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Wie Du Mir

Wie Du Mir

Titel: Wie Du Mir
Autoren: Ellen Dunne
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seinen ausgetrockneten Mund überschwemmt hatte.
    Zu viel psychischer Stress bringt die Magenschleimhaut in Aufruhr, hatte der alte Dr. Evans schon vor einem Jahr doziert, und der Magenschließmuskel wehrt sich mit einem Reflux. Mein Junge, du solltest deinen Lebensstil ändern.
    Psychosomatisch. Reflux. Der alte Klugscheißer.
    „Ich will, dass wir noch warten“, sagte er. Als sich Maries Gesichtsausdruck weiter verhärtete, murmelte er noch ein „bitte“ hinterher.
    „Wozu? Ich will einen klaren Schlussstrich.“
    Erste Schwingungen von Zorn breiteten sich in Dally aus. Zuerst erreichten sie seinen Magen, der sich am Vorabend in Etappen seines Abendessens entledigt hatte und seitdem mürrisch vor sich hin knurrte.
    „Wir … wir sind erst ein paar Monate getrennt, und ich dachte …“
    Aus Maries Himmelfahrtsnase schnaubte es sarkastisch. Ihre großzügigen Wellen, früher die Spielwiese für Dallys Hände, hatte sie in einen Pferdeschwanz gezwungen. Sicher mit Absicht. Ihr machte es neuerdings Spaß, jede positive Erinnerung an ihre Beziehung auszulöschen. Sogar die paar zusätzlichen Pfunde seit ihrer Schwangerschaft mit Ben war sie innerhalb kürzester Zeit losgeworden.
    Du zehrst an mir, hatte sie ihm die letzten Monate über vorgeworfen. Dünner geworden war sie aber erst, seit sie getrennt lebten. Dally ersparte es sich, sie darauf hinzuweisen. Er betrachtete die unregelmäßigen Reihen ihrer Zähne. Sie verpatzten Maries sanfte Jungmädchen-Züge, sobald sie den Mund öffnete. Trotzdem war sie nett anzusehen. Zumindest, wenn sie nicht so eine Miene aufzog wie jetzt.
    „Dally, ich bin vor sieben Monaten ausgezogen, was erwartest du eigentlich?“
    „Mal überlegen … dass du aufhörst, von Scheidung zu plappern, und mit Ben zurückkommst, vielleicht?“, versuchte er es mit einem Lächeln, doch der Zorn hatte sich schon ausgebreitet und verzerrte es zu einer Warnung vor drohendem Unheil. Ihre schnippische Art reizte ihn. Außerdem wurde er nicht gerne unterbrochen. Ganz und gar nicht gerne.
    Botschaft angekommen. Marie setzte sich auf ihrem Stuhl zurecht, räusperte sich und warf einen kurzen Blick hinter sich. Außer ihnen befanden sich nur zwei Studentinnen in Jenny’s Café und schnatterten über die Skandälchen einer Erstsemester-Party vergangene Nacht.
    „Dally“, Marie atmete demonstrativ ein und aus. „Mach’s mir bitte nicht so schwer. Ich werde nicht zurückkommen, warum bringen wir’s dann nicht hinter uns?“ Ihre Hände waren fest unter ihren Achseln verschraubt, ihr Oberkörper über den Tisch gebeugt, um leiser sprechen zu können.
    „Hast du einen anderen?“
    „Oh Gott …“ Sie verdrehte die Augen nach oben.
    „Hast du einen anderen?“
    „Hör auf mit diesen …“
    Der Zorn brandete jetzt über seine Selbstbeherrschung hinweg.
    „Es ist ’ne einfache Frage, warum zum Teufel antwortest du nicht einfach drauf? Haste Angst um sein Leben?“
    Maries Blick verriet, dass er zumindest teilweise ins Schwarze getroffen hatte. Er musste aufhören mit solchen Bemerkungen. Ironie passte nicht mehr in sein Leben.
    „Es gibt niemanden außer Ben.“
    Wahrscheinlich eine Lüge. Doch Marie klang jetzt eingeschüchtert. Das und der Gedanke an seinen Sohn brachten die Welle wieder zum Verebben. Außerdem war er gerade nicht in Stimmung für die Wahrheit.
    „Dann gibt’s keinen Grund, sich scheiden zu lassen.“
    Das war ernst gemeint, doch ihr bitteres Auflachen machte Dally klar, wie lächerlich er sich in ihren Augen gerade gemacht hatte. Die Welle begann erneut zu wachsen.
    Wieder warf Marie einen Blick über ihre Schulter, dann streckte sie ihm ihren linksschiefen Zeigefinger entgegen und begann abzuzählen:
    „Erstens, ich bin seit zwölf Jahren mit einem Mann zusammen, der davon fünf im Gefängnis verbracht hat. Zweitens, dieser Mann lässt mich lieber schwanger allein zurück, als der Polizei die Wahrheit zu sagen, nur um den Helden zu spielen für einen sogenannten Freund, der es nicht mal wert findet, das Missverständnis aufzuklären.“
    „Weil er tot war.“
    Marie ignorierte seinen Einwurf. Ihren Zeige-, Mittel- und Ringfinger hatte sie zu einem Dreizack der Anklage entfaltet.
    „… drittens, anstatt sich nach dem Gefängnis einen ordentlichen Job zu suchen und seinem Sohn endlich ein Vater zu sein, treibt er sich plötzlich mit der IRA rum. Viertens beginnt er seit Monaten wegen jeder Kleinigkeit Streit und verprügelt mich.“
    „Es war ’ne einzige Ohrfeige,
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