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Werwolf-Hölle

Werwolf-Hölle

Titel: Werwolf-Hölle
Autoren: Jason Dark
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Das waren seine geringsten Probleme, und auch vor der Dachschräge fürchtete er sich nicht.
    Geduckt blieb er sitzen. Noch ein letzter Blick hinauf zum Mond, dann war Hogan zufrieden.
    Geschickt glitt er nach draußen und berührte das schräge Dach, auf dem er seinen linken Fuß sofort schräg stellte, um den nötigen Halt zu bekommen.
    Dann schaute er nach rechts zum First hoch. Er lag nicht weit entfernt, und auch die Schräge war nicht zu steil. Geduckt überwand er sie. Vor seinem Mund quollen die hellen Atemwolken, als er sich auf dem First aufrichtete und wie der Kaminkehrer aus dem Musical Mary Poppins wirkte. Er wollte keinen Kamin säubern. Für ihn war das Dach der ideale Weg.
    Tony schlief noch immer, obwohl er seine Augen geöffnet hatte. Er ging und bewegte sich dabei nicht wie ein normaler Mensch. Vorsichtig setzte er Schritt für Schritt auf dem schmalen Dachfirst. Um das Gleichgewicht zu halten, hielt er seine Arme zu den Seiten hin ausgestreckt. Kein einziges Mal rutschte er ab. Er bewegte sich so sicher wie ein Seiltänzer, der unter dem Schutz des Mondlichts stand.
    Zeugen gab es keine. In dieser Nacht blieben die Menschen lieber in den Häusern. Es war zu kalt. Auch wenn viele auf Grund des Vollmonds nicht schlafen konnten, waren nur wenige unterwegs wie Tony Hogan, der jetzt den seitlichen Rand des Hauses erreicht hatte.
    Vor ihm gähnte die Tiefe. Ein Mensch hätte den Fall zu Boden bestimmt nicht lebend überstanden, aber das Mondlicht reichte auch bis hierher, und so konnte der Mann den Anbau sehen, der gar nicht mal so weit entfernt unter ihm lag.
    Der Hausbesitzer selbst hatte den Bau errichtet.
    Dort hatte er sich eine kleine Werkstatt eingerichtet, in der er an seinen Motorrädern bastelte.
    Hogan sprang noch nicht. Seine Fußspitzen reichten fast über die Kante hinweg, so dicht stand er am Rand des Daches. Nicht ein Zittern durchlief seinen Körper. Auch die Kälte machte ihm nichts aus. Nur traute er sich noch nicht, in die Tiefe zu springen, denn er wartete auf etwas. Geräusche waren kaum zu hören. Durch die kleine Straße fuhr um diese Zeit kein Wagen. Nur aus der Ferne hörte er ab und zu ein schwaches Geräusch.
    Das andere war stärker, auch wenn es noch so leise klang. Aber Hogan hatte darauf gewartet, und deshalb war er sofort in der Lage, es aufzunehmen.
    Ein unheimliches Heulen, wie es ein Mensch kaum hervorbringen kann. Es wehte durch die Nacht wie vom Wind getragen und schien nur für ihn zu gelten.
    Tony Hogan lächelte jetzt. In seinen Augen verstärkte sich der Glanz. Er knickte in den Knien ein, beugte sich etwas nach vorn und stieß sich ab. Einen Moment später fiel er hinein ins Leere. Aus seinem Mund drang so etwas wie ein Jubelschrei. Er erlebte ein Gefühl, das einem alten Menschheitstraum glich.
    Fliegen, nur fliegen...
    Die kurze Zeitspanne war für ihn etwas Wunderbares. Er schaute auch nicht zu Boden, sondern nur nach vorn, wo sich die Fassaden der anderen Häuser in der Dunkelheit abzeichneten.
    Dann prallte er auf.
    Es war ein sehr harter Schlag, der ihn erwischte. Er spürte ihn von den Füßen bis zum Kopf, und er war nicht in der Lage, sich auf dem Dach des Hauses zu halten. Er kippte nach vorn, überschlug sich dabei, aber er hatte sich nichts verstaucht und auch keinen Knochen gebrochen. Nicht einmal der Fuß tat ihm weh. Seine Gebeine mußten sich in Gummi verwandelt haben.
    Auf dem Bauch blieb er hegen. Mit dem Kinn berührte er das kalte Dach. Er öffnete den Mund, streckte die Zunge hervor und fühlte sich plötzlich so geschmeidig wie ein Tier. In ihm mußte etwas vorgegangen sein, das er sich noch nicht erklären konnte.
    Nach einer Weile richtete sich Tony Hogan auf.
    Es waren zwei Stockwerke, die er bei seinem Sprung überwunden hatte. Eigentlich ein Wahnsinn, so etwas ohne Verletzung zu überstehen, aber er war anders geworden. Eine fremde Kraft durchfloß ihn, und Hogan war dem Mond so dankbar, daß dieser ihm die Kraft geschickt hatte. Geduckt näherte er sich dem Rand des Flachdachs. Unter seinen Füßen zog sich eine dunkle Regenrinne entlang. Um den Hof zu erreichen, mußte er sie überspringen.
    Noch ein letzter Blick nach unten. Hogan wollte keine Zeugen für seine Aktion haben. Dann hatte er sich entschlossen, sackte wieder leicht in den Knien ein und stieß sich ab.
    Abermals flog er durch die Luft. Sein Körper war leicht gekrümmt, die Arme vorgestreckt, die Beine angewinkelt. Er sah das holprige Pflaster auf sich zukommen – und
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