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Wer sich nicht wehrt...

Wer sich nicht wehrt...

Titel: Wer sich nicht wehrt...
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Wiga, zwischen sich den fröhlich wedelnden Pumpi und die an einem Halsband stolz dahergehende Micky. Josef Wulpert sah ein wenig lädiert aus … er drückte ein Taschentuch auf sein linkes Auge, das langsam anschwoll und tränte. Dort hatte ihn ein Boxhieb von Tenndorf getroffen, als er sich dumm stellte und behauptete, es gebe keinen schwarz-weiß-roten Hund und keine rot-weiß gestreifte Katze in ihrem Haus. Erst dieser gut gezielte Boxhieb belebte sein Gedächtnis. Als er sah, wie stürmisch die Tiere die Kinder begrüßten, ahnte er, daß alles verloren war. Nun schrie ihn auch noch Kabelmann an und beschwor, von all dem nichts gewußt zu haben.
    »Ich bin doch hier nur Handlanger!« brüllte Lauro. »Was hab' ich denn eine Ahnung, wo die Tiere herkommen?! Ich füttere sie und karr' die Scheiße weg … das ist alles, was ich getan habe!«
    Die Beamten nickten, grinsten und schwiegen. Kabelmann spielte seine Rolle vollkommen … in seinem dreckigen Arbeitsanzug und mit dem wilden Bart sah er furchterregend aus. Und so was war nun Akademiker.
    Steffen Holle trat vom Fenster zurück und wandte sich wieder Willi Wulpert zu. »Ich glaube, Sie sollten lieber doch Ihren Anwalt anrufen«, sagte er gedehnt.
    »Warum?«
    »Sie werden ihn brauchen. Wenn gleich Ihr Sohn hereinkommt …«
    »Was ist mit meinem Sohn?« Wulpert wurde vorsichtig, seine Augen verengten sich etwas. »Was wollen Sie von meinem Sohn? Was der sagt, ist oft Blödsinn. Er ist ein wenig bescheuert, wissen Sie? Hatte als Kind 'ne Hirnhautentzündung … da muß was zurückgeblieben sein.«
    Die Tür wurde aufgestoßen, Josef Wulpert stürzte ins Zimmer und atmete schwer.
    Willi Wulpert schoß hoch wie gestochen. »Das gibt allerdings ein Trara!« brüllte er. »Polizei schlägt Unschuldigem fast das Auge aus! Ja, wo leben wir denn? Im Busch oder im Urwald?! Jetzt rufe ich doch meinen Anwalt an …«
    »Das war nicht die Polizei, Vater.« Josef Wulpert lehnte sich gegen die Wand und drückte das Taschentuch wieder auf sein geschwollenes Auge. »Das war dieser Tenndorf. Alles Scheiße, Vater … alles ist im Eimer …«
    »Halt die Schnauze!« schrie Wulpert außer sich. »Was soll denn im Eimer sein?« Und zu den anderen gewandt, fügte er hinzu: »Sagte ich es nicht: Er ist leicht bescheuert … er redet Blech …«
    »Dafür reden wir jetzt stahlhart miteinander, Herr Wulpert«, meinte Steffen Holle fast genußvoll. »Sie haben das Pech, daß wir Sie des Diebstahls überführen können.«
    »So einen Blödsinn habe ich lange nicht gehört!« schrie Wulpert.
    »Ihre Pechsträhne ist geradezu romanreif. Ihr Sohn lockt in der Großen Heide neben anderen Tieren auch einen Hund und eine Katze in seinen Wagen … einen schwarz-weiß-roten Hund und eine rotgestreifte Katze. Die Besitzer dieser Tiere sind Michael Holthusen und Ludwiga Tenndorf. Sie werden gleich hier ins Zimmer kommen, zusammen mit ihren wiedergefundenen Lieblingen. Aber damit nicht genug: Bei Tenndorf kaufte Ihr Sohn auch noch – ahnungslos, an wen er da geraten war – einen Vorstehhund Bravo, der nur geliehen war und den sein Besitzer mit einem Pfiff wieder abholte: der Förster Lutz. Bei Ihnen abholte, Wulpert, nachdem er unter dem Namen Bärtke – der Name Ihrer Schwester – erworben worden war. Und die Nummer drei: Sie lassen unter anderem bei Prof. Dr. Sänfter dessen Schäferhund Arras stehlen und verkaufen ihn sofort wieder als Versuchshund an das Forschungsinstitut der Klinik – Leiter Prof. Dr. Sänfter. Der Verkäufer, Herr Schneider, war auch Ihr Sohn … Ist das nicht eine Groteske?«
    Willi Wulpert starrte mit geröteten Augen zu seinem Sohn hinüber. Der stand an der Wand und hob nur die Schultern.
    »Du Rindvieh!« sagte Wulpert dumpf. »Du Hirnarsch! Du Arschloch!«
    »Es ist aus, Vater …«, stammelte Josef Wulpert.
    Am Kachelofen begann Emmi Wulpert zu weinen. Ihr Schluchzen war ein paar Sekunden der einzige Laut in der völligen Stille. Dann holte Willi Wulpert tief Atem und zog den Kopf zwischen die Schultern.
    »Das war alles mein Sohn, der Idiot.« Er sagte es langsam und betont. »Wenn er mir Tiere brachte, war ich immer in dem festen Glauben, er hätte sie gekauft. Und das ist legitim: Ich habe ja mein angemeldetes Gewerbe als Tierhandlung.« Er zeigte auf Abbels. »Das hat der Kommissar doch alles genau überprüft. Da gibt es doch nichts zu leugnen, weil es ein reguläres Geschäft ist: Ja, ich verkaufe Tiere an Kliniken und an chemische oder pharmazeutische
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