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Wie eine Rose im Morgentau

Wie eine Rose im Morgentau

Titel: Wie eine Rose im Morgentau
Autoren: Daphne Clair
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zu kennen“, unterbrach er. „Aber ich hätte merken müssen, dass du dich verändert hast.“ Erneut warf er einen Blick auf die einfache Einrichtung. „Wenn du Geld brauchst, stelle ich dir einen Scheck aus. Wie viel willst du?“
    „Ich will dein Geld nicht!“ Wahrscheinlich war es dumm, sein Angebot abzulehnen. Denn irgendwann würde sie ihren Job aufgeben müssen. Der Arzt, der sie sorgsam betreute, hatte ihr geraten, früher aufzuhören, aber sie hatte ihm versichert, dass ihre Arbeit nicht anstrengend sei und sie vorsichtig sein würde. „Meine Familie wird mir helfen, wenn ich sie brauche“, erklärte sie und hoffte, dass es niemals so weit kommen würde. Tief atmete sie durch. „Ich habe dich nicht gebeten zu kommen. Warum also bist du hier?“
    Er zuckte die Schultern, wirkte jedoch verunsichert. „Wir sind noch verheiratet. Und ich fühle mich immer noch verantwortlich für dich. Als dein Bru… Als ich herausfand, dass du doch allein bist …“
    „Mein Bruder hat es dir gesagt?“ Rachel verknotete die Hände ineinander. „Ich bringe ihn um. Welcher von meinen Brüdern?“
    „Das ist doch völlig egal. Ich habe ihn unter Androhung von Gewalt davon überzeugen können, dass es nur in deinem Interesse ist, wenn er mir sagt, wo du steckst. Deine Familie ist sehr besorgt um dich. Aber sie haben nichts erwähnt von … dem da.“ Er deutete auf ihren gewölbten Bauch. „Wissen sie davon?“
    „Das werden sie bald.“ Sie würde es ihnen sagen müssen. In der ersten Zeit nach der Trennung hatten sie schockiert ihre Hilfe angeboten und waren enttäuscht gewesen, dass sie nichts darüber sagte, warum sie Bryn verlassen hatte. Bis jetzt hatte sie es geschafft, ihre Schwangerschaft vor ihnen geheim zu halten, doch sollten sie einmal zu Besuch kommen …
    „In meinem Interesse?“ Er hatte sie aufgespürt und bot ihr dank seines Verantwortlichkeitsgefühls Geld an, obwohl er glaubte, dass sie ihn auf die schmählichste Weise betrogen hatte. „Wir leben offiziell getrennt. Hast du das Schreiben meines Anwalts nicht bekommen? Du hast mir gegenüber keine Verpflichtungen.“
    Er winkte ab. „Ich will nicht, dass meine Frau in so einer erbärmlichen Bleibe lebt.“
    „Obwohl du glaubst, dass das Kind nicht von dir ist? Und nachdem du mich beschuldigt hast zu lügen, nur um dich – und dein Geld – zurückzubekommen? Ist dein Stolz angekratzt oder dein Ruf in Gefahr, nur weil ich nicht in einem herrschaftlichen Haus lebe?“
    Blicklos starrte er vor sich hin. „Es war ein Schock“, gestand er. „Ich weiß kaum noch, was ich sagen oder denken soll. Ich kann es einfach nicht ertragen, dich in Not zu sehen, Rachel. Wir kennen uns schon so lange. Du bist ein Teil von mir geworden.“
    Seine letzten Worte hatten sie ins Herz getroffen und brachten Schmerz mit sich, aber auch eine kleine, schwach glimmende Flamme der Hoffnung. Wut lag in seiner Stimme, seinem Blick und hatte selbst seine Wangen gerötet, aber hinter dieser Wut lauerte noch etwas anderes, das sich wie Verzweiflung anfühlte.
    Rachel schluckte schwer, während in ihren Augen Tränen brannten. „Du bist auch ein Teil von mir.“ Wieder legte sie die Hand auf den Bauch. „Genau wie dies hier ein Teil von dir ist. Ich schwöre, bei allem, was mir heilig ist, Bryn, dass es dein Kind ist.“
    Für den Bruchteil einer Sekunde glaubte sie, Sehnsucht in seinem Blick aufflammen zu sehen, doch dann sah er sie wieder voller Zweifel an, fast feindselig. „Das macht doch keinen Sinn. Wenn es stimmt, warum hast du es mir dann nicht gesagt? Du wusstest doch, dass ich mir eine Familie wünsche.“
    Ihr blieb keine andere Wahl mehr. „Weil“, begann sie langsam, „es ein Wunder ist, dass ich überhaupt ein Kind empfangen kann …“
    „Gott hat also seine Finger im Spiel? Na herzlichen Glückwunsch.“
    Sie versuchte, seine sarkastische Bemerkung zu ignorieren. „An dem Tag, als ich gegangen bin, habe ich erfahren, dass meine Chance, ein Baby zu bekommen, fast bei Null liegt. Ich … ich könnte ihn immer noch verlieren …“, wieder schluckte sie, „aber bis jetzt scheint alles mit ihm in Ordnung zu sein.“
    „Mit ihm?“
    „Die Ultraschallaufnahmen zeigen, dass es ein Junge wird. Aber … es könnte immer noch schlimm ausgehen. Eine späte Fehlgeburt, oder mit dem Baby könnte etwas nicht in Ordnung sein.“
    „Das erklärt immer noch nicht, warum du mir seine Existenz verschwiegen hast, falls er wirklich nicht von einem anderen
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