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Wie eine Rose im Morgentau

Wie eine Rose im Morgentau

Titel: Wie eine Rose im Morgentau
Autoren: Daphne Clair
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KAPITEL
    Sie hatte sich geirrt. Wochen wurden zu Monaten, und immer noch gab es nicht das geringste Anzeichen für einen neuen Erben der Donovans. Diskret fragte Pearl nach, und obwohl Rachels Mutter sie beruhigte, hatte sie auch kein Patentrezept zur Hand. „Manchmal dauert es eben ein bisschen länger“, meinte sie. „Und wenn man sich zu viel Gedanken darum macht, kann es noch schwieriger werden.“
    Ohne dass einer aus der Familie davon wusste, bat Rachel in den Weihnachtsferien den Hausarzt der Donovans, sie zu einem Gynäkologen zu überweisen. Nachdem sie einige unangenehme Untersuchungen und Tests über sich hatte ergehen lassen müssen, wurde ihr von dem Arzt erklärt, dass sie unter einer „angeborenen Anomalie“ des Reproduktionssystems leiden würde.
    „Ein Eingriff mit anschließender künstlicher Befruchtung ist möglich“, erklärte er ihr. „Aber die Chance, ein gesundes Baby auszutragen, ist unter den gegebenen Umständen … nun, ich fürchte beinahe unmöglich.“
    Zitternd und zutiefst beunruhigt verließ sie das Sprechzimmer, ging dann zunächst in die falsche Richtung, bis ihr einfiel, dass sie ihren Wagen beim Bürohaus von Donovan Industries abgestellt hatte. Benommen kehrte sie um und lief die paar Blocks wieder zurück.
    Schließlich stieg sie ins Auto, setzte sich und starrte blicklos durch die Windschutzscheibe. Am liebsten wäre sie zu Bryn gegangen, hätte sich in seine Arme geschmiegt und haltlos geweint.
    Doch dann fiel ihr ein, wie ablehnend er der künstlichen Befruchtung gegenübergestanden hatte. Und auch sie hatte ihre Zweifel diesbezüglich gehabt.
    Sie fühlte sich unvollkommen, hässlich, als ob jeder sehen könnte, was der Arzt als „Anomalie“ bezeichnet hatte.
    Eine Ersatzmutter? Ihr Kind im Bauch einer anderen Frau? Sie wusste ja nicht einmal, ob sie eine normale Eizelle produzieren könnte.
    Wenn Bryn jedoch trotzdem eigene Kinder haben wollte …
    Ein Baby, das von Bryn war, aber nicht von ihr? Könnte sie das akzeptieren? Nein, rief ihr Instinkt.
    Sicher, sie könnten ein Kind adoptieren, aber Bryn würde eines aus seinem eigenen Fleisch und Blut haben wollen, das den Namen und das Erbe der Donovans weiterführen würde. Ein Kind, das schließlich das Unternehmen und Rivermeadows erben würde, all das, was er und seine Vorfahren aufgebaut hatten. Durch ihre Nachforschungen wusste sie inzwischen mehr über seine Familie als er selbst. Es gab nicht viele Dynastien in Neuseeland, die bis in die Tage der Pioniere zurückreichten. Und es wäre ein Tragödie, all dies verlieren zu müssen.
    Sie war so in ihre Gedanken vertieft und merkte zunächst nicht, dass das Paar, das aus dem Gebäude kam, Samantha und Bryn waren. Zwei große, attraktive Menschen, die Selbstbewusstsein und Erfolg ausstrahlten.
    Instinktiv rutschte Rachel tiefer in ihren Sitz. Sie wollte nicht gesehen werden, bevor sie ihre Gefühle nicht unter Kontrolle hatte. Verstohlen beobachtete sie, wie die beiden bei einem Wagen stehen blieben. Samantha schloss die Fahrertür auf, und Bryn beugte sich vor, um die Tür für sie zu öffnen.
    Statt einzusteigen, drehte Samantha sich zu ihm, legte den Kopf schräg und sagte etwas, das Bryn zum Lachen brachte. Sie lachte ebenfalls, dann küsste er sie auf die Wange, während sie ihm einen Klaps gegen die Brust gab. Schließlich stieg sie ein und winkte ihm, als sie davonfuhr.
    Es hat nichts zu bedeuten, sagte Rachel sich im Stillen. Samantha mochte verliebt in ihn gewesen sein, aber er hatte sie, Rachel, geheiratet. Die beiden waren Freunde. Gute Freunde. Obwohl sie Samantha nie auf Rivermeadows gesehen hatte bis zur Hochzeit. Und auch Pearl hatte sie vor Bryns Büro erst kennengelernt.
    Jetzt drehte Bryn sich um und ging zurück ins Bürohaus, ohne etwas um sich herum zu registrieren.
    Rachel atmete tief durch. Sie könnte ihm folgen und nebenbei erwähnen, dass sie ihn mit Samantha gesehen hatte.
    Und dann?
    Sei nicht dumm. Das Letzte, was er brauchte, war eine Frau, die ihm nicht vertraute.
    Und die ihm nicht einmal ein Kind schenken konnte.
    Bryn würde sein Versprechen, das er ihr bei der Hochzeit gegeben hatte, nie brechen, selbst wenn er sich gezwungen sah, zuzugeben, dass er einen Fehler gemacht hatte.
    Kalte Angst griff nach ihrem Herzen. Sicher würde diese Nachricht ihn aber dazu verleiten, die Verpflichtungen zu überdenken, die er mit der Ehe eingegangen war.
    Er würde sich nicht gemein verhalten, sondern freundlich, mitfühlend und großzügig
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