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Werwolf-Hölle

Werwolf-Hölle

Titel: Werwolf-Hölle
Autoren: Jason Dark
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eines sprungbereiten Wolfes...
    ***
    Es gibt Menschen, deren Leben darauf fixiert ist, den Augenblick zu genießen. Dazu gehörte Tony Hogan im Prinzip nicht. Alles kann sich ändern, nichts bleibt gleich, alles gerät in einen nie abreißenden Fluß, und so ähnlich fühlte er sich auch hier.
    Vergessen war sein ungewöhnlicher Zustand der Schlafwandlerei. Hogan begann diesen Augenblick zu genießen, der andere Menschen erschreckt hätte. Er dachte an das ferne Heulen, das ihn wie Sirenenklang erreicht hatte. Die ferne Botschaft aus dem Unendlichen vorhin noch. Aber nun zeichnete sich dort oben vor dem Mond der gewaltige Tierkörper ab und sorgte dafür, daß durch seinen Körper ein anderes Gefühl strömte. Er konnte es nicht beschreiben, wollte es auch nicht, er wollte einfach nur auf der Stelle stehen bleiben und es genießen.
    Der mächtige Körper zeichnete sich ab, als wäre er an den Rändern mit dünnen Pinselstrichen gemalt worden. Der Mond sah nicht mehr so voll aus, weil der Wolf mit seiner Schnauze in den hellen Kreis hineinragte.
    Wie viele Menschen wären schreiend davongelaufen und hätten sich versteckt. Nicht so der einsame Mann auf dem Feld. Er merkte genau, daß eine bestimmte Kraft von dieser Gestalt ausging. Sie war einfach wunderbar. Sie war allumfassend. Sie strömte auf ihn nieder. Sie erreichte ihn wie eine Botschaft, und er fühlte sich durch sie wie vom Erdboden angehoben, um gegen den dunklen Himmel zu schweben. Hogan wußte genau, daß es eine Verbindung zwischen dem Wolfschatten und ihm selbst gab, sonst hätte er ihm nicht diese Sympathie entgegenbringen können, und er hätte sich auch nicht so wohl gefühlt.
    Seine Umgebung interessierte ihn nicht mehr. So wußte er nicht, ob es kalt oder warm war. Alles Normale war dahin geflossen und irgendwo versickert. Er hatte nur Augen für den mächtigen Wolfskörper. Er war dunkler als der Himmel und malte sich innerhalb des vollen Kreises gut mit seiner Schnauze ab, die halb offenstand und sich nicht bewegte.
    Für Hogan war klar, daß er es hier mit einer Botschaft zu tun hatte. Jemand wollte ihm etwas mitteilen. Dabei mußte die Verbindung zwischen ihm und dem Schattenkörper geschaffen werden. Er hoffte. Er wartete. Er wollte wissen, was die andere Gestalt von ihm wollte. Obwohl sie sich nicht bewegte, glaubte er fest daran, daß sie am Leben war. Irgendwo im Hintergrund mußte das Tier lauern, das diesen Schatten gegen den Mond geworfen hatte.
    Der Mond, der Wolf, der Mensch!
    Drei völlig unterschiedliche Begriffe, die nichts miteinander zu tun hatten und bei denen es doch eine Gemeinsamkeit gab. Sie hatten sich zusammengefunden. Sie waren zueinander hingeführt worden, um zu einer Einheit zu verschmelzen.
    Aus der Höhe herab floß etwas auf Hogan zu. Erklären konnte er es nicht, er nahm es einfach nur als gutes Gefühl hin, das ihn von Kopf bis Fuß durchdrang. Es war so leicht. Es sorgte dafür, daß andere Dinge verschwanden. Sie traten zurück und hielten sich im Hintergrund auf. Es gab für ihn keine Belastungen mehr. Die größte Kraft des Universums schien in ihn hineingeflossen zu sein. Transportiert von dieser mächtigen Gestalt am Himmel, die eine Brücke zwischen Mensch und Tier geschlagen hatte. Er zitterte nicht. Er stand ganz ruhig. Auch weiterhin wollte er die Botschaft empfangen, die einzig und allein ihm galt.
    Allmählich wich die Starre aus seinem Gesicht. Der Mund verzog sich zu einem Lächeln. Er hatte das Gefühl, seine Augen würden mit der Kraft des Mondes gefüllt. Hinzu kam die Stärke des Wolfes, so daß er zu einer anderen Person wurde. Er riß die Arme hoch. Er streckte der Erscheinung die Hände entgegen, als wollte er sie vom Himmel ziehen, damit sie immer bei ihm blieb. Seine Augen leuchteten dabei, und darin hatte sich das gleiche Licht festgesetzt, das der Mond auch abstrahlte. Zugleich verschwand die Ruhe. In seinem Körper machte sich etwas breit, das er nicht kannte. Er hielt es zunächst für Unruhe, aber das stimmte auch nicht. Es war etwas anderes. Etwas, das er nie erwartet hätte. Die fremde Macht füllte ihn aus. Sie überschattete sein Denken und Handeln. Er gab sich ihr einfach hin und schien wegzufließen, obwohl er nach wie vor auf der Stelle blieb.
    Tony Hogan wurde von einer gewaltigen Sehnsucht erfüllt. Zuvor in all den Jahren hatte er so etwas noch nie erlebt. Jetzt, wo das neue Millenium begonnen hatte, war es über ihn gekommen, und er nahm es als einen Neuanfang hin.
    Die Kraft
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