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Wie eine Rose im Morgentau

Wie eine Rose im Morgentau

Titel: Wie eine Rose im Morgentau
Autoren: Daphne Clair
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Farbe.
    Instinktiv gingen ihre Hände zu ihrem Bauch und lenkten den Blick so noch mehr auf die schon sichtbare Rundung unter ihrem weiten Baumwollkleid.
    Sie sah, dass Bryn schluckte, ehe er mit heiserer Stimme sagte: „Hat dieser Bastard dich verlassen, als er herausfand, dass du schwanger bist?“
    Rachel zuckte zusammen, dann schüttelte sie den Kopf. „Nein, so ist es nicht.“
    „Ach nein?“ Er sah skeptisch aus. „Warum sonst bist du davongelaufen, hast deine Kollegen an der Uni im Stich gelassen und bist so weit südlich gezogen wie nur möglich? Wusstest du, dass du ein Kind von ihm bekommst, als du mich verlassen hast?“
    „Ich habe sie nicht im Stich gelassen, sondern bei der Universität Bescheid gesagt, dass ich aus medizinischen Gründen gehen muss.“
    „Ich weiß, dass dein geheimnisvoller Liebhaber nicht da ist“, fuhr Bryn fort. „Du lebst allein. Womit verdienst du dein Geld?“
    Seine scharfen Fragen trafen sie wie Schläge. Sie entschied sich, die letzte zu beantworten, weil es am leichtesten war. „Ich habe einen Job.“ Sie hatte Glück gehabt und bei einem hiesigen Institut einen Forschungsauftrag bekommen. Den Großteil der Arbeit konnte sie von zu Hause aus erledigen.
    Verächtlich schweifte sein Blick über die spärliche Einrichtung und den leicht verschlissenen Teppichboden, den sie mit ein paar preiswerten bunten Läufern leidlich aufgewertet hatte. Für ihre jetzige Bleibe hatte sie nicht viel Geld ausgegeben, weil sie es später noch brauchen würde, wenn …
    Es gab so viele Wenns.
    „Hat er vor, dir irgendwie zu helfen – und Unterhalt für sein Kind zu zahlen?“, fragte Bryn scharf, während Zorn seinen Blick verdunkelte.
    Rachel fuhr sich über die Stirn, weil sich alles in ihrem Kopf drehte. Sie wusste nicht, was sie ihm sagen sollte, doch sie war der Lüge müde, mit der sie lebte. „Ich brauche keine Hilfe …“
    Sie spürte, dass er ihren Ellbogen umklammerte. „Setz dich, verdammt noch mal.“ Es war eher eine Bitte, denn ein ungeduldiger Befehl. Er führte sie zu dem Sofa, blieb jedoch stehen und sah mit finsterem Blick auf sie herab. „Willst du ein Glas Wasser oder irgendetwas anderes?“
    „Nein, nichts.“ Vor allem nicht einen wütenden Mann, der sie mit Fragen bombardierte, die sie nicht beantworten konnte. Sie sah zu ihm hoch. „Wie hast du mich gefunden?“ Sie stand nicht im Telefonbuch. Nur ihre Familie kannte ihre Adresse, und die hatte versprechen müssen, sie niemandem zu geben, vor allem nicht Bryn.
    „Das ist meine Sache“, entgegnete er. „Spielt das eine Rolle?“
    Vermutlich nicht. „Und warum bist du gekommen?“
    Er schwieg einen Moment. „Meine Mutter macht sich Sorgen um dich. Die Notiz, die du ihr zurückgelassen hast, hat viele Fragen offen gelassen. ‚Tut mir leid, danke und leb wohl‘?“
    „Hast du ihr erzählt, was … was ich dir gesagt habe?“
    „Sie hat sich alle möglichen Katastrophen zusammengereimt, sodass ich es ihr am Ende sagen musste. Aber sie glaubt es nicht.“
    Doch er hatte ihr geglaubt. Ihren Plänen war das zugute gekommen, und trotzdem tat es entsetzlich weh.
    Aber was brachte es jetzt noch, weiter bei dieser Lüge zu bleiben? Blicklos starrte sie auf den schwarzen Bildschirm. „Sie hat recht, Bryn. Diesen geheimnisvollen Liebhaber hat es nie gegeben. Das Kind ist von dir.“
    Reglos stand er da, und das Schweigen, das im Raum hing, machte ihr Angst. Sie wagte es nicht, ihm ins Gesicht zu sehen. Dann hörte sie seine Schritte und kniff die Augen zu, weil sie glaubte, dass er gehen würde.
    Stattdessen bemerkte Rachel, dass er sie von der anderen Seite des Zimmers beobachtete, als sie die Augen wieder aufschlug. „Was hast du gesagt?“ Sein kalter Blick ließ sie frösteln.
    „Es ist die Wahrheit.“
    „Nein.“ Bryn schüttelte den Kopf. „Das ergibt keinen Sinn. Du hättest mich doch nicht verlassen …“
    „Zu dem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, dass ich schwanger bin. Wahrscheinlich ist es auch erst an dem Tag passiert, als wir …“ Sie biss sich auf die Unterlippe. „An dem Tag, als ich gegangen bin.“
    „Und du erwartest, dass ich das glaube?“
    „Ich hoffe es …“
    Als sie zögerte, warf er ein: „Dass ich dumm genug bin, das Kind eines anderen als meines zu akzeptieren? Dass ich dich bei mir behalte und … und dieses …“
    „Du solltest mich eigentlich besser kennen.“ Seine Beschuldigung war kaum zu ertragen. „Ich habe dich nicht gebeten …“
    „Ich glaubte, dich
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