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Der Totenkopf - Scream Street; 5

Der Totenkopf - Scream Street; 5

Titel: Der Totenkopf - Scream Street; 5
Autoren: PeP eBooks
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1. Kapitel
Die Schreie

    Die Hexe streute eine Hand voll getrockneter Spinnweben in ihren Kessel und rührte um. Die Spinnweb-Flocken schimmerten im orangefarbenen Licht des Sonnenuntergangs, das durch das Fenster fiel.
    Die Hexe tauchte ihre Schöpfkelle in das wirbelnde Gebräu, hob den Trank ans Gesicht und sog tief den Duft ein. Plötzlich zuckten ihre Nasenflügel und mit einem lauten Hatschi flog ihre Nase quer durch den Raum.
    »Das funktioniert doch nie!«, jammerte die kleine ägyptische Mumie. Sie rieb sich über die Stelle, wo sie die falsche Nase auf ihre Bandagen geklebt hatte. »Das Teil irritiert mich einfach. Und das Gewand juckt auch!«
    Luke Watson hielt mitten in seinem Computerspiel inne. »Ja, Cleo, das hast du jetzt schon ein paar Mal gesagt. Vielleicht geht’s ja auch ohne Nase.« Er steckte das kabellose Gamepad zurück in das Aufladegerät und wandte sich an den jungen Vampir, der neben ihm saß. »Wie kommst du voran?«
    »Du willst also echt, dass ich meinen Umhang mit der Innenseite nach außen trage?«, fragte Rhesus Negativ.
    »Ja«, entgegnete Luke, »dann sieht man das blaue Innenfutter.« Er nahm ein dünnes, längliches Stück Holz aus einer Schachtel und reichte es Rhesus.
    »Was ist das?«, fragte der Vampir, während er seinen eigenen Gamecontroller in den Tiefen seines Umhangs verstaute.
    »Das ist ein Zauberstab«, erklärte Luke.
    »Nein, ist es nicht«, widersprach Rhesus. »Das ist ein ganz normaler Stock. Zauberstäbe sind glatt und haben einen Stern obendrauf. Wie bei Twinkle, der Fee.«
    »Wir tun aber so, als wäre das ein echter Zauberstab, okay?«, stöhnte Luke. »Und warum hast du deine Brille eigentlich gar nicht auf?«
    Rhesus hielt eine kleine Nickelbrille in der Hand. »Ich verstehe noch immer nicht, warum sich ein Zauberer, der schlecht sieht, nicht einfach bessere Augen zaubert?«
    »Ich glaub’s einfach nicht!«, rief Luke. Er stand auf, um sich seine eigene Verkleidung anzuziehen – einen schwarzen Overall, auf den ein phosphoreszierendes Skelett gemalt war. »Jahrelang bin ich an Halloween herumgezogen mit nichts als einem Müllsack als Vampirumhang. Und nun kenne ich endlich einen echten Vampir und der bringt es glatt fertig, mir Halloween total zu vermiesen!«
    »Du hast dich sonst immer als Vampir verkleidet?«, fragte Rhesus ungläubig.
    Luke nickte. »Ich habe mir sogar die Haare gefärbt. Es war gar nicht so leicht, das Plastikgebiss im Mund zu behalten, während ich von Tür zu Tür gezogen bin …«
    Mit beleidigter Miene marschierte Rhesus zum Fenster hinüber und starrte in die Dunkelheit hinaus.
    »Was ist denn jetzt schon wieder?«, fragte Luke verwundert.
    Cleo knuffte ihn in den Arm und sprach leise mit zusammengebissenen Zähnen: »Du hast dich als Vampir ausgegeben. Mit falschen Zähnen. Klingelt da nicht was bei dir?«
    Luke erstarrte. Kurz nach seiner Ankunft in der Scream Street hatte er erfahren, dass Rhesus anders war: Er hatte zwar Vampireltern, war selbst aber kein Vampir. Deshalb trug er ein falsches Vampirgebiss und schwärzte sich die Haare, um den Eindruck zu erwecken, er sei wie der Rest seiner Familie. Doch es war noch immer ein wunder Punkt bei ihm.
    »Tut mir leid«, sagte Luke. »Für mich bist du, glaube ich, inzwischen weder ein Normaler noch ein Vampir, sondern einfach mein Freund.«
    Rhesus blieb stumm.
    »Wenn es dich tröstet«, fuhr Luke fort, »ich bin auch einmal als Mumie umhergezogen. Dabei habe ich mich von oben bis unten in Klopapier eingewickelt. Aber draußen hat es so geschüttet, dass sich alles in null Komma nichts aufgelöst hat!«
    Jetzt drehte sich Rhesus doch um und grinste. »Wetten, du warst trotzem noch graziöser als die olle Wickelmumie hier?«
    »Sei nicht so gemein!«, beschwerte sich Cleo, zog sich die grüne Hexenperücke vom Kopf, griff sich den Kessel mit der blubbernden Flüssigkeit und setzte hinzu: »Dann trinke ich meinen weltberühmten Limonentee eben allein!«
    Rhesus zog eine Grimasse. »Da sind doch sowieso zerriebene Spinnweben drin. Wie kommst du überhaupt darauf, dass ich was davon haben möchte?«
    »So!«, unterbrach Luke und griff sich zwei Besen, die neben der Tür standen. »Nehmt jetzt mal die Besen und dann können wir endlich losgehen.«
    »Wofür sind die denn?«, wollte Cleo wissen.
    »Du willst uns doch nicht rauskehren, oder?«, fragte Rhesus.
    »Nein«, sagte Luke geduldig, »ihr fliegt auf den Besen, beziehungszweise ihr tut so.«
    Rhesus und Cleo tauschten einen
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