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Wie ein Ruf in der Stille: Roman (German Edition)

Wie ein Ruf in der Stille: Roman (German Edition)

Titel: Wie ein Ruf in der Stille: Roman (German Edition)
Autoren: Sandra Brown
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stellte sich in Modelpose vor Drake, bis er mit einem umwerfenden Lächeln beiseitetrat und sie hinausließ. Sein Schnurrbart zuckte heimlich belustigt, weil Brigette ihn hypnotisiert anstarrte.
    Voll bescheuert, dachte Lauri. Was hatte dieser Mann an sich, dass sich intelligente Frauen plötzlich wie durchgeknallte Idiotinnen benahmen? Er war ein Mann wie andere auch. Nur sah er vielleicht ein bisschen besser aus als etliche andere, räumte Lauri insgeheim ein, als er sich wieder ihr zuwandte.
    »Hallo, Mrs. Parrish. Ich hoffe, ich störe Sie nicht.«
    »Doch, und Sie haben nicht mal ein schlechtes Gewissen deswegen.«
    Sein Grinsen verstärkte sich, genau wie seine Wangengrübchen. »Da haben Sie völlig Recht. Allerdings komme ich mit Doktor Norwoods Einverständnis. Sie fand, ich solle mir Ihre Lehrmethoden einmal ansehen.«
    Ihre Lippen verzogen sich missfällig. Dann seufzte sie. Also gut, dieses eine Mal würde sie einlenken, wenn auch verflucht ungern. »Kinder«, sagte sie, während sie die entsprechenden Zeichen machte, »das ist Mr. Rivington. Kennt ihr Jennifer Rivington? Das ist ihr Vater.«
    Die Kinder begrüßten ihn lächelnd, einige deuteten Hi an, manche sagten es sogar.
    »Nehmen Sie Platz, Mr. Rivington.« Sie deutete auf einen niedrigen Stuhl. Stirnrunzelnd schob er sich mit seiner beachtlichen Länge auf das grotesk kleine Sitzmöbel. Einige
Kinder kicherten, und Lauri musste sich das Lachen verkneifen. Als er endlich saß, stießen ihm die Knie fast ans Kinn.
    Er war elegant gekleidet, braune Bundfaltenhose und kamelhaarfarbenes Sakko. Dazu ein weißes Oberhemd mit Streifen in Brauntönen sowie dunkelbraune Krawatte.
    »Wir lernen die Präpositionen, Mr. Rivington. Komm her, Jeff, und zeig Jennifers Vater, was du schon kannst.«
    An eine Pinnwand hatte Lauri mehrere große, bunte Bilder mit Äpfeln geheftet. Knallgelbe, breit grinsende Würmer mit großen Augen steckten entweder auf, unter, hinter, in oder vor den Äpfeln. Die Kinder lernten das Konzept, die Schreibung und das Zeichen, indem sie die Würmer entsprechend auf den Äpfeln positionierten.
    »Und jetzt Sie«, sagte Lauri an Drake gewandt, nachdem alle Kinder die Übung gemacht hatten.
    »Was?«, rief er.
    Die Kinder fingen an zu lachen, als Lauri Drakes Ellbogen umklammerte, ihn hochzog und zur Pinnwand bugsierte. Sie deutete mit einem Zeigestab auf einen der Äpfel und fragte in der Gebärdensprache: »Wo ist der Wurm?«
    Die malachitgrünen Augen bohrten sich mordlustig in ihre, woraufhin sie honigsüß zurücklächelte. »Bestimmt ist das nicht zu schwer für Sie«, schnurrte sie.
    Er machte das Zeichen für die korrekte Präposition.
    »Bitte in einem vollständigen Satz.«
    Während er mit seinen langen, gebräunten Fingern den kompletten Satz in Zeichensprache wiedergab, läutete es zur Pause. Ein paar von den Kindern vernahmen den schrillen Laut und rutschten unruhig auf ihren Stühlen herum.
    »Okay, raus mit euch!«, rief Lauri, gleichzeitig mit den
Fingern gestikulierend. Das ließen sie sich nicht zweimal sagen, und sie blieb allein mit Drake zurück.
    »Das war ein mieser Trick. Widmen Sie allen Eltern so viel persönliche Aufmerksamkeit?«, schnaubte er.
    »Die meisten Eltern haben das Feingefühl, nicht mitten in den Unterricht hineinzuplatzen und persönliche Aufmerksamkeit zu verlangen.«
    »Ich fühle mich ertappt«, sagte er ohne eine Spur von Reue. »Solange ich bei Ihnen auf der schwarzen Liste stehe, möchte ich meine Position sichern, indem ich Sie hiermit zum Abendessen einlade.«
    Sie schaute ihn fassungslos an. »Sie sind nicht nur sehr direkt, Mr. Rivington, sondern auch noch unverschämt. Ich gehe nirgends mit Ihnen hin.«
    »Doch. Doktor Norwood fand, das sei eine gute Idee.«
    »Ich wusste gar nicht, dass Doktor Norwood seit neuestem eine Begleitagentur betreibt.«
    »Ich hab ihr erklärt, dass ich bei einem Abendessen mit Ihnen plaudern möchte. Sie hielt das für eine sehr gute Idee.«
    »Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Sie ist meine Arbeitgeberin und nicht meine Mutter.«
    »Und?«
    »Was und?«
    »Nehmen Sie meine Einladung an?«
    Während ihrer Unterhaltung war Lauri nervös im Klassenzimmer umhergelaufen. Er verfolgte sie. Sobald sie sich umdrehte, war er hinter ihr. Sie griff unter dem Lehrerpult nach ihrer Handtasche und straffte sich.
    Er baute sich vor ihr auf, und sie trat einen halben Schritt
zurück, um wenigstens einen minimalen Sicherheitsabstand zu gewinnen. »Sie hören wohl
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