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Wie eine Rose im Morgentau

Wie eine Rose im Morgentau

Titel: Wie eine Rose im Morgentau
Autoren: Daphne Clair
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sein. Aber hatte er nicht vor allem deswegen geheiratet, um den Namen der Familie weiterzutragen? Und sollte er die Scheidung wollen, könnte sie ihm diese wohl kaum verweigern.
    Rachel ließ den Motor an, verließ den Parkplatz und fuhr los, ohne zu wissen wohin, bis sie sich auf der Straße nach Rivermeadows wiederfand.
    Auf halbem Weg fiel ihr ein, dass sie an diesem Abend mit Bryn zu einem Geschäftsessen gehen sollte und sie deshalb die Nacht im Apartment verbringen würden.
    Rachel hielt am Straßenrand und hinterließ bei seiner Sekretärin eine Nachricht für ihn. Sie wolle ihn nicht stören, aber sie würde sich nicht gut fühlen. „Er soll sich keine Sorgen machen, aber das Essen heute Abend muss leider ohne mich stattfinden. Sagen Sie ihm bitte, dass es mir leidtut und dass ich auf dem Weg nach Rivermeadows bin.“
    Nachdem sie den Wagen zu Hause vor der Garage abgestellt hatte, ging sie durch die Hintertür in die Küche. Kurz darauf kam Pearl herein, die den Wagen gehört hatte. An Rachels Miene erkannte sie sofort, dass etwas nicht stimmte. Sanft drückte sie sie auf einen Küchenstuhl und bot ihr eine Tasse Tee an.
    „Und jetzt sag mir, was passiert ist“, bat sie. „Es ist doch nicht wegen Bryn, oder? Habt ihr euch gestritten? Das ist ganz normal in einer Ehe. Ich bin sicher, dass es bald vergessen ist.“
    „Nein, wir haben nicht gestritten.“ Am liebsten hätte sie Pearl ihr Herz ausgeschüttet, aber Bryn hatte ein Recht darauf, es als Erster zu erfahren. „Ich bin ein bisschen müde“, erklärte sie. „Und ich fühle mich nicht ganz wohl.“
    Das hoffnungsvolle Funkeln in Pearls Augen war ihr nicht entgangen. „Ich bin nicht schwanger“, wehrte sie ab und stand rasch auf. „Wenn du nichts dagegen hast, würde ich mich jetzt gerne ein bisschen hinlegen.“
    „Natürlich. Brauchst du noch etwas?“
    Rachel schüttelte den Kopf. „Ich habe alles“, sagte sie mit belegter Stimme.
    Es kostete sie all ihre Willenskraft, die Tränen zurückzuhalten, bis sie in ihrem Schlafzimmer war und die Tür hinter sich geschlossen hatte. Haltlos schluchzend stand sie eine Weile nur da. Sie wusste, dass sie Bryn die Neuigkeiten schließlich würde mitteilen müssen. Und auch Pearl. Sie wusch ihr Gesicht im Bad, dann legte sie sich aufs Bett, um nachzudenken.
    Was sollte sie nur tun? Und wie sollte sie es Bryn beibringen? Zumindest blieb ihr noch Zeit bis zum nächsten Tag, weil ihr Mann nach dem Geschäftsessen über Nacht im Apartment bleiben würde.
    Irgendwann schlief sie erschöpft ein und wachte erst wieder auf, als die Tür geöffnet wurde. Das helle Tageslicht war von der Dämmerung verschluckt worden, und lange Schatten fielen ins Zimmer.
    „Tut mir leid“, sagte Bryn. „Habe ich dich aufgeweckt?“ Er kam zu ihr und nahm ihre Hände, während sie sich mühsam aufrichtete.
    Mit besorgter Miene setzte er sich zu ihr aufs Bett. „Bist du krank?“
    „Nein, eigentlich nicht. Du hättest nicht kommen müssen. Was ist mit dem Geschäftsessen?“
    „Ich habe es abgesagt.“ Sanft berührte er ihre Wange. „Du bist blass. Meine Mutter meinte, du hättest schrecklich ausgesehen, als du hier angekommen bist. Brauchst du einen Arzt?“
    Sie musste mindestens eine Stunde geschlafen haben und fühlte sich benommen. Dieser furchtbare Nachmittag erschien ihr wie ein Albtraum, als wäre all das, was sie erlebt hatte, eigentlich gar nicht passiert.
    „Ich muss dir etwas sagen“, flüsterte sie.
    „Okay, dann leg los.“ Als sie nicht gleich antwortete, warf er ihr ein schmales Lächeln zu. „Ich bin dein Mann, hast du das schon vergessen? In guten und in schlechten Tagen. Und so schlimm kann es doch nicht sein.“
    Sie öffnete den Mund, um endlich damit herauszuplatzen, dann schloss sie ihn wieder, weil ihr schwindelte. In guten und in schlechten Tagen … bis dass der Tod euch scheidet.
    Am Nachmittag hatte sie sich in Erinnerung gerufen, dass Bryn sein Versprechen niemals brechen würde.
    Und plötzlich wusste sie, dass er sie nie um die Scheidung bitten würde.
    Sie musste ihm nur erzählen, was sie erfahren hatte, oder nichts sagen, sodass ihm irgendwann von selbst klar wurde, dass sie nie eine Familie sein würden. So oder so könnte sie seine Frau bleiben.
    Es war ihre Entscheidung. Sie entzog ihm ihre Hände, weil sie Übelkeit in sich aufsteigen spürte. „Ich muss ins Bad.“ Benommen stand sie auf, schlug die Hand vor den Mund und floh ins Badezimmer.
    „Rachel?“ Bryn rüttelte an der
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