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Wie eine Volkswirtschaft waechst

Wie eine Volkswirtschaft waechst

Titel: Wie eine Volkswirtschaft waechst
Autoren: Peter D. Schiff , Andrew J. Schiff
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der „österreichischen Schule“, die den Ansichten von Volkswirten wie Ludwig von Mises folgte. Die Österreicher behaupteten, Rezessionen seien nötig, um unkluge Entscheidungen zu kompensieren, die in der Zeit des Aufschwungs getroffen wurden, der dem Zusammenbruch immer vorausgehe. Die Österreicher glauben, dass Aufschwünge in erster Linie durch falsche Signale erzeugt werden, die vom Staat an die Unternehmen gesandt werden, wenn er die Wirtschaft mit niedrigen Zinsen „ankurbelt“.
    Die Keynesianer wollen also die Einbrüche dämpfen, und die Österreicher wollen künstliche Aufschwünge verhindern.
    Bei dem ökonomischen Showdown, der dann folgte, hatten die Keynesianer einen entscheidenden Vorteil.
    Da der Keynesianismus Hoffnung auf schmerzfreie Lösungen bietet, schlug er bei den Politikern sofort ein. Die von Keynes verfochtenen politischen Maßnahmen versprachen, die Beschäftigungszahlen zu erhöhen und das Wachstum zu steigern, ohne dafür die Steuern zu erhöhen oder staatliche Dienstleistungen zu kürzen. Damit waren sie das ökonomische Pendant zu Wunderprogrammen für die Gewichtsabnahme, für die weder Diät noch Bewegung nötig sind. Solche Hoffnungen sind zwar irrational, aber trotzdem tröstlich, und für den Wahlkampf sind sie definitiv eine gutes Thema.
    Dank des Keynesianismus können Regierungen so tun, als hätten sie die Macht, den Lebensstandard mithilfe der rotierenden Notenpresse zu heben.
    Infolge ihrer prostaatlichen Tendenz gelangten Keynesianer mit viel größerer Wahrscheinlichkeit als Österreicher in die höchsten staatlichen Ämter. Universitäten, die Finanzminister hervorbrachten, genossen natürlich größeres Prestige als Universitäten, die das nicht vermochten. Es war unvermeidlich, dass die Wirtschaftsfakultäten Professoren zu bevorzugen begannen, welche die entsprechenden Ideen unterstützten. Die Österreicher wurden immer mehr an den Rand gedrängt.
    So ähnlich war es auch bei den großen Finanzinstituten, dem zweiten großen Arbeitgeber von Volkswirten – sie haben die gleiche Affinität zum keynesianischen Dogma. Große Banken und Investmenthäuser sind in dem keynesianischen Umfeld des lockeren Geldes und des leichten Kredits rentabler. Die Überzeugung, dass die staatliche Politik Investitionen fördern sollte, hilft außerdem den Finanzfirmen, die Brieftaschen zögerlicher Investoren zu öffnen. Infolge dessen stellen sie mit höherer Wahrscheinlichkeit Volkswirte ein, die eine entsprechende Weltsicht vertreten.
    Angesichts derart überwältigender Vorteile gegenüber ihren verstaubten Rivalen brachte die Gesellschaft aufgrund der selbsterfüllenden gegenseitigen Bewunderung schon bald eine Truppe von Spitzenvolkswirten hervor, denen die Loyalität zu den keynesianischen Prinzipien angezüchtet worden war.
    In den Augen dieser Analysten ist es ein Glaubensartikel, dass die keynesianische Politik für das Ende der großen Depression verantwortlich war. Viele behaupteten, ohne die vom Staat gesetzten Anreize (einschließlich der Ausgaben, die für die Führung des Zweiten Weltkriegs nötig waren) hätten wir uns aus dem wirtschaftlichen Jammertal nie wieder befreit. Diese Analyse lässt die Tatsache außer Acht, dass die Depression der längste und schwerste Abschwung in der modernen Geschichte war und der erste, der jemals mit der vollständigen Palette der keynesianischen politischen Werkzeuge angepackt wurde. Ob diese Interventionen die Ursache oder die Heilmittel der Depression waren – das ist anscheinend eine Debatte, die kein ernsthafter „Volkswirt“ je in Betracht ziehen würde.
    Dass die Keynesianer die Wirtschaftsministerien, die Finanzministerien und die Investmentbanken fest im Griff haben, ist damit vergleichbar, als hätten wir die Berechnung der Umlaufgeschwindigkeiten von Himmelskörpern den Astrologen anstatt den Astronomen anvertraut. (Ja, der Satellit ist mit einem Asteroiden zusammengestoßen, aber dieses unerwartete Zusammentreffen könnte verlockende Möglichkeiten nach sich ziehen!) Das Tragikomische an der Situation ist, dass niemand, der etwas zu sagen hat, die Modelle dieser Volkswirte je infrage stellt, egal wie oft sie ihre Missionen komplett verpatzen und egal wie viele Raketen auf der Abschussrampe explodieren.
    Die meisten normalen Menschen haben inzwischen das berechtigte Gefühl, die Volkswirte wüssten nicht, wovon sie sprechen. Aber die meisten nehmen an, sie hätten deswegen keine Ahnung, weil dieses Feld so enorm
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