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Wie ein Prinz aus dem Maerchen

Wie ein Prinz aus dem Maerchen

Titel: Wie ein Prinz aus dem Maerchen
Autoren: Melissa McClone
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musste er den Schauplatz der Katastrophe aufsuchen. Trotz ihrer Sehnsucht nach ihm blickte sie nicht auf, sondern richtete ihre volle Aufmerksamkeit weiter auf den Motor.
    „Du solltest nicht hier sein“, schalt er sie sanft.
    Schon wieder wollte er ihr dreinreden! Sie beschloss es zu ignorieren.
    „Den Babys geht es gut. Ich würde sie keinem Risiko aussetzen.“
    Natürlich sorgte er sich um seinen Nachwuchs. Wie schön wäre es, wenn er auch um sie zittern würde.
    Rasch wandte sie sich wieder dem Generator zu, zog eine lose Verbindung nach und versuchte erneut, ihn zu starten. Diesmal sprang er an. Zufrieden erhob sie sich.
    „Das glaube ich dir“, sagte Nikolas und kam auf sie zu. Ihr Herzschlag beschleunigte sich. „Ich könnte es aber nicht ertragen, wenn dir etwas zustieße.“
    „Mir?“ Ein Hoffnungsfunke keimte in ihr auf, doch sie erstickte ihn rasch. Sie würde sich nicht länger von freundlichen Worten und einem attraktiven Gesicht einwickeln lassen. „Du hast mich doch nur geheiratet, weil du musstest!“
    „Dasselbe könnte ich von dir behaupten.“
    Wenigstens stritt er es nicht ab! „Komm mit. Es gibt noch viel zu tun.“
    Gemeinsam gingen sie nach draußen, Isabel nahm zwei Schaufeln und reichte ihm eine. „Du weißt, wie man damit umgeht?“
    „Sicher.“
    Sie wies auf den Schutt, der sich vor der Klinik auftürmte. „Du kannst das hier wegräumen.“
    „Ich wollte mit dir sprechen.“
    „Nicht jetzt.“ Isabel wandte sich ab, doch er hielt sie am Ellbogen fest.
    „Was machst du hier?“
    „Ich helfe meinem Volk.“ Sie schüttelte ungeduldig seine Hand ab und ging davon, ohne ihm einen weiteren Blick zu gönnen – so schwer es ihr auch fiel.
    In den nächsten Stunden begegneten sie einander nicht. Isabel reparierte Geräte, schaufelte Schutt zur Seite und spendete Trost. Es gelang ihr sogar, einen weiteren Generator zum Laufen zu bringen. Schließlich gönnte sie sich eine kurze Pause. Sie massierte ihr schmerzendes Kreuz – das ständige Bücken und Knien forderte seinen Preis.
    Bei Sonnenuntergang sah es immer noch aus, als hätte eine Bombe im Dorfzentrum eingeschlagen. Die meisten Gebäude waren durch das Beben zerstört worden. Doch aus allen Richtungen strömte Hilfe herbei, und immer noch wurden Überlebende geborgen.
    Nikolas kam zu ihr und brachte ihr eine Flasche Wasser.
    „Andere benötigen das dringender“, wollte sie ablehnen, doch er drückte sie ihr in die Hand.
    „Trink, du brauchst es. Weitere Vorräte sind unterwegs. Viele Länder haben uns Unterstützung angeboten. Veronia steht nicht allein da. Gemeinsam werden wir mit allem fertig.“
    Dankbar trank sie direkt aus der Flasche. „Du hattest recht, ich habe Flüssigkeit gebraucht.“
    „Du hast hart gearbeitet.“
    „Du auch.“
    Sie betrachtete ihn verstohlen von der Seite. Seine Kleidung war zerrissen und staubbedeckt, die Hemdsärmel mit Flecken übersät. Auf seinen schmutzigen Wangen zeigte sich ein Bartschatten, und sein Haar war zerzaust. Dennoch wirkte er mehr wie ein Prinz als je zuvor.
    Unvermittelt nahm er ihre ölbefleckten Hände in seine, und ihr Herz setzte einen Schlag lang aus. „Jetzt siehst du wieder aus wie die Mechanikerin aus der Werkstatt in Charlotte, in die ich mich auf den ersten Blick verliebt habe.“
    „Wie bitte?“ Sie glaubte sich verhört zu haben.
    „Du bist die beste Prinzessin, die ich finden konnte.“
    „Wie eine Prinzessin sehe ich nicht gerade aus.“
    Er schenkte ihr ein schiefes Lächeln. „Eben.“
    Verwirrt sah sie ihn an.
    „Isabel, Izzy, Prinzessin – wie du dich nennst, ist egal. Wichtig ist, wie es hier aussieht.“ Er wies mit der Hand auf ihre Brust. „Du hast das Herz einer Königin.“
    „Wieso hast du mir das nicht eher gesagt?“
    „Weil ich es nicht wusste oder nicht bereit war, es mir einzugestehen. Ich hatte mein Leben genau geplant, jeden einzelnen Schritt. Dann bin ich einer außergewöhnlichen, liebenswerten, eigensinnigen Frau begegnet, die alle meine Pläne über den Haufen geworfen hat.“
    „Außergewöhnlich?“
    „Und schön!“ Er lächelte, und ihr lief ein Schauer über den Rücken. „Du hast mein Leben auf den Kopf gestellt, und ich wusste nicht, was ich davon halten soll – bis heute. Jetzt ist mir klar, was ich an dir habe.“
    „Mir erging es ähnlich, als Onkel Frank starb. Ich habe mich an mein altvertrautes Leben geklammert. Dann hast du mich hierhergebracht, in eine mir ganz neue Welt, und ich habe versucht,
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