wird sie mit ihm gehen?"
    Nun hörte ihr Schlangenfuß auf zu wippen. "Aber nein! Oder doch? Ich weiß nicht. Denkst du denn, diese Möglichkeit bestünde?"
    Er drehte sich wieder um und sah weiter aus dem Fenster. "Wenn sie meine Freundin wäre, würde ich alles daran setzen, dass sie bei mir bleibt."
    Cheryl trat hinter ihm und legte ihm eine Hand auf die Schulter. "Dann, mein Lieber, ist jetzt der Moment, genau das zu tun."

    Es dämmerte bereits, als James vor Annes Wohnung ankam. In ihrem Büro hatte man ihm gesagt, sie sei heute früher nach Hause gegangen.
    Leider hatte der Regen nicht ein bisschen nachgelassen, sondern prasselte unvermindert senkrecht vom Himmel.
    Sie stand vor ihrer Haustür und trommelte wütend mit dem Fuß dagegen.
    "Was machst du da?"
    Erschrocken fuhr sie herum. "Jamie! Ich habe wohl heute morgen in der Eile meinen Schlüssel vergessen, ist nicht das erste Mal. Und jetzt komme ich nicht hinein."
    Er drehte sich nach seinem Taxi um, aber es war bereits weiter gefahren. Bei diesem Wetter war es ein Ding der Unmöglichkeit schnell wieder ein neues zu finden, dass sie zu ihm bringen könnte.
    "Hast du keinen Schirm?"
    Frustriert kickte sie ein schlaffes schwarzes Etwas die Stufen hinunter. "Kaputt. Wenn man ihn einmal braucht. Hast du vielleicht einen? Sonst wirst du auch nass."
    "Nein. Ich meine, das macht nichts. Was ist mit dem Pförtner?"
    "Keine Ahnung, deswegen hämmere ich schon die ganze Zeit an die Tür. Er hätte mich längst hören müssen..."
    In diesem Moment wurde die Tür von innen aufgerissen und ein beinahe zwei Meter großer dunkelhäutiger Mann in Uniform sah sie entgeistert an.
    "Anne? Haben sie wieder ihren Schlüssel vergessen?"
    "Ja, Rajeef, oben in der Wohnung. Ich war spät dran...", antwortete sie zerknirscht.
    Er schüttelte gutmütig den Kopf und hielt die Tür weit
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