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Wie Alles Begann...

Wie Alles Begann...

Titel: Wie Alles Begann...
Autoren: Hannah Siebern
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fort. „Aber sie zwingen dich zu nichts. Sie würden auch jemand anderen finden, der auf das Haus und die Diener achtet, während sie schlafen. Sie haben dir nie vorgeschrieben, wohin du gehen und was du tun sollst. Oder etwa doch?“
    „Seit meiner ersten Schlafphase nicht mehr“, gab Jason zu.
    „Wir … Wir sollten erst mal niemandem von der Schwangerschaft erzählen“, bat Kara. „Ich bin immer noch so durcheinander und muss nachdenken.“
    „Nachdenken? Worüber denn, Kara? Du bist schwanger und du wirst ein Kind bekommen. Egal, ob es dir passt oder nicht.“
    So etwas wie Abtreibung gab es unter Vampiren nicht und war auch vollkommen undenkbar. Es gab so wenige Kinder, dass so etwas von niemandem auch nur in Betracht gezogen wurde.
    „Was wird mit meiner Schlafphase?“, fragte Kara. „Ich müsste eigentlich in einem halben Jahr schlafen gehen, weil meine Mutter Marlene dann erwacht. Natürlich werden die Ältesten zulassen, dass ich solange wach bleibe, bis das Kind geboren ist. Aber dann … Dann werden sie mich dazu zwingen, mich schlafen zu legen, und ich werde mein Kind erst in zehn Jahren wiedersehen.“
    Jason nickte. Darüber hatte er bereits nachgedacht. Die Schlafphasen waren der Preis für die Unsterblichkeit der Herrenrasse. Um nicht zu altern, mussten sie alle zehn Jahre schlafen. Und die Ältesten würden es Kara nicht gestatten, freiwillig darauf zu verzichten. Ihre Jugend war zu kostbar, um sie zu verschwenden. Dem Baby würde es schließlich auch ohne seine Mutter an nichts fehlen. Die Diener würden sich gewiss hervorragend darum kümmern.
    „Ich werde für das Baby da sein“, versicherte Jason. „Ich bin doch die ersten Jahre da. Ich muss erst schlafen, kurz bevor du aufwachst, und selbst dann kann mich keiner zwingen, es zu tun. Ich werde dem Kind jeden Tag von dir erzählen. Das verspreche ich.“
    Kara griff nach Jasons Hand, die immer noch an ihrer Wange lag, und drückte ihm einen Kuss auf die Finger.
    „Ich weiß, dass du das tun würdest“, gab sie zu. „Du würdest alles für mich tun. Und dafür liebe ich dich. Aber ich weiß auch, dass die Ältesten das niemals zulassen werden. Du wirst die Erlaubnis haben, dein Kind zu besuchen. Ab und zu. Aber du wirst es nicht von hier fortbringen dürfen. Nicht bevor klar ist, ob es eine Gabe hat. Und das lässt sich häufig erst nach vielen Jahren feststellen. Du wirst für das Baby der Mann sein, der hin und wieder Geschenke vorbei bringt und bei jedem Besuch so traurig guckt. Und mich wird unser Kind überhaupt nicht kennen, bis es zehn Jahre alt ist. Und bis dahin haben die Ältesten sicherlich schon allerlei Schaden angerichtet.“
    Jason wusste nicht, was er dazu sagen sollte. Natürlich hatte Kara recht. Marlene würde niemals zulassen, dass Jason ihren Enkel oder ihre Enkelin mit zu sich nach Hause nahm. Das stand völlig außer Frage. Das Kind würde von den Dienern betreut und von den Ältesten erzogen werden. Und falls es eine Gabe besaß, dann würde man diese fördern, um auch das letzte bisschen Macht aus ihm hervorzukitzeln. Eine schöne Kindheit war das sicher nicht.
    „Es müsste nicht so sein, weißt du?“, sagte Jason leise. „Ich könnte dich von hier fortbringen. Fort vom Palast. Fort von deiner Mutter und fort von allen Verpflichtungen.“
    Kara brachte ein kleines Lächeln zustande.
    „Du bist der tollste Mann, den ich kenne“, sagte sie. „Aber ich werde nirgendwohin gehen. Das weißt du. Allein bei dem Gedanken daran, meine Mutter zu verlassen, rebelliert alles in mir. Ich bin an sie gebunden. Ich weiß, du hältst das für unnatürlich, weil diese Art der Verbindung eigentlich für Mann und Frau vorgesehen ist. Aber die Ältesten schwören auf dieses Prinzip, um ihren eigenen Schutz zu gewährleisten. Und den werde ich Marlene immer bieten. Ob es mir passt oder nicht. Ich kann sie nicht verlassen.“
    Jason seufzte. Was Kara sagte, entsprach der Wahrheit. Die Verbindung, die sie mit ihrer Mutter teilte, war absolut unwiderruflich und wirkte, bis einer der beiden starb. Aber Jason wollte noch nicht aufgeben. Es musste eine Möglichkeit geben, wie er mit ihr und dem Kind fernab vom Einfluss der Ältesten leben konnte. Es war ihm gelungen, diese wunderbare Frau für sich zu gewinnen. Und nun würde er nicht zulassen, dass man ihm den Zugang zu ihr oder seinem Kind versperrte. Es musste eine Lösung geben.

Kapitel 2
Der Empfang
    Die Ältesten verstanden es gut, aus jeder Nebensächlichkeit ein
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