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Wie ein Prinz aus dem Maerchen

Wie ein Prinz aus dem Maerchen

Titel: Wie ein Prinz aus dem Maerchen
Autoren: Melissa McClone
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hier, und du musst deine Aufgaben als Prinzessin wahrnehmen.“
    „Sofort?“
    „Vielleicht sogar schon morgen. Im Dorf findet ein Fest statt. Wir sind eingeladen, an der Parade teilzunehmen. Das wäre eine gute Gelegenheit, in die neue Rolle zu schlüpfen.“
    „Wir haben doch noch … Urlaub.“
    „Der Festzug dauert nicht lang.“
    „Ich fürchte, ich bin noch nicht bereit dazu.“
    „Du musst nur lächeln und winken.“
    „Und wenn ich hinfalle?“
    „Wir fahren in einer Kutsche.“
    Schließlich erklärte sie sich einverstanden. „Werden Paraden und dergleichen mein künftiges Leben ausmachen?“
    „Du wirst Ausstellungen eröffnen, Krankenhäuser besuchen und anderweitig öffentlich auftreten. Mit der Zeit gewöhnt man sich daran.“
    „Das kling ziemlich trivial!“
    „Mag sein, doch die Menschen wünschen uns bei solchen Anlässen zu sehen. Es ist ihnen wichtig.“
    „Ich hätte lieber eine handfeste Aufgabe. Ich möchte helfen, etwas zuwege zu bringen. Auch aus diesem Grund bin ich Mechanikerin geworden.“
    „Und was waren die anderen Gründe?“
    „Autos sind große Klasse! Das würdest du verstehen, wenn du einmal selbst fahren würdest, anstatt ständig einen Chauffeur zu bemühen.“
    Für diese freche Bemerkung rächte sich Nikolas mit einem Schwall Wasser. Er war froh, dass sie wieder einen lockeren Ton anschlug. „Im Rahmen deiner Wohltätigkeitsarbeit kannst du einiges bewegen.“
    „Meiner was?“
    „Du suchst dir soziale Projekte aus, für die du dich persönlich einsetzt.“
    „Das gehört auch zu meinen Pflichten?“
    Er nickte. „Alle sind gespannt, wofür du dich entscheidest.“
    Einen Moment ließ Isabel den Blick in die Ferne schweifen, dann lächelte sie keck. „Ich könnte die Formel 1 nach Veronia holen.“
    „Ein interessanter Gedanke, doch sicher fällt dir noch etwas Besseres ein.“
    „Ich finde die Idee ausgezeichnet.“ Zwei kleine Falten bildeten sich auf ihrer Stirn, wie immer, wenn sie nachdachte. „Eine lang vermisste amerikanische Prinzessin veranstaltet Autorennen: Die Aufmerksamkeit der Weltpresse wäre uns sicher, dazu jede Menge Touristen und Devisen!“
    „Üblicherweise kümmern sich Prinzessinnen um Gesundheits- oder Erziehungsfragen.“
    „Ich bin aber nicht wie die anderen Prinzessinnen.“
    „Das ist mir bekannt. Aber daran wolltest du arbeiten, oder? Natürlich kannst du eigenen Interessen nachgehen. Bedenke dabei jedoch, dass du als Kronprinzessin eine Vorbildfunktion einnimmst. Vielleicht könntest du deine modernen Ansichten ein wenig zurücknehmen mit Rücksicht auf unser altmodisches Land?“
    „Du willst Veronia modernisieren, klammerst dich aber gleichzeitig an überholte Vorstellungen!“
    „Wir müssen behutsam vorgehen, um niemanden zu überfordern.“
    „Würde ein Autorennen oder die Tatsache, dass ich als Mechanikerin gearbeitet habe, das tun?“
    „Fortschritt braucht seine Zeit. Vielleicht überlegst du zunächst einmal, was Juliana an deiner Stelle unternehmen würde.“
    „Soll ich wie sie werden?“, fragte Isabel aufgebracht.
    „Sie kann dir zumindest als Leitbild dienen.“
    Mittlerweile war sie ernstlich verärgert. „Ich habe keine Ahnung, wofür sie sich entscheiden würde, aber ich weiß sehr wohl, was sie keinesfalls machen würde.“
    „Was?“
    Sie erhob sich gewandt, ergriff eines der Ruder und warf es in hohem Bogen in den See.
    Hastig versuchte Nikolas, es zu retten. „Das war nicht nett von dir!“
    „Ich habe gerade erst angefangen!“
    So wütend hatte er sie noch nie erlebt. Rasch bat er: „Setz dich, sonst fällst du ins Wasser.“
    Statt zu gehorchen beugte sie sich absichtlich zur Seite. Das Boot bekam Schlagseite, und beide fielen ins kalte Wasser.
    Als Nikolas zu ihr schwamm, um ihr zurück ins Boot zu helfen, stieß sie seinen Arm beiseite und kraulte davon.
    „Komm her“, rief er.
    Sie drehte sich auf den Rücken und paddelte mit Armen und Beinen. „Juliana ist meine Freundin, dennoch bleibe ich lieber mir selbst treu!“
    Mit diesen Worten drehte sie sich um und schwamm mit kräftigen Zügen zum Ufer. Ein Leibwächter, der dort Wache geschoben hatte, sprang ins Wasser und kam ihr entgegen.
    Vor Zorn förmlich kochend sammelte Nikolas die Ruder ein, warf sie ins Boot, kletterte hinterher und ruderte ans Ufer zurück. Aus seiner Sicht waren die Flitterwochen hiermit vorzeitig beendet. Was das für ihre Ehe bedeutete, wusste er nicht, und er wollte es auch gar nicht wissen!

11.
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