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Werwolf-Hölle

Werwolf-Hölle

Titel: Werwolf-Hölle
Autoren: Jason Dark
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das Wort ergriff. »Ich freue mich, daß du zu mir gefunden hast, Tony.«
    Erst nach diesen Worten erwachte er aus der Erstarrung. Es war ihm, als würde eine Fessel gelöst. Einfach weggesprengt, und das normale Leben hatte ihn wieder. Jetzt nahm er auch seine Umgebung wahr und stellte fest, daß die Unbekannte ebenfalls auf einer schmalen Bank saß. Durch eine hohe Lehne war sie zu den vorderen Sitzen hin abgetrennt. Er sah noch, daß es einen Fahrer gab, aber er war im Moment für ihn unwichtig. Es zählte nur die Frau, deren Namen er noch immer nicht kannte.
    Sie trug ein langes Kleid aus einem Stoff, der changierte. Es lag auch am Licht, das über ihn hinwegfloß. Er sah die Hände, die auf den Oberschenkeln lagen, und er bemerkte, daß die Finger recht lang für einen Menschen waren.
    Die Frau schaute ihn nur an. Ihr Blick bohrte sich regelrecht in ihn hinein, und mit ihm passierte etwas Seltsames. Er hatte plötzlich das Gefühl, wieder draußen zu stehen, gegen den Mond zu schauen und dessen Kraft in sich aufzusaugen. Es war alles so gleich. Er konnte keine Unterschiede feststellen, obwohl sich die Umgebung völlig verändert hatte.
    Der Mond, der Wolf, die Frau! Was hatten sie miteinander zu tun? Er wußte es nicht und mußte abwarten, bis man ihm eine Erklärung geben würde.
    »Es ist gut, daß ich dich gefunden habe«, sagte die Person mit leiser Stimme, die Tony zusammenzucken ließ. Die wenigen Worte hatten ausgereicht, um ihn spüren zu lassen, welch eine Faszination und Kraft von dieser Person ausging. Er fühlte sich wie jemand, über den ein Netz geworfen worden war, und glaubte, daß er diesem Netz nicht mehr entkommen konnte.
    Sie war die Spinne, und er wollte, daß sie ihm mehr über sich erzählte. Als hätte sie seinen Wunsch genau verstanden, flüsterte sie:
    »Ich heiße Morgana – Morgana Layton, und ich werde dein Schicksal sein, mein Freund...«
    Hätte ihm das jemand vor einem Tag gesagt, er hätte ihn ausgelacht, so aber nickte er, und er meinte es ernst. In diesen Sekunden hatte er sich aufgegeben.
    »Du bist der Mann, den ich gesucht habe. Du hast das Mondlicht genossen, mein Freund. Du hast die Kraft gespürt, und du hast auch seinen Schatten gesehen.«
    »Ja!« gab er leise zu, ohne auch nur nach dem Namen des Wolfes zu fragen.
    »Er und ich gehören zusammen«, erklärte ihm die Frau. »Wir beide bilden ein Paar, obwohl wir so weit getrennt sind. Aber ich bringe ihm die Ehrfurcht entgegen, die er verdient hat, denn er ist der Meister. Er ist Fenris, der Götterwolf!«
    Tony hatte den Namen gehört. Er lachte nicht. Er dachte daran, mit welchem Ernst die Frau gesprochen hatte, und er merkte auch den kalten Strom, der ihn umklammert hielt.
    »Was er will, führe ich durch«, erklärte Morgana mit leiser Stimme. »Er ist das Ziel. Ihm muß jeder gehorchen, der zu ihm und auch zu mir gehört. Verstehst du?«
    Hogan nickte.
    Morgana fuhr fort. »Jeder, der ihn gesehen hat, wünscht sich so zu werden wie er. Denk darüber nach. Schau in dich hinein. Möchtest du auch so sein?«
    Tony Hogan überlegte. Er hätte jetzt die Chance gehabt, sich zu wehren. Er schaffte es nicht, obwohl ihm klar war, daß alles beendet war, wenn er jetzt zustimmte. Aber der Aufstand in seinem Innern war nicht groß genug.
    »Antworte.«
    »Ich... ich... will so werden wie er.«
    »Das ist gut«, flüsterte sie. »Genau das habe ich von dir hören wollen.«
    Mit einer geschmeidigen Bewegung glitt sie neben ihn. Hogan saß starr. Normalerweise hätte er anders reagiert, wenn ihm eine Frau so dicht auf den Körper rückte. In diesem Fall spürte er überdeutlich sein Unbehagen. Nicht er war es, der die Initiative übernahm. Er mußte genau tun, was sie wollte.
    Morgana blieb nicht ruhig sitzen. Sie begann ihr Kleid aufzuknöpfen. Es hatte recht große Knöpfe, und sie ließ sich Zeit dabei.
    Hogan wurde von dieser Aktion überrascht. Das Herz schlug schneller. Er kam sich vor wie in einem Film, dessen Finale zu einem erotischen Drama wurde.
    Dabei traute er sich nicht, den Blick zu senken, um ihren Körper zu betrachten. Bei jeder anderen Frau hätte er das getan, nur nicht bei ihr.
    Er wußte nicht, welches Verhalten richtig war. Ihn quälte der innerliche Zwiespalt. Wollte sie es mit ihm hier auf dem Sitz treiben, oder hatte sie etwas anderes vor?
    Jedenfalls hatte sie den Kopf so gedreht, daß sie ihn anschauen konnte. Er sah das breite Lächeln um ihren Mund herum und auch das Schimmern der Augen, deren
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