Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wer sich nicht wehrt...

Wer sich nicht wehrt...

Titel: Wer sich nicht wehrt...
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
es überholt.«
    Sänfter verstand den Sinn der Worte nicht, das tat nichts zur Sache. Architekten haben ebenso ihre eigene Sprache wie die Mediziner.
    »In einer halben Stunde wird Kommissar Abbels mit drei Kollegen nach Otternbruch fahren. Ich breche mit meinem Laborleiter gleich auf. Und Sie?«
    »Ich setze mich mit den Kindern und meiner Frau auch sofort in den Wagen.«
    »Also dann eine Sternfahrt aufs Land!« Prof. Sänfter war bester Laune. »Womit kann man Ihren Kindern eine Freude machen?«
    »Wiga mit Schokolade, Mike mit Kaugummi …«
    »Bescheidene Gören!«
    »Es sind ja auch meine Kinder, Herr Professor!«
    »Nicht so laut, Herr Tenndorf.« Sänfter lachte gelöst. »Eine fremde Feder steckt an Ihrem Hut.«
    »Aber sie schmückt mich, das ist die Hauptsache. Und ich habe sie mir redlich erobert. Bis nachher, Herr Professor.«
    So schnell waren sie noch nie zum Auto gerannt. Mike hatte für Pumpi einen großen Kauknochen mitgenommen, Wiga trug einen Napf mit Katzenfutter – Rindfleisch mit Leber und Thunfisch – in den Händen. Sie zitterten vor Aufregung.
    »Und du?« fragte Tenndorf, als er sich hinters Steuer setzte, sah Carola an und steckte den Zündschlüssel ins Schloß.
    »Was ich?«
    »Was hast du mitgenommen?«
    »Eine Flasche Wodka. Richtig so?«
    »Du bist eine Frau, die man sich von einer Fee wünschen muß! Genau das brauchen wir, wenn wir Wulpert das Handwerk gelegt haben. Einen Schluck Wodka …« Er ließ den Motor an und umklammerte das Lenkrad. »Familie Tenndorf, aufgepaßt! Festhalten! Es geht los!«
    Mit quietschenden Reifen schoß der Wagen auf die Straße.
    Mike schlug die Hände zusammen. »Wie beim Krimi im Fernsehen, Papi!« rief er begeistert. »Daß du so was kannst! Toll, Papi!«
    Es war ein Augenblick, in dem für alle die Welt völlig in Ordnung war.
    Laurenz Kabelmann ahnte, daß es keine zwei Tage dauern würde, bis seine Arbeit bei Wulpert polizeilich beendet wurde. Er richtete sich auf einen schnellen Abgang ein.
    Willi Wulpert kam zuerst nach Hause. Er war gut gelaunt, ging zu Kabelmann in die Halle I, wo vor allem Kleintiere gehalten wurden und in einem Extraraum die berüchtigte ›Glocke‹ stand, und klopfte ihm auf die Schulter.
    »Das war ein guter Tag, Lauro!« sagte er leutselig. »Wir haben einen neuen Zwischenverkäufer aus Liechtenstein. Einen Teil unserer Tiere lassen wir jetzt – formell – über Liechtenstein laufen mit Liechtensteiner Papieren.«
    »Gratuliere, Chef!« sagte Kabelmann fast ehrfurchtsvoll. »Dann kann uns die Kripo in Zukunft am Arsch lecken!«
    »Kreuzweise, Lauro, kreuzweise! Die erste Lieferung bringt 20 kräftige Beagles … Einkauf 200 Mark, Verkauf 700! Glatte zehntausend Eier für eine Unterschrift. Steuerfrei! Ist Josef noch nicht zurück?«
    »Er müßte jede Minute kommen, Chef.«
    »Für morgen gebe ich dir frei.« Wulpert blinzelte Kabelmann kumpelhaft zu. »Für 'ne Pufftour durch Hannover. Mußt ja Geld genug gespart haben bei deinen Überstunden.«
    Kabelmann lächelte schief, was unter seinem dichten Bart wie eine Fratze aussah. Wulpert humpelte durch den breiten Gang, guckte in die überbelegten Käfige und nickte mehrmals.
    »Sehr gut, Lauro. So sauber war's bei mir noch nie. Sieht fast aus wie 'n Tierkrankenhaus.« Er lachte meckernd und schlug Kabelmann wieder auf die Schulter. Morgen, dachte Kabelmann dabei. Wenn du ahnen würdest, was morgen schon mit dir sein kann.
    »Hast du dir das mal überlegt … das mit dem Hierbleiben nach dem Winter?«
    »Noch nicht, Chef.«
    »Ich wiederhole: Bei mir kannste alt werden. Und wenn Affen kommen, dann fühlste dich doch richtig wohl, was? Als alter Affenpfleger vom Zoo.«
    Er ging noch einmal einige Katzenkäfige ab und tippte mit dem Zeigefinger gegen einige Gitter. Dahinter lagen Katzen mit Geschwüren oder offenen Wunden, einige waren bereits erblindet und guckten mit starren, gräulichen Augen in die Richtung, aus der der Klang der menschlichen Stimme kam. ›Voroperierte‹ Tiere, die Wulpert von einigen Kliniken und Labors zurückgenommen hatte und nun billig noch einmal verkaufte … für tödliche Experimente. Es war immer ein Risikogeschäft – die meisten Experimentatoren wollten gesunde Tiere.
    »In die ›Glocke‹ mit denen«, sagte Wulpert ungerührt. »Die kriegen wir nicht mehr los, die fressen uns nur die Markstücke weg.«
    »Am Abend, Chef …«
    »In Ordnung.«
    Laß am Abend bitte alles vorbei sein, dachte Kabelmann und blickte auf seine Uhr. Es war
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher