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Wie Alles Begann...

Wie Alles Begann...

Titel: Wie Alles Begann...
Autoren: Hannah Siebern
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konnte, Schuld an ihrem Unglück zu sein. Wenn er gewusst hätte, welche Schmerzen die Trennung bedeutete, dann hätte er es wahrscheinlich nicht über sich gebracht, seinen Plan in die Tat umzusetzen. Aber es war zu spät, um seine Meinung zu ändern. Daher litt er mit ihr und ließ sie tun, was immer sie wollte, nur um ihre Verzweiflung zu mindern.
    Doch am Ende des dritten Tages war alles plötzlich vorbei. Kara klappte nach einem letzten Wutanfall einfach zusammen und verlor das Bewusstsein. Dann schlief sie zum ersten Mal, seitdem er sie von den Ältesten fortgeholt hatte, und Jason traute sich nach zwei Stunden es ihr gleichzutun.
    Am nächsten Morgen war alles anders. Jason erwachte, als er Kara leise weinen hörte.
    „Es ist soweit“, schluchzte Kara, während Jason sie in die Arme schloss. „Es … Es entgleitet mir.“
    „Was?“, fragte Jason. „Was entgleitet dir?“
    „Die Verbindung“, erklärte Kara und Jason bekam eine Gänsehaut. „Ich spüre, wie sie schwächer wird … Ich spüre, wie sie sich löst.“
    „Tut es weh?“
    „Nein.“
    Kara schüttelte den Kopf.
    „Im Gegenteil. Es ist eine Erleichterung. All der Schmerz der letzten Tage verschwindet. Ich … Ich fühle mich frei.“
    „Aber das ist doch wunderbar, Kara. Das ist doch genau das, was ich mir für dich gewünscht habe. Was ich mir für uns gewünscht habe. Für uns drei.“
    Traurig sah Kara Jason an.
    „So einfach ist das aber nicht, Jason“, sagte sie. „Alles, was ich dir gesagt habe, stimmt trotzdem. Du hast meine Verbindung zu Marlene gelockert. Aber das heißt nicht, dass ich nun wirklich frei bin. Ich bleibe an sie gebunden. Und solange sie lebt, kann die Verbindung wieder erneuert werden, sobald sie mir nahe kommt. Im Moment können uns die Ältesten nicht finden, weil Marlene schläft. Aber sobald sie erwacht, wird sie nach mir suchen und mich wieder nach Hause holen.“
    „Ja. Das wird sie versuchen. Aber wenn du nicht willst, dass sie dir zu nahe kommt, dann wird sie das auch nicht schaffen. Du spürst es doch, wenn sie sich nähert. Nun. Dann müssen wir uns halt wieder von ihr entfernen.“
    „Ein Leben auf der Flucht?“
    „Besser als ein Leben in Gefangenschaft.“
    Kara sah traurig zu Boden und Jason hob vorsichtig ihr Kinn an.
    „Kara. Willst du nach Hause? Wenn du es willst, werde ich dich zurückbringen. Das habe ich dir versprochen. Und ich werde dieses Versprechen auch halten. Wir werden bald in Europa ankommen. Und dann bringe ich dich sofort wieder zurück. Erste Klasse. Mit dem Flugzeug. Dann wärest du in Windeseile wieder bei den Ältesten. Ich musste nur … Ich musste es nur einfach versuchen. Es tut mir so leid, dass ich gegen deinen Willen gehandelt habe, aber ich musste es tun. Für uns beide. Und für unser Baby.“
    Kara nickte und strich ihm sanft mit einer Hand über die Kratzer in seinem Gesicht.
    „Es tut mir leid, dass ich dich so zugerichtet habe, Geliebter. Und auch, dass ich dich angespuckt und einen Egoisten und Verräter genannt habe. Ich weiß, dass du das alles niemals nur für dich getan hättest. Dir fehlt einfach die grausame Ader.“
    „Du hattest jedes Recht, mich anzugreifen und zu beschimpfen, Kara. Aber du hast meine Frage nicht beantwortet.“
    Kara sah sich in dem Container um und seufzte.
    „Ich kann dir nicht sagen, was du hören willst, Jason. Ich bin immer noch zu sehr durcheinander. Und ich hätte so gerne frische Luft. Wann wird diese Tür wieder geöffnet?“
    „Morgen. Ich habe mit den Menschen ausgemacht, dass sie uns am fünften Tag herauslassen. Ich habe viel recherchiert. Es könnte zwar noch länger dauern, bis die Verbindung endgültig gelöst ist, aber wir befinden uns auf einem Schiff. Und das Land ist noch viele tausend Kilometer weit weg. Insofern gehe ich einfach mal davon aus, dass du dich nicht vom Schiff stürzen wirst, wenn man uns herauslässt.“
    „Nein. Aber wenn du nicht willst, dass ich die Crew abschlachte, solltest du mir vielleicht doch besser etwas zu trinken geben. Ich muss schließlich inzwischen zwei Lebewesen versorgen.“
    Als Kara zärtlich über ihren noch flachen Bauch strich, lächelte Jason.
    „Das ist nun endlich mal etwas, womit ich dienen kann“, sagte er und griff nach der Tasche mit den Blutkonserven.
    Und noch während Kara trank, wusste Jason, dass er gar nicht darauf warten musste, wie sie sich entschied. Sie würde bei ihm bleiben. Das wusste er einfach. Er konnte nicht sagen, woher er diese Gewissheit
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