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Wie ein Prinz aus dem Maerchen

Wie ein Prinz aus dem Maerchen

Titel: Wie ein Prinz aus dem Maerchen
Autoren: Melissa McClone
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KAPITEL
    Am nächsten Tag zogen dicke Regenwolken auf. Das Wetter war nicht günstig für das Dorffest, dafür passte es umso besser zu Isabels Stimmung. Seit dem Streit auf dem See hatte sie kaum zehn Worte mit Nikolas gewechselt. Er hatte in einem anderen Zimmer übernachtet und das Frühstück ausgelassen.
    Erst auf der Fahrt zum Fest begegneten sie einander wieder. In der Limousine herrschte eisiges Schweigen. Wie man Konflikte in einer Beziehung beilegte, hatte keiner von ihnen je gelernt.
    Im Dorf stiegen sie in eine liebevoll mit bunten Blumen geschmückte Kutsche um. Die Parade zog durch die engen Straßen der kleinen Ortschaft, in denen sich die Menschen dicht an dicht drängten. Überall prangten Exemplare der veronianischen Flagge in den unterschiedlichsten Größen.
    „Es sieht aus wie bei der Parade zum amerikanischen Unabhängigkeitstag, nur mit einer anderen Fahne“, stellte Isabel überrascht fest.
    „Die Farben unserer Flagge haben eine besondere Bedeutung. Blau steht für den Himmel und den Frieden, den wir uns wünschen, Weiß für die Reinheit in unseren Herzen, und Gelb repräsentiert die Sonne, die zuverlässig jeden Tag über uns aufgeht und uns an die Treue und Loyalität erinnert, die wir einander versprochen haben.“
    „Wie schön!“
    „So wie du! Du bist heute ganz die Prinzessin, die die Leute erwarten.“
    Der Gedanke, die Prinzessin von Sorbia, die künftige Königin zu sein, flößte Isabel immer noch Angst ein. Sie blickte an ihrem Designerkostüm hinunter, zu dem sie Hut, Handschuhe und Pumps trug. Um niemanden zu enttäuschen, hatte sie die Kleidung angezogen, die ihre Zofe für sie bereitgelegt hatte. Dennoch fühlte sie sich im tiefsten Inneren wie Izzy, die Mechanikerin. Daran würden weder Designermode noch ein Prinz als Ehemann etwas ändern. Wenn Nikolas das nur verstehen und mich so akzeptieren könnte, wie ich bin, dachte sie sehnsüchtig, dann hätte unsere Ehe eine Chance. Doch so, wie es war …
    Nervös strich sie ihre Handschuhe glatt und betrachtete lieber die Menschenmenge am Straßenrand. Die freundlichen, fröhlichen Gesichter nahmen ihr einen Teil ihrer Furcht. Genau wie ihr Mann lächelte und winkte sie nach beiden Seiten, wechselte jedoch kein weiteres Wort mit ihm. Zum Glück blieb den Dorfbewohnern die angespannte Atmosphäre zwischen ihnen verborgen.
    Vor ihrer Kutsche zog ein Lastwagen einen großen Anhänger, auf dem eine Folkloregruppe in farbenprächtigen Kostümen Volkstänze aufführte. Die fröhliche Musik dazu lieferte eine Kapelle, die direkt hinterhermarschierte.
    Unvermittelt stoppte die Parade, die Pferde wieherten und stampften ungeduldig auf. Auch die Gruppe vor ihnen hatte angehalten. Kurz darauf eilte ein Ordner zur Kutsche und berichtete, dass der Lastwagen, der die Tanzgruppe zog, defekt war.
    Sofort erkannte Isabel eine Möglichkeit, sich nützlich zu machen. Schnell kletterte sie aus der Kutsche, gefolgt von Nikolas.
    „Was hast du vor?“, fragte er skeptisch.
    „Sie brauchen einen Mechaniker.“
    „Du bist eine Prinzessin!“
    „Kann ich nicht beides sein?“ Sie sprach leise, ein höfliches Lächeln auf den Lippen, um keine Aufmerksamkeit auf ihre Auseinandersetzung zu ziehen.
    „Es gehört sich nicht“, warnte er sie ebenso gedämpft.
    Doch sie streifte bereits ihre Handschuhe ab. „Die Parade muss weitergehen.“
    „Nicht, Isabel. Die Leute …“
    „Ich bin ihnen ähnlicher als du!“
    „Das stimmt nicht! Tu es nicht, das wird Folgen haben!“
    „Keine Sorge. Ich weiß, was ich mache.“ Sie dachte an die englische Prinzessin Diana, die sich den Titel „Prinzessin der Herzen“ durch ihren unermüdlichen Einsatz für die Menschen verdient hatte.
    Nikolas runzelte die Stirn, doch Isabel eilte bereits an ihm vorbei zu dem Lastwagen.
    Eine kleine Gruppe Männer stand um die geöffnete Motorhaube herum und inspizierte den Motorraum. Als Isabel zu ihnen trat, machten sie ihr bereitwillig Platz.
    Das Fahrzeug muss deutlich älter sein als ich, dachte sie, während sie genüsslich den Geruch nach Öl einatmete. Sie kletterte auf den Kühlergrill, um den Motor besser erreichen zu können, drehte hier an einer Verbindung und kontrollierte dort ein Ventil. Natürlich beschmutzte sie sich dabei die Hände, ein Fingernagel brach ab. Schließlich entdeckte sie den Fehler: Eine Drosselklappe am Vergaser war defekt.
    In diesem Moment trat Nikolas hinter sie und raunte ihr zu: „Lass die Reparatur von einem anderen
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