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Wie der Vater so der Tod

Wie der Vater so der Tod

Titel: Wie der Vater so der Tod
Autoren: Tracy Bilen
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Richtige zu tun, ohne dass man dich darum bittet.«
    Ich versuche, jenen Tag zu vergessen, als ich durch den Flur zu meinem Zimmer laufe. Dort hole ich die Reisetasche aus dem Schrank. Sie ist rot und schwarz und trägt das Logo einer Zigarettenmarke. Mein Vater raucht so viele Zigaretten, dass er in einem Prämienprogramm ist. Unser ganzes Haus riecht nach Zigaretten, aber wenn man ein paar Minuten drinnen ist, fällt es nicht mehr auf. In einigen Tagen lebe ich an einem Ort ohne diesen Geruch.
    Ich öffne die Reisetasche und lege Sam hinein, meinen Plüschhund. Sam hat ein braunes Fell und auf dem Rücken einen schwarzen Flicken, groß wie eine Dosenschildkröte. Außerdem hat er ein Loch im Hals, aber das Füllmaterial ist so gut, dass es nicht herausquillt. Ich weiß, es ist dumm, Sam mitzunehmen. Mit sechzehn sollte man ohne Plüschtier auskommen. Aber mir fällt das Einschlafen schwer, wenn ich ihn nicht in den Armen halte.
    Nach Sam kommt meine geschrumpfte Klarinette in die Tasche. Eigentlich ist es gar nicht meine – sie gehört der Schule –, aber ich kann sie nicht zurücklassen. Sie sieht nicht nur gut aus, ich kann auch erstaunlich hohe Töne darauf spielen. Irgendwie werde ich eine Möglichkeit finden, sie zu bezahlen. Ich brauche sie, damit ich nicht dauernd an meinen Vater denke und uns beide, Mom und mich, ins Leben in der Haferbreischüssel zurückbefördere.
    Anschließend packe ich das Übliche ein: Unterwäsche, Socken, Jeans, T -Shirts. Ich füge einige funkelnde silberne Schmetterlingclips hinzu, außerdem mein Reines-Blond-Shampoo plus Spülung, denn mein Haar ist noch immer einigermaßen blond, und ich möchte unbedingt, dass es so bleibt. Die Blondheit verbindet mich mit meinem Bruder und mit meiner Mutter. Mein Vater hat braunes Haar, und ihm will ich auf keinen Fall ähneln.
    Soll ich auch Wintersachen einpacken? Ich lege mein Eastern-Michigan-Sweatshirt in die Tasche, nehme es dann wieder heraus und wähle etwas Neutraleres. Warum so deutlich darauf hinweisen, woher wir kommen? Mom und ich wollen in unserer neuen Stadt nicht auffallen.
    Da ich nur eine Reisetasche packen soll, will meine Mutter uns vermutlich neue Sachen besorgen. Aber wie? Hat sie Geld im Kühlschrank versteckt, neben den Waffeln, die mein Vater nie anrührt? Die einzige Kreditkarte, die sie jemals benutzt hat, ist die mit Micky Maus drauf: nicht weil wir irgendwann vorhaben, Disneyland zu besuchen, sondern weil es eine Null-Zinsen-Karte ist und mein Vater damit ein neues Kanu gekauft hat. Es ist ein gemeinsames Konto. Hat Mom eine Kreditkarte auf ihren eigenen Namen?
    Was noch wichtiger ist: Weiß sie, was sie tut? Ich meine, im Umkreis von fünfzig Meilen gibt es keine Buchhandlung mit Ratgebern, wie man einen Ex-Cop-Ehemann verlässt, ohne dass alle in Scottsfield es herausfinden – der Ehemann eingeschlossen. Scottsfield ist tiefste Provinz, tiefer geht’s nicht, was bedeutet: Alle wissen alles über jeden, bis auf das wirklich Wichtige. Vielleicht hat Mom bei der Arbeit im Internet recherchiert. Ich versuche, optimistisch zu sein.
    Ich gehe zu meinem Schreibtisch, nehme das Fotoalbum und schlage die erste Seite auf. Da sind wir: Mom, Dad und Matt vor der Freiheitsstatue. Selbst mein Vater lächelt. Ich schließe das Album und lege es in die Reisetasche.
    Zahnbürste! Ich wusste, dass ich etwas vergesse. Ich habe sie fast schon weggepackt, als mir einfällt, dass ich sie an diesem Abend noch brauche. Und morgen früh. Warum warten wir bis morgen? Wir sollten sofort aufbrechen. Wie sollen wir das Abendessen mit Dad schaffen?
    Eine Wagentür fällt zu. Er ist zu Hause. Meine Hände zittern so, als würde ich ein Solo bei einem Konzert spielen. Ich drehe die Turnschuhe hin und her, stopfe sie dann zu den anderen Sachen, ziehe den Reißverschluss zu und will die Reisetasche unters Bett schieben. Aber sie ist zu groß und klemmt.
    Schlüssel klirren in der Küche. Ich ziehe die Turnschuhe aus der Tasche und zerre an dem Reißverschluss, doch eine Socke verfängt sich darin. Halt dich nicht damit auf, das Ding zuzumachen! Ich trete die Reisetasche unters Bett.
    »Hallo? Wo seid ihr alle?« Die Schritte meines Vaters kommen näher.
    Ist Moms Tasche gepackt und unter dem Bett versteckt, oder hat sie alles im Zimmer verstreut? Ich tippe eher darauf, dass überall was rumliegt. Seit Matts Tod hat meine Mutter mit Aufräumen und dergleichen nicht mehr viel im Sinn. Durcheinander und Chaos liegen ihr mehr, was vermutlich
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