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Wie der Vater so der Tod

Wie der Vater so der Tod

Titel: Wie der Vater so der Tod
Autoren: Tracy Bilen
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stößt mich hinein.
    Ich versuche es noch einmal, mit meiner ruhigen, vernünftigen Stimme. »Es ist Zach, Dad. Es ist Zach.«
    »Unter den Tisch!«, blafft er und fesselt mich erneut ans Tischbein.
    Gott, was geschieht hier? Hat Dad verstanden, was ich ihm gesagt habe? Weiß er, dass Zach in der Hütte ist und nicht Matt?
    Mein Vater wirft die Tür des Wohnmobils hinter sich zu.
    »Dad!« Panik überwältigt mich. Wohin bringt er mich? Aber er steigt nicht vorn ein, setzt sich auch nicht ans Steuer. Was hat er vor? Will er Mom und Zach holen? Oder schickt er sich an, sie zu erschießen? Mir gefriert das Blut in den Adern.
    Ich ziehe an den Handschellen, doch dann erstarre ich plötzlich. Das Wohnmobil … Es fühlt sich irgendwie seltsam an. Es riecht anders. Kein Zweifel. Ich schüttle den Kopf. Himmel, ich bin genauso durchgedreht wie mein Vater. Ich muss aufhören, mir alle möglichen Dinge einzubilden!
    Dann ein Flüstern. »Sara!«
    Mein Herz hört auf zu schlagen. »Alex?«
    Die Toilettentür öffnet sich mit leisem Knarren.
    »O mein Gott, Alex, bist du wirklich hier?« Ich befürchte tatsächlich, verrückt geworden zu sein.
    »Ich bin wirklich hier.« Alex kriecht zum Tisch und umarmt mich.
    »Ich kann kaum glauben, dass du gekommen bist.« Ich weine vor Freude über das Wiedersehen mit Alex und aus Furcht davor, was in der Hütte passiert.
    »Wo ist der Schlüssel hierfür?«, fragt Alex und deutet auf die Handschellen.
    »Es gibt einen in der Hütte, aber mein Vater hatte hier noch einen anderen. Ich habe gesehen, wie er ihn in die oberste Schublade dort gelegt hat, bevor wir losgefahren sind. Aber dann hat er auch Zach geholt – er könnte ihn also woanders hingelegt haben.« Vielleicht hat er ihn auch in die Tasche gesteckt. »Hast du jemanden verständigt und um Hilfe gebeten?«, frage ich hoffnungsvoll.
    Alex schüttelt den Kopf und wühlt in der Schublade. »Kein Netz. Und ich habe niemandem gesagt, wohin ich fahre, weil ich nicht wusste, was mich erwartet, ob du Hilfe brauchst oder mit Zach durchgebrannt bist.«
    »Mit Zach?« Ich bin vollkommen verdattert. »Hast du die Seite aus dem Soap Opera Digest nicht gefunden?«
    Alex nimmt Gegenstände aus der Schublade und wirft sie beiseite: Taschenlampe, Batterien. »Meinst du die Sache mit der schwangeren Julia?«
    »Schwanger? Was?«
    »Ich dachte, darum ginge es. In letzter Zeit hast du ziemlich elend ausgesehen, und außerdem warst du nervös und hast dich jeden Tag mit Zach getroffen, als hättet ihr beide ein Geheimnis. Ich dachte mir, dass du vielleicht schwanger bist.«
    »Nein, das bin ich nicht. Ganz eindeutig nicht. Es geht um meinen Vater. Er ist übergeschnappt und hält Zach für Matt.«
    »Lieber Himmel! Sobald ich den Schlüssel gefunden und dich befreit habe … Nimm meinen Wagen und verschwinde von hier! Er steht am Ende der Zufahrt, gleich hinter der Ecke. Hier sind die Autoschlüssel.« Er wirft sie mir zu.
    Peng! Ein einzelner Schuss.
    Ich schreie und heule los. Alex erstarrt. Ich ducke mich und erwarte den nächsten Knall, aber es bleibt still.
    Wamm! Alex späht aus dem Fenster. »Das war die Tür der Hütte. Dein Vater hat Zach in seiner Gewalt, aber der scheint so weit in Ordnung zu sein.« Alex klingt erleichtert.
    »Meine Mutter ist ebenfalls dort drin«, flüstere ich. Bitte, Gott, nein! Bitte lass es nur einen Warnschuss gewesen sein.
    »Jesus.« Alex’ Augen sind ganz groß. »Halt durch, Sara! Wir holen sie da raus. Wo ist der verdammte Schlüssel für die Handschellen?« Alex späht wieder aus dem Fenster. »Dein Vater bringt Zach hinter die Hütte.«
    Mein Puls rast. »Hinter der Hütte gibt es nur den Fluss.«
    Alex reißt die nächste Schublade heraus und leert sie. Ich höre ein Klirren, als der Inhalt auf den Boden fällt.
    »Da ist er!«, sage ich.
    Alex tastet mit den Händen über den Boden. »Wohin ist er gefallen? Ich habe ihn nicht gesehen.«
    »Da drüben beim Herd. Schnell!«
    Alex findet den Schlüssel. Seine Hände zittern so stark, dass er es erst nach mehreren Versuchen schafft, die Handschellen aufzuschließen.
    Endlich bin ich frei. Zusammen mit Alex klettere ich aus dem Wohnmobil. »Kümmre dich um deine Mutter! Hier, nimm den Schlüssel!«, sagt er. »Ich folge deinem Vater und Zach.«
    »Aber …« Was ist, wenn er allein nicht mit Dad fertigwird? Was ist, wenn ich nicht mit der Situation klarkomme, die mich in der Hütte erwartet? Ich erinnere mich daran, wie ich Matts Leiche gefunden habe.
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