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Wie Alles Begann...

Wie Alles Begann...

Titel: Wie Alles Begann...
Autoren: Hannah Siebern
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aus?“, fuhr sie ihn an. „Ich versuche, diese verdammte Tür zu öffnen.“
    „Das geht nicht“, erklärte Jason geduldig. „Sie ist von außen verschlossen. Und sie wird auch erst in ein paar Tagen wieder geöffnet. Bis dahin sind wir hier eingesperrt.“
    „Was?“
    Panisch sah Kara sich um, aber es gab keinen Ausweg. Ihr Verstand sagte ihr, dass es sinnlos war, aber ihr Instinkt wollte nur eines. Fliehen.
    „Wo sind wir hier?“, fragte Kara verzweifelt, während sie jeden Zentimeter des Raumes inspizierte.
    „Wir sind auf einem Transportschiff. In einem Container.“
    „Und warum verdammt noch mal?“
    „Weißt du das wirklich nicht mehr, Kara?“
    Kara wollte schon den Kopf schütteln, aber in diesem Moment fiel ihr alles wieder ein. Jason hatte sie fortgebracht. Er hatte sie gegen ihren Willen betäubt, um sie von ihrer Mutter zu trennen. Unendliche Wut durchfuhr sie. Fort war jeder Gedanke an Liebe und Zuneigung ihm gegenüber und alles, was sie spürte, war der Wunsch nach Vergeltung. Sie brauchte dringend ein Ventil, um ihren Frust abzubauen. Und das einzige Ventil, das sie finden konnte, war er.
    „Wie konntest du mir das antun, du egoistischer Chauvinist“, schimpfte sie und fuhr nach vorne, um ihn anzugreifen.
    Sie schlug, biss und kratzte nach ihm, aber er versuchte nur, sich vor ihren Zähnen zu schützen. Alles andere ließ er geduldig über sich ergehen. Er wusste ganz genau, dass er die Schmerzen verdient hatte.
    „Bring mich zurück“, forderte Kara wieder und wieder. „Bring mich zurück.“
    Sie malträtierte ihn weiter, so lange, bis sie all ihre Kraft aufgebraucht hatte und in Tränen ausbrach.
    „Ich werde dich zurückbringen“, versprach Jason. „Wenn wir an unserem Ziel angekommen sind und du immer noch zurück willst, dann werde ich dich zurückbringen.“
    Kara schien ein wenig neue Hoffnung zu schöpfen und sah ihn aus verweinten Augen an.
    „Und wo ist unser Ziel?“, fragte sie.
    Jason atmete einmal tief durch und überlegte, ob er sie anlügen sollte, um ihr etwas Seelenfrieden zu verschaffen. Aber das brachte er nicht über sich. Er wollte, dass sie ihm wieder vertrauen konnte, sobald das alles hier vorbei war. Und dafür musste er ehrlich sein.
    „Vorerst … Europa“, sagte er und machte sich bereit, den nächsten Angriff von Kara abzublocken.
    Jason hätte niemals erwartet, dass es so schwierig sein würde, eine Verbindung zu lösen. Drei Tage lang litt Kara schreckliche Qualen. Und Jason war nur froh, dass er sich dafür entschieden hatte, in einem Containerschiff zu reisen. Die Luftzufuhr war zwar mangelhaft, aber es genügte, um nicht zu ersticken. Und vor allem war es ihm auf diese Weise absolut unmöglich, seine Meinung zu ändern.
    Hätte er Kara in einem Haus gefangen gehalten, dann hätte er wohl spätestens nach einem halben Tag seine Meinung geändert und sie zurück zu ihrer Mutter gebracht. Auf diese Weise jedoch hatte er selbst keinen Einfluss darauf, dass sie aus dem Container wieder freikamen. Es gab eine klare Route und die wurde befolgt. Ganz gleich, wie viel Krach Kara in dem Container machte.
    Es tat Jason schrecklich weh, sie so zu sehen. Sie sprang immer wieder gegen die Tür, schrie, schlug und weinte. Häufig musste er sie daran hindern, sich selber die Arme zu zerkratzen, und brachte sie stattdessen dazu, ihre Wut an ihm auszulassen. Sie wollte ihm nicht wirklich wehtun. Das merkte er daran, dass seine Wunden nur oberflächlich blieben. Kara war zwar eine Frau von hohem Stand, aber sie wusste durchaus, wie man kämpfte. Und wenn sie gewollt hätte, dann wäre er wahrscheinlich schon so gut wie tot gewesen.
    Am überraschendsten war für Jason jedoch, dass Kara schimpfte. Jason hatte noch nie im Leben eine Frau ihres Standes so schimpfen gehört wie sie. Es wunderte ihn sogar, dass sie überhaupt solch obszöne Wörter kannte. Sie beleidigte ihn schlimmer, als es jemals zuvor jemand getan hatte, und verletzte ihn mit einigen Anschuldigungen tiefer, als mit ihren Tritten und Schlägen. Außerdem verweigerte sie die Nahrungsaufnahme. Jason hatte vorausschauend eine Tasche mit Blutkonserven mitgenommen. Aber Kara rührte keine einzige davon an. Sie schien entschlossen zu sein, jedes bisschen Schmerz bis zum Letzten auszukosten. Und es gab nichts, was Jason dagegen tun konnte.
    Er konnte ihre Launen nur ertragen und sie in die Arme schließen, sobald sie müde wurde und weinte. Und er weinte mit ihr, weil er den Gedanken nicht ertragen
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